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Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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das für einigen Aufruhr sorgen wird.»
    «Das tut es auch, und es wird noch weitergehen. Ich will mir das einfach nicht verderben, indem ich übertrieben auf diese Sache mit Joe reagiere. Kannst du das verstehen? Du musst in der Schule doch sicher auch häufig politische Entscheidungen treffen.»
    «Ständig. Und natürlich verstehe ich dich. Aber dieser Joe   …» Er warf einen Blick auf das verpackte Geschenk. «Willst du es nicht aufmachen?»
    Ich riss das Geschenkpapier ab. Darunter kam eine schlichte Schachtel zum Vorschein. Ich öffnete sie und nahm einen mit Einlegearbeiten verzierten, hochglanzpolierten Holzrahmen heraus. Hinter dem Glas lächelte mir Joe entgegen. Ein professionelles Porträtfoto vor hellblauem Hintergrund. Das flaue Gefühl im Magen wurde zu einem Anflug von Übelkeit.
    «Offenbar glaubt er, dass du seine Zuneigung erwiderst.» Auf Richs Gesicht lag ein gezwungenes Lächeln. Am liebsten hätte ich es weggewischt und die Zärtlichkeit an seine Stelle gesetzt, mit der er mich noch wenige Minuten zuvor angesehen und geküsst hatte.
    «Ich kann dir gar nicht sagen, was ich schon alles versucht habe, um ihn loszuwerden. Wenn er tatsächlich glaubt, dass ich seine Zuneigung erwidere, ist das reine Einbildung. Eine Wahnvorstellung. Der Typ spinnt.»
    «Immerhin ist der Rahmen schön», bemerkte Rich.
    Doch ich hatte keine Augen für den Rahmen, ich sah nur das Foto von Joe. Ich stand auf, ging zum Abfalleimer in der Küche und trat so heftig auf das Pedal, dass der Deckel mit einem Knall gegen die Wand sprang. Dann warf ich den Rahmen samt Schachtel hinein und ließ den Metalldeckel wieder zuschlagen. Nach kurzem Zögern holte ich die Pappschachtel wieder heraus und verfrachtete sie ins Altpapier. Rich stand in der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt, und beobachtete mich. Er konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
    «Meinst du, ich sollte das Glas auch recyceln?», fragte ich ihn.
    Er musste lachen. Mein Pragmatismus war in dieser dramatischen Situation auch wirklich etwas unangebracht.
    «Wahrscheinlich schon.»
    Also holte ich den ganzen Rahmen wieder aus dem Müll und legte ihn mit der Bildseite nach unten auf den Küchentisch. Rich übernahm es, Joes Geschenk in seine Einzelteile zu zerlegen: Er entfernte zunächst die Rückseite des Rahmens und das Foto, damit er den Glaseinsatz herausnehmen konnte.
    «Warum behältst du den Rahmen nicht einfach?», fragte er. «Der ist doch an sich gar nicht übel. Vermutlich war er teuer.»
    «Vermutlich hat er ihn irgendwo geklaut.» Ich nahm das Foto von Joe und riss es einmal in der Mitte durch. Und noch einmal. Immer wieder riss ich das Foto entzwei, bis nur noch ein Häufchen Papierschnipsel vor mir auf dem Tisch lag.Rich half mir, die Fetzen in den Müll zu fegen. Das Ganze war auch eine Art Verhandlung zwischen uns beiden: Ihn hatte dieses mutmaßliche Geschenk eines anderen Mannes beunruhigt, und ich übertrieb meinerseits ein wenig bei dem Versuch, ihm zu beweisen, wie wenig mir Joe bedeutete.
    «Vielleicht sollte ich den Rahmen tatsächlich behalten», sagte ich. «Das Schulfoto von Ben ist gerade gekommen, ich wollte sowieso einen Rahmen dafür kaufen.»
    «Zehn mal fünfzehn?»
    «Das De-luxe-Paket. Abzüge in jeder beliebigen Größe inklusive acht kleiner Fotos für die Brieftasche. Du willst nicht zufällig eins haben?»
    «Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es in der Schule so gut ankommen würde, wenn ich das Foto eines Schülers in der Brieftasche habe.»
    Ich musste lachen. Da hatte er natürlich recht. Aber ich wusste schlicht nicht, was ich mit all den Bildern anfangen sollte. Ich hatte das De-luxe-Paket bestellt, weil ich das große Foto haben wollte – aus reiner Gewohnheit, weil man das als Mutter eben so macht. Anfangs hatten Hugo und ich noch darüber diskutiert, ob wir diesen Schulfoto-Wahnsinn überhaupt mitmachen wollten. Wir hatten schließlich eine gute Digitalkamera und konnten so viele Fotos von Ben machen, wie wir wollten. Aber irgendwie war es doch eine elterliche Pflicht, alljährlich fünfzig Dollar abzudrücken, damit ein schlechter Fotograf unseren Sohn vor einem prätentiösen Hintergrund arrangierte, um ihn in ein strahlendes Fotomodell zu verwandeln. Inzwischen stellte ich die Sache nicht einmal mehr in Frage: Ich füllte einfach das Bestellformular aus und unterschrieb den entsprechenden Scheck.
    «Ein Foto von Bens Mutter allerdings   … das würde ich mir schon in die Brieftasche

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