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Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Titel: Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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habe, so um die dreißig,der so aussieht, als ob er sich von den Klippen stürzen will. Ich sage Nein, und er meint, ich soll die Augen offenhalten. Na, vielen Dank. Ich habe mich gleich umgedreht und bin auf dem schnellsten Weg zurück. Wer hat schon Lust, einem Selbstmörder in die Arme zu laufen, frage ich Sie. Wer weiß, am Ende brauchte der noch einen, der ihm Händchen hält, wenn er sich die Klippen runterstürzt!«
    »Und, sind Sie ihm noch begegnet?«, fragte Sheila.
    »Zum Glück nicht«, sagte der Taxifahrer. »Vielleicht hat er es sich anders überlegt. Aber die Klippen sind bestimmt eine Attraktion für Leute, die Schluss machen wollen. Man sollte das Ganze einzäunen und Eintritt nehmen: Sprung von der Klippe   – 100   Pfund. Es ist so leicht: ein Schritt über den Rand, ein kleiner Anlauf vielleicht, dann hat man es definitiv hinter sich. Das überlebt keiner, einen Sturz aus dieser Höhe, so viel ist sicher.«
    »Aber dieser Schritt dürfte große Überwindung kosten«, sagte Sheila.
    Der Taxifahrer zuckte mit den Schultern. »Klar. Das ist nur was für Mutige. Ich würde jedenfalls noch was drauflegen müssen für einen, der mich runterschubst. Für mich wäre das nichts, vor den Zug werfen, irgendwo runterspringen und so. Wissen Sie, wie sich ein Onkel von mir umgebracht hat, nachdem er erfahren hatte, dass meine Tante einen anderen hat?« Er legte eine dramatische Pause ein. »Stellen Sie sich vor: Er hat das Ehebett mit Handtüchern ausgelegt und sich ein langes Messer in den Bauch gerammt. Unglaublich, oder? Harakiri aus Eifersucht. Meine Tante hat ihn dann später gefunden, verblutet, in einer riesigen dunkelroten Lache. Hat nichts genützt, das mit den Handtüchern. Das Blut ist bis auf die Matratze durchgesickert. Na ja, jedenfalls hätte ich so was nie gemacht. Ich bin nicht so mutig. Ich hätte viel zu viel Schiss vor Schmerzen oder davor, dass ich es nicht richtig mache und es ewig dauert, bisich endlich tot bin, und ich es vielleicht bereue, aber nicht mehr ändern kann. Da liege ich dann, das Blut läuft langsam aus mir raus, und ich will nur noch eins: weiterleben. Aber ich bin zu schwer verwundet und zu schwach, um aufzustehen. Ich sehe hilflos zu, wie ich verblute   …«
    »Was wurde aus Ihrer Tante? Das muss sie doch sehr mitgenommen haben?«, unterbrach James die genüsslichen Ausführungen des Taxifahrers.
    »Sie meinen, weil er wollte, dass sie ihn so findet? Stimmt, nett war das nicht. War wohl seine Art von Rache an ihr. Hat auch geklappt. Sie hatte einen Nervenzusammenbruch und war ein paar Wochen im Krankenhaus, hat ein Jahr lang Prozac geschluckt. Die Docs haben das aber prima wieder hinbekommen. Später hat sie sogar diesen Typen geheiratet, mit dem sie das Verhältnis hatte, und es war wieder alles so weit in Butter. Aber dann hat sich ihre Mutter umgebracht.«
    »Nein«, sagte Sheila. »So viel Unglück auf einmal.«
    »Das können Sie laut sagen.«
    »Hat sich die Mutter etwa auch erstochen?«
    »Nein, im Keller erhängt. Die Polizei meint, das machen die meisten Frauen so. Na ja, jedenfalls die, die sich umbringen. Geht angeblich ganz schnell, Genickbruch, und das war’s.«
    »Wenn man es richtig anstellt«, sagte Sheila. »Wenn man nicht genug Schwung hat, geht es wahrscheinlich nicht so schnell.«
    »Stimmt«, gab der Taxifahrer zu. »Scheußliche Vorstellung, langsam zu ersticken   …«
    Der Taxifahrer fachsimpelte mit Sheila über die Vor- und Nachteile verschiedener Möglichkeiten der Selbsttötung. James hörte nicht mehr richtig hin. Er sah aus dem Fenster und versuchte, Klarheit zu gewinnen. Aber es fehlten einfach noch zu viele Informationen, als dass sich auch nur ansatzweise ein Bild ergab. Er fragte sich, ob es wirklich sinnvoll war, sich nach Doverbringen zu lassen, ohne die leiseste Ahnung, was Maddison dort gemacht und wen er getroffen hatte.
    »Sie sagten, Mr Maddison sei sehr gesprächig gewesen«, unterbrach James die lebhafte Diskussion der beiden. »Worum ging es denn dabei? Worüber haben Sie sich mit ihm unterhalten?«
    Der Taxifahrer zuckte die Schultern. »Alles Mögliche.« Er dachte nach. »An dem Tag, als ich beinahe diesem Selbstmörder begegnet bin, der sich von den Klippen stürzen wollte, habe ich ihm auf der Rückfahrt davon erzählt, das weiß ich noch. Mr Maddison hat sich über alle Beteiligten aufgeregt. Über den Polizisten und den Selbstmörder. Besonders für den Typen, der sich umbringen wollte, hatte er überhaupt kein

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