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Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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alles erzählt hatte. «Ich werde gleich herumtelefonieren und herausfinden, wo er genau ist, ob man ihn festhalten wird und so weiter. Ich vermute allerdings stark, sie werden ihn wieder gehen lassen. Er hat Sie ja nicht mal berührt. Mit der Polizei auf Martha’s Vineyard habe ich übrigens auch schon gesprochen. Da kennt man ihn durchaus. Es liegt aber nichts gegen ihn vor, keine einstweilige Verfügung, keine psychologischen Gutachten, nur ein paar Beschwerden, die allesamt mündlich erfolgt sind. Das macht es für Sie in der jetzigen Situation natürlich nicht leichter. Vermutlich wird er verwarnt und wieder auf freien Fuß gesetzt. Sie sollten aber trotzdem so schnell wie möglich Anzeige erstatten.»
    «Schon passiert.»
    «Sehr gut.»
    «Wie er da auf mich losgestürzt ist, das war furchtbar.»
    «Das kann ich mir denken.»
    «Wenn ich eine einstweilige Verfügung gegen ihn eingelegt hätte, würde er dann jetzt in Gewahrsam bleiben?»
    «Ja, allerdings auch nicht besonders lange. Seine Wut hat Ihnen Angst gemacht? Dann stellen Sie sich das nochmal verzehnfacht vor. Ich würde Ihnen immer noch von der einstweiligen Verfügung abraten. Wir haben den Jungen auf dem Schirm. Wir beobachten ihn.»
    «Und was mache ich jetzt?»
    «Schützen Sie sich. Seien Sie vorsichtig. Weichen Sie nicht von Ihrem Tagesrhythmus ab. Gehen Sie möglichst nur in Begleitung aus dem Haus. Halten Sie Türen und Fenster gut verschlossen. Kurz gesagt: Tun Sie alles, was wir heute Morgen schon besprochen haben.»
    «Okay.»
    «Ich versuche jetzt herauszufinden, wo der Knabe genau steckt. Dann sage ich Ihnen Bescheid.»
    Als Nächstes rief ich Courtney an, gab ihr eine Kurzfassung der Ereignisse, weil sie noch bei ihrer Mittagsverabredung war, und sagte ihr, ich würde heute zu Hause arbeiten, am nächsten Tag aber wieder ins Büro kommen.
    Kurz nach drei stürmte Ben in einem Pulk schlaksiger Achtklässler nach draußen, der sich schließlich lärmend auf dem Bürgersteig zerstreute. Sie waren alle so groß, dass ich fast zwischen ihnen verschwand, und so lief Ben, der seinen Freund Henry im Schlepptau hatte, einfach an mir vorbei.
    «Ben!»
    Er drehte sich um. «Mensch, Mom! Was machst du denn hier?» Henry ging weiter, holte einen anderen Jungen ein und bog auf die Fifth Avenue ab.
    «Ich hatte in der Nähe zu tun», sagte ich. «Da dachte ich, ich hole dich einfach ab.»
    «Zu tun? Ein Interview oder was?»
    «Ein paar Recherchen.»
    «Hier in Park Slope?»
    Wie kam mein Kind eigentlich dazu, an meinen Worten zu zweifeln? Schwindelte ich denn wirklich so schlecht? Als ich gerade zum Weiterschwindeln ansetzen wollte, ging Rich an uns vorbei.
    «Hallo, Mr.   Salter.»
    «Hallo, Ben. Hallo, Mutter von Ben.»
    «Hallo, Lehrer von Ben.»
    «Schön, euch zwei zu sehen.» Er lächelte, schaute zwischen Ben und mir hin und her und ging dann weiter. Obwohl sich der Abstand zwischen uns stetig vergrößerte, konnte ich den Blick nicht von ihm lassen. Nicht von seiner Jeans mit den Farbspritzern, dem orangefarbenen Hemd mit den bis zum Ellbogen hochgekrempelten Ärmeln und den moosgrünen Wildlederschuhen. Nicht von dem dichten, braunroten Haar, das nach einem Tag Unterricht ganz zerzaust war. Und schon gar nicht von den Wirbeln zwischen Hals und Rücken, die ich zwei Nächte zuvor noch geküsst, von seiner Haut, die ich gerochen und geschmeckt hatte. Mir war noch nie aufgefallen, wie anmutig er sich auch angezogen bewegte.
    «Hallo, Erde an Mom. Gib zu, er gefällt dir.»
    «Ist das so offensichtlich?»
    «Voll.»
    «Ja, ich glaube, er gefällt mir wirklich.»
    «Warum gehst du dann nicht mal mit ihm aus?»
    «Ich war ja mit ihm aus. Am Freitag.» Es schien mir nur fair, Ben davon zu erzählen. Außerdem hatte ich bereits genug geschwindelt.
    «Und, stalkst du ihn jetzt?»
    «Darüber macht man keine Witze.»
    Mein Sohn sah mich an und sagte: «Jetzt versteh ich. Du hast Angst. Darum bist du hier.»
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. Ich konnte Ben unmöglich von meiner Angst erzählen. «Das ist doch Unsinn, Schätzchen.»
    «Ganz sicher, Mom? Du kannst es mir ruhig sagen.»
    Das wollte ich ja auch! Und wäre er zehn oder fünfzehn Jahre älter gewesen, hätte ich es sicher getan. Aber er war doch noch ein Kind, es war meine Aufgabe, ihn zu schützen. Und das hieß für mich, auch alle Sorgen von ihm fernzuhalten.
    «Ganz sicher. Ich wollte dich einfach nur sehen. Ist das kein guter Grund?»
    Er grinste und nickte so heftig, dass ihm das

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