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Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Titel: Nummer Drei: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Lake
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mehr. Ich fühlte mich eher betäubt. Das war wohl der Schock. Oder ich bin eben so. Ich meine, irgendwie bin ich tatsächlich eine taube Nuss. Innen bin ich leer wie ein Schokoladenosterhase. Das ist aber kein Selbstmitleid, auch wenn es vielleicht so klingt. Es ist einfach so.
    Tony lag ausgestreckt auf dem großen Ledersofa. Ein Pirat hatte ihn hochgehoben und dort abgelegt. Ich achtete inzwischen kaum noch auf die Unterschiede zwischen den Piraten – ich wusste nicht einmal, wie viele es waren –, aber dieser eine war mir sofort unheimlich. Er trug ein rotes Stirnband, hatte ein schwaches Kinn und harte Augen. Ausdruckslose Augen. Tote Augen. Die Kabinenwände strahlten mehr menschliche Wärme aus als diese Augen.
    Der Jüngere kam mit einem Verband aus Stoffstücken und versorgte geschickt Tonys Bein. Ich hoffte, dass der Verband sauber war. Es sah zumindest danach aus. Dann gab der Pirat dem mit den kalten Augen einen Befehl, oder jedenfalls klang es danach, und ging. Der Mann beachtete uns nicht. Er holte so etwas wie Kautabak hervor – Khat, wie ich später erfuhr –, schob ihn sich in den Mund und kaute. Schließlich ging er zu dem Stuhl in der Ecke, setzte sich und schloss die Augen.
    Tony rührte sich, zuckte vor Schmerzen zusammen und wandte sich an Damian.
    »Hast du jemanden alarmier t ?«, fragte er leise.
    »Ja. Die Royal Navy und SSAS .«
    »Gut.«
    »Was macht dein Bein? Hast du starke Schmerzen?«
    »Geht so«, sagte Tony. »Die Kugel hat nur eine Fleischwunde gerissen. Ich hatte Glück.«
    »Verschwinden sie wieder, wenn sie unser Geld und unsere Sachen haben?«, fragte ich die Stiefmutter.
    »Ich fürchte nicht«, antwortete Dad an ihrer Stelle.
    »Warum nich t ?«
    »Sie verlangen ein Lösegeld.«
    »Dann zahl! Zahl ihnen, was immer sie wollen!«
    »Ja«, stimmte Felipe zu. »Bitte bezahlen Sie die Männer. Ich will nach Hause.«
    Der Pirat mit dem Stirnband öffnete kurz die Augen, grunzte, wackelte ein wenig mit der Waffe und schloss die Augen wieder. Es war jetzt schon klar, dass ich den Kerl nicht leiden konnte.
    »Ganz so einfach ist das nicht«, wandte Tony ein. »Es gibt eine Versicherung. Außerdem die Royal Navy. Wir müssen erst mal abwarten und sehen, was sie eigentlich verlangen.«
    »Um Gottes willen!« Die Stiefmutter brach wieder in Tränen aus.
    Ich fing Damians Blick ein. Er lächelte leicht, die irischen Grübchen blitzten wie kleine Lichter.
    Kurz danach kam der Anführer herein. Er deutete auf sich.
    »Ahmed«, stellte er sich vor.
    Da erst bemerkte ich die Narbe, die vom linken Augenwinkel bis zum Kinn verlief. Er war eine starke Persönlichkeit, was wohl vor allem die klugen und strahlenden Augen verrieten. Ich will damit sagen, ich erkannte gleich, warum er der Anführer war.
    Dann deutete Ahmed auf den jüngeren Mann, der so gut Englisch sprach.
    »Das ist Farouz. Ich bin Boss, Farouz ist Übersetzer. Alles klar?«
    »Alles klar«, antwortete Dad. »Ich bi n …«
    »Nein. Du hast keinen Namen. Du bist Nummer Eins. Die da ist Nummer Zwei. Und si e …«
    Er ging herum und gab uns neue Namen. Ich war Nummer Drei, wie gesagt. In diesem Moment lief es mir kalt über den Rücken. Ich weiß ja, wie abgegriffen so etwas klingt, aber dieses Kältegefühl breitete sich wirklich auf meinem ganzen Rücken aus. Es war nämlich offensichtlich, warum sie uns Zahlen zuteilten. Es ist viel schwieriger, einen Menschen zu töten, dessen Namen man kennt. Sie machten weiter und nummerierten auch Tony, Damian und Felipe durch. Felipe war der Letzte, er war Nummer Sechs. Wider Willen war ich ziemlich beeindruckt, weil die Piraten die Hackordnung so schnell erfasst hatten. Sie erkannten beispielsweise, dass Damian der Kapitän war, Tony aber im Grunde über ihm stand.
    »Jetzt«, verkündete Ahmed, »jetzt will ich Safe mit zehntausend Dollar.«
    »Soll ich das Geld holen?«, fragte mein Dad.
    »Nein. Du bringst mich hin.«
    Er winkte mit seinem AK - 47 , damit Dad vor ihm durch die Tür trat. Dad warf uns einen Blick zu, hob die Schultern und ging. Ahmed folgte ihm.
    Als sie draußen waren, sah Farouz sich Tony an. Er wurde wütend und ging zu dem anderen Piraten, dem Beängstigenden, der kaute. Als Farouz vor ihm stand und ihn anbrüllte, öffnete der Mann gelassen die Augen. Ich hörte mehrmals das Wort biyo.
    Der Pirat mit den toten Augen und dem roten Stirnband seufzte, stand auf und ging hinaus. Farouz wippte ungeduldig mit dem Fuß. Gleich darauf kehrte der andere Mann mit einigen

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