Nuke City
»Sprechverbindung mit Sicherheit.«
Einen Augenblick später meldete sich eine klare männliche Stimme über die Lautsprecher des Fahrstuhls. »Hier Sicherheitskontrolle, Ms. Uljaken.«
Sie sah auf zu einer Stelle, wo, wie Kyle vermutete, die MikroÜberwachungskamera angebracht war. »Kraft meiner Autorität brauche ich sofort Melissa Trumans Biomaterial aus der Tiefkühlung.«
»Alles?« fragte die Stimme, als der Fahrstuhl abbremste.
Hanna warf einen Blick auf Kyle, der den Kopf schüttelte. »Nein«, sagte sie, »nur eine Probe.«
»Ist unterwegs. Sicherheit Ende.«
Die Fahrstuhltüren öffneten sich, und die beiden betraten den langen Flur, der zur Wohnung der Trumans führte. Es waren keine Wachen anwesend, aber Kyle wünschte, es wäre anders gewesen.
»Ist es so ernst?« fragte Hanna, als sie sich den Mahagonitüren näherten.
»Ich will es mal so ausdrücken«, sagte Kyle. »Wenn ich recht habe, ist diese Linda Hayward nicht von dieser Erde.«
»Wie bitte?« Daniel Trumans Gesicht war weiß geworden. Seine Frau stand neben ihm, immer noch in Abendkleidung, und umklammerte seinen Arm.
»Es tut mir leid, aber es ist eine nicht von der Hand zu weisende Möglichkeit«, antwortete Kyle. »Ich habe zwei Frauen gesehen, die beide Westen mit den Worten ›Desolation Angels‹ darauf trugen, und beide Frauen waren Geister.«
»Sind Sie sicher, daß es nicht nur zwei mächtige Magierinnen waren?« fragte Facile, der ebenfalls Abendkleidung trug. Kyle war zufrieden gewesen, als er gesehen hatte, daß der Ork mit den Trumans aus dem Hubschrauber gestiegen war, wenngleich er den Verdacht hatte, daß Truman senior die verstärkte Anwesenheit der Sicherheit langsam auf die Nerven ging. »Sie könnten ihre Auren falsch interpretiert ...«
»Lieutenant«, sagte Seeks-the-Moon, in die Betrachtung der winzigen Farbpunkte des Wandgemäldes vertieft. »Glauben Sie mir, wenn ich sage, daß ich den Unterschied zwischen einem im flammenden Chaos der Metaebenen geborenen mächtigen Geist und der Aura Erwachten Fleisches kenne.« Er warf einen raschen Blick auf Kyle. »Nichts für ungut.«
Kyle ignorierte ihn. »Nein, wir sind sicher«, sagte er zu Facile. »Die unmaskierte Aura eines Geistes ist unverkennbar. Und dann ist da noch die Tatsache, daß beide durch die Rückwand der Damentoilette verschwunden sind.«
»Könnten sie sich nicht auch unsichtbar gemacht und den Laden auf andere Weise verlassen haben?« fragte Facile.
»Unwahrscheinlich.«
»Aber wäre es möglich?«
Kyle wandte sich an Truman. Er war wütend. »Mr. Truman, das sind die Tatsachen, wie ich sie verstehe. Ihr Sohn wird vermißt. Wir haben bewiesen, daß er von einer mächtigen Schutzvorrichtung umgeben ist. Wir haben eine Verbindung zwischen ihm und einer Frau namens Linda Hayward, die Mitglied einer Gang namens Desolation Angels zu sein scheint, möglicherweise einer reinen Frauengang. Wir haben gesehen, daß mindestens zwei Mitglieder der Desolation Angels Geister sind. Das sind ausreichend Gründe zur Beunruhigung.«
Truman nickte zögernd, während sein Verstand sorgfältig alles analysierte, was Kyle ihm erzählte. »Wenn es sich um irgendwelche Geister handelt - und verzeihen Sie, aber ich bin kein Experte -, müssen sie dann nicht von jemandem befehligt werden?«
Kyle schüttelte den Kopf. »Es gibt viele verschiedene Arten von Geistern. Manche sind wie Seeks-the- Moon, Charlotte und Delta, die von Magiern beschworen und geformt werden. Diese und ähnliche Geister werden alle befehligt und können nur innerhalb gewisser Grenzen aktiv sein.«
Immer noch das Gemälde betrachtend, räusperte sich Seeks-the-Moon.
Kyle warf einen Blick auf ihn. »Manche besitzen wegen ihres Wesens und der Tatsache, daß sie sich als vertrauenswürdig erwiesen haben, eine ziemlich große Flexibilität, sogar Autonomie. Alle besitzen jedoch ausgeprägte Persönlichkeiten, manchmal sogar mit unerwünschten Eigenarten. Je nachdem, wie sie behandelt werden, können manche Geister unverschämt und wütend auf ihren Meister werden und sogar Rachegefühle entwickeln. Einmal beschworen, sind alle lebendige Wesen.
Es gibt andere Geister, die allgemein unter dem Begriff ›freie Geister‹ geführt werden. Diese Geister haben einen eigenen, freien Willen. Ein beschworener Geist kann frei werden, wenn sein Meister stirbt oder der Geist so mächtig wird, daß er sich gegen seinen Meister wendet und ihn besiegt. Außerdem gibt es Geister, die einfach kraft ihres
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