Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
Ich ringe mir ein mühsames Lächeln ab, gleichsam, um zu zeigen, da kann ich auch nichts dafür, ich bin unschuldig an dieser peinlichen Situation.
Hey, Freundchen, das war so nicht ausgemacht, grolle ich, Du hast Dich nicht an die Spielregeln gehalten. Ein Date am Arbeitsplatz, zumal mit einem Unbekannten, das ist tabu und obendrein unterste Schublade. Stell’ Dir vor, ich komme morgen in Deiner Praxis vorbei und stelle mich hinter den Bohrer und fange das Plaudern an.
Aber der Zahnklempner ist ein arroganter Mann, der meint, Narrenfreiheit zu haben, außerdem anscheinend mit so wenig Empathie ausgestattet, dass er nie auf die Idee käme, dass mir die Situation peinlich und unangenehm sein könnte.
Nach Dienstschluss - ich atme tief und erleichtert auf, uff, das wäre erst mal geschafft - führt er mich in ein Lokal am St. Johanna-Markt, in der Stadtmitte.
Kaum dass wir Platz genommen haben, gibt es für ihn nur ein Thema, nämlich seine Ex, die ihm ans Geld gegangen sei und dieses mit vollen Händen rausgeschmissen habe, und jeden erdenklichen Luxus für sich beansprucht hatte.
Ich sehe die Zeichen an der Wand. Die Ex sollte ein Tabu beim ersten Date sein, hier aber Fehlanzeige. Eine Fortsetzung der Geschichte gibt’s nicht.
Klagelied über Deutschland
Kurz darauf, an einem Abend unter der Woche, findet ein Treffen mit einem Diplom-Ingenieur statt, in Öhringen, im Hohenlohekreis, wo ich gerade arbeite.
Der Kandidat ist Iraner, Mitte vierzig, auf dem Foto nett ausschauend, den würde man sicherlich nicht von der Bettkante stoßen.
Bei unserem Meeting gibt er mir allerdings fast schüchtern und zögerlich die Hand, kein kräftiger und männlicher Handschlag, sondern ein sachtes und beinahe ängstliches Berühren.
Sofort beanstandet er, dass ich laut rede, zu laut für ihn, er schaut sich ängstlich um, ob etwa ein Fremder unserer Konversation lausche.
Die laute Sprache, so lache ich, die kommt von meinem Beruf als Apothekerin, wo ich den lieben langen Tag die oft schwerhörigen Kunden anschreien muss, damit sie meine Worte verstehen.
In die Eisdiele zieht’s ihn alsdann, den guten Mann, nein, ein Abendessen muss nun wirklich nicht sein, das geht immer gleich ordentlich ins Geld, und obendrein habe er keinen Hunger. Und sich spät abends den Magen vollzuschlagen und zu füllen, das kann nicht gesund sein, und schlafen kann man dann auch stets so schlecht. So lautet sein Gejammer.
Verhuscht nimmt er in der letzten Ecke des Cafes Platz, gleich neben den Örtlichkeiten, wo man seine Notdurft verrichten kann.
Nun Platz genommen, wird er gesprächiger und taut langsam auf, wie ein Eis, das zu lange in der Tiefkühltruhe gelagert hat, und nun der Wärme ausgesetzt wird. Sogleich beginnt er sich zu ereifern, und zwar über die Deutschen, die so egoistisch seien, und immer nur den eigenen Nutzen und den eigenen Vorteil im Hinterkopf hätten.
Und alles drehe sich in Deutschland lediglich um den Mammon, des Deutschen bester Freund. Diese beteten das Geld regelrecht an, gleichsam dem goldenen Kalb - ein einziges Klagelied stimmt er an.
Im Iran dagegen, und seine Stimme wird augenblicklich weich und seine Gesichtszüge entspannen sich, seien die Menschen mildtätig und großherzig, z. B. behandle sein Onkel, ein ganz famoser Zahnarzt, die Armen umsonst.
Ja, guter Mann, will ich einwerfen, so einfach geht die Rechnung nicht auf. In Deutschland haben wir einen Sozialstaat und eine Solidargemeinschaft, jeder ist krankenversichert und das ist auch gut so. Und hier zahlt der Reiche oder Besserverdienende einen höheren Betrag als der Arme, und zahlt somit auch für die Menschen mit geringem Einkommen mit. So ist unser System, und wie auch Du weißt, sind die Steuern in Deutschland sehr hoch, und dienen unter anderem dazu, die Schwachen zu stützen.
Aber ich bleibe gelassen und denke, Du kannst mich mal, bei dem redest Du eh nur gegen eine Wand. Lass ihm sein Recht, und mir meine Ruhe.
Sein nächstes Thema sind die deutschen Frauen, auch sie kriegen ihre Abfuhr. Diese seien sexsüchtig und wollten nur das Eine von ihm, und das gleich beim ersten Date. Nein, aber darum ginge es ihm nun gar nicht - und er schüttelt angewidert den Kopf - das wolle er gleich klarstellen. Wenn er Sex will, dann gehe er in den Puff. „Ich blättere 200 Euro auf den Tisch“, sagt er, „was brauch’ ich die Glücksschiff-Weiber dafür. Sex gibt’s an jeder Ecke, im freizügigen Deutschland.“
Ich will ihn fragen,
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