Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)
ertrinkt der Nächste«, sagte Richard. »Kannst du das verantworten, Großvater?«
»Wenn die Theorie stimmt«, sagte Sheila langsam, »wenn es hier einen Menschen gibt, der andere über Bord wirft, einfach so, aus Lust am Töten und weil er sich sicher fühlt ... Wenn das also stimmt und er das auf der letzten Kreuzfahrt auch schon gemacht hat, dann hätten wir doch einen Hinweis auf den Täter.«
»Warum?«, fragte Monty.
»Wir gleichen die Passagierlisten ab«, sagte Sheila. »Der Täter muss ein Passagier sein, der auch bei der letzten Kreuzfahrt dabei war.«
»Sehr gut«, sagte Charles Walther und nickte Sheila anerkennend zu. »Diese Spur sollten wir auf jeden Fall verfolgen. Wenn es Passagiere gibt, die zweimal hintereinander dieselbe Fahrt machen, sollten wir sie genauer ins Visier nehmen.« Er wandte sich an Jeremy. »Sie könnten gewiss ein paar Leute abstellen, die diese Passagiere im Auge behalten, nicht wahr? Das kann ja unauffällig geschehen.«
Jeremy nickte. »Sicher.«
»Gut, Jeremy kann diese Passagiere durch die Angestellten überwachen lassen. Aber wer überwacht die Angestellten?«, gab James zu bedenken. »Angenommen, es gibt diesen Täter, dann muss er nicht notwendigerweise ein Passagier sein. Unser Täter kann auch ein Angestellter sein.«
»Dreihundert!«, rief Richard aus. »Damit hätten wir dreihundert Verdächtige!«
»Das macht die Sache nicht viel übersichtlicher«, sagte Monty.
»Was schlagen Sie vor, James?«, fragte Sheila. James sah Jeremy an. »Wollen Sie wissen, was ich an Ihrer Stelle tun würde?«
Jeremy erwiderte ruhig seinen Blick. »Sagen Sie es mir.«
»Es geht darum, weiteres Unglück zu verhindern. Nur das zählt. Machen Sie publik, was geschehen ist. Geben Sie eine Meldung durch die Bordlautsprecher. Es gibt keine andere Möglichkeit. Wir können nicht für die Sicherheit der Passagiere garantieren, aber das Mindeste, was wir tun können, ist, sie zu warnen.«
»Mr Gerald hat recht, Großvater«, sagte Richard eindringlich. »Es wäre schon einmal etwas, wenn die Leute nachts die Außenbereiche meiden würden.«
Jeremy sah mit unbewegtem Gesicht von Richard zu James, dann der Reihe nach in die Gesichter der anderen. Schließlich drehte er ihnen den Rücken zu. Es war ganz still im Raum, alle beobachteten den hochgewachsenen, hageren alten Mann. James versuchte nachzuempfinden, was in ihm vorging. Vermutlich war es für einen Mann wie Jeremy schwer zu akzeptieren, wenn seine Pläne nicht aufgingen oder etwas nicht nach seinen Wünschen verlief. Andererseits wäre er nicht so reich geworden, wenn er mit Problemen nicht umzugehen gewusst hätte. James konnte sich nicht vorstellen, dass ihn diese Krise tatsächlich aus dem Konzept bringen würde. Schließlich drehte Jeremy sich wieder zu ihnen um.
»Ich bin zu einem Entschluss gekommen«, sagte er. »Macht euch keine Sorgen. Wir werden morgen früh in Valletta einlaufen und mit Phyllis ihren neunzigsten Geburtstag feiern, darauf könnt ihr euch verlassen.«
»Aber was willst du tun?«, fragte Richard.
Jeremy lächelte. »Ich werde euch bald darüber informieren. So lange erwarte ich von euch nur, dass ihr Phyllis nichts sagt. Vertraut mir.«
»Es wird keine Durchsage geben«, stellte Sheila bitter fest. »Dein Schiff ist dir wichtiger als die Menschen.«
»Unsinn«, sagte Jeremy. »Ich werde das regeln, und ihr macht euch jetzt bitte keine Sorgen mehr. Es klärt sich alles auf. Lassen wir die anderen nicht länger mit dem Essen warten.« Jeremy nickte allen zu und ging hoch erhobenen Hauptes aus dem Raucherraum.
»Der blufft doch nur«, sagte Richard wütend, während sie ihm in einigem Abstand folgten. »Das ist typisch für ihn. Immer im Alleingang und immer der große Chef. Herr der Zeit, Herr des Schiffes, Herr der Welt. Ich könnte kotzen. In Wahrheit spielt er nur auf Zeit. Ich wette, er hat keinen Schimmer, was er tun soll.«
Kapitel 20
James fasste einen Entschluss, als die Suppe aufgetragen wurde. Er legte die Serviette beiseite, entschuldigte sich und stand auf.
»Die Prostata, was, alter Knabe?«, rief Al ihm nach. »Macht mir auch zu schaffen!« James bemerkte noch, wie Rosie versuchte, ihren Mann mit einem Blick zum Schweigen zu bringen, was Al jedoch nicht davon abhielt, die männlichen Tischnachbarn lautstark über ihren nächtlichen Harndrang zu befragen. James war es nur recht, dass sie dachten, er ginge zur Toilette. Die anderen über sein Vorhaben zu informieren wäre hinderlich
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