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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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gewesen und hätte nur weitere sinnlose Diskussionen entfacht. Er ging durch den angrenzenden Speisesaal zum festlich gedeckten Kapitänstisch, wo der Kapitän soeben das Glas erhob und einen Toast aussprach.
    James wartete, bis er seine Ansprache beendet hatte. »Kapitän Sullivan, ich muss Sie dringend sprechen«, raunte er ihm ins Ohr. Der Kapitän musterte ihn freundlich. »Jederzeit gerne. Aber nicht jetzt.« Er machte eine ausladende Geste. »Sie sehen ja selbst. Das Essen wird aufgetragen.«
    »Es ist wichtig«, sagte James. »Wir vermissen zwei Mitreisende.«
    Der Kapitän nahm die Serviette und legte sie sich aufden Schoß. »Das Schiff ist groß, da kann man sich schon mal aus den Augen verlieren. Aber seien Sie unbesorgt, die tauchen schon wieder auf. Hier verschwindet niemand. Wohin auch.« Er lachte. »So, und nun entschuldigen Sie mich bitte. Die Suppe wird kalt.«
    »Und wenn sie über Bord gegangen sind?«
    Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Machen Sie sich keine Sorgen. Wenn Sie sehr beunruhigt sind, schlage ich vor, Sie wenden sich an die Rezeption, ich bin sicher, dass Ihnen dort geholfen werden kann. Und jetzt entschuldigen Sie mich wirklich, wir wollen anfangen.« Er wandte sich den anderen Gästen zu.
    James ging auf direktem Weg zur Kommandobrücke. Als er eintrat, war er von den schicken weißen Uniformen geblendet und genoss für einen Moment die Vorstellung, ein Szenario seiner Jugend zu betreten, als der Virus der Freizeitkleidung sich noch nicht egalisierend in der Gesellschaft ausgebreitet hatte. Dann besann er sich. Die schicken Uniformen gehörten zur Gesamtshow einer Kreuzfahrt. Genau wie das Kapitänsdinner und die Blasmusik beim Ablegen täuschten sie die Passagiere darüber hinweg, dass aus dem elitären Vergnügen von einst längst Massentourismus geworden war.
    James ließ sich zu Ross Abbot, dem Ersten Offizier, führen, dem er in knappen Worten sein Anliegen darlegte. Diesmal stieß er zu seinem Erstaunen auf offene Ohren.
    Abbot führte ihn sogleich zu einem großen Tisch im hinteren Bereich der Kommandobrücke und bat ihn, Platz zu nehmen. »Warum sind Sie damit nicht früher zu uns gekommen?« Der Mann mit den grauen Schläfen sah ihn mit wachen Augen an. »Das ist eine sehr ernste Sache.«
    James erklärte ihm die Zusammenhänge und dass man zunächst auch nicht sicher gewesen sei, ob Eden wirklich verschwunden war. »Sehen Sie, wir hielten sein Verschwinden zunächst für harmlos, nur seine Frau machte sich von Anfang an Sorgen, hat ihn gleich ausrufen lassen und später als vermisst gemeldet.«
    »Ja, ich erinnere mich«, sagte der Erste Offizier. »Aber dann hieß es doch wenig später, er sei wieder aufgetaucht.« Er stand auf, holte eine Mappe und blätterte darin. »Da ist es, sehen Sie. Gegen 10.00 Uhr heute Morgen erhielten wir die Nachricht, dass sich der Vermisste wieder gemeldet hätte. Alles in Ordnung.«
    »Wer hat diese Meldung gemacht?«, fragte James.
    Abbot schaute in seinen Unterlagen nach. »Jeremy Watts. Unser Reeder.«
    »Ja«, sagte James nachdenklich. »Sehen Sie, Mrs Phyllis Barnes, die Ehefrau des Vermissten, ist eine alte Freundin von Mr Watts. Wir machen diese Reise, um morgen gemeinsam ihren neunzigsten Geburtstag an Bord zu feiern. Doch der Gesundheitszustand der alten Dame wurde kritisch, als sie sich Sorgen um ihren Mann machte. Also kam Mr Watts auf die Idee, sie zu beruhigen, indem wir ihr sagten, dass wir ihren Mann gefunden hätten.«
    »Wie das?«, fragte der Erste Offizier.
    »Mr Watts teilte ihr mit, ihr Mann habe einen komplizierten Beinbruch erlitten und sei mit dem Helikopter umgehend nach Marseille in eine Spezialklinik geflogen worden«, sagte James. Er hob beschwichtigend die Hand. »Sagen Sie nichts. Sehen Sie, wir dachten nicht an ein Verbrechen. Jedenfalls nicht daran, dass Mr Philpotts ernsthaft etwas passiert sein könnte. Eher noch, dass er ein Heiratsschwindlerwar, der sich aus dem Staub gemacht hatte. Aber das sollte Mrs Barnes nicht erfahren.«
    »Früher oder später wäre es doch ohnehin rausgekommen«, wandte der Erste Offizier ein.
    James nickte. »Es war auch nicht meine Idee. Diese ganze komplizierte Sache haben wir Ihrem Chef zu verdanken.«
    »Kapitän Sullivan?«
    »Nein, Mr Watts. Er hat Mrs Barnes diese Reise zum Geburtstag geschenkt und will unbedingt, dass der alten Dame erst nach ihrem neunzigsten Geburtstag reiner Wein eingeschenkt wird. Der ist morgen, und deshalb das ganze Theater. Er fühlt sich wohl

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