Nur aus Leidenschaft
Kinn.
„Hast du jetzt immer noch Lust auf einen Galopp mit der guten alten Honey?"
Adam nagte an seiner Unterlippe. „Ja ... ich glaube, schon."
„Hör mal, als ich dich da mit ihr sah, war ich drauf und dran, es mir selbst noch einmal zu beweisen. Wie wär's, wollen wir zusammen reiten? Damit du ein Gefühl für die Geschwindigkeit bekommst, und damit ich sehe, ob ich es noch bringe."
Adam warf Carol ein flehenden Blick zu. „Darf ich, Miss Carol?"
Ihr konnte Pete nichts vormachen. Er wollte dem Jungen eine wichtige Erfahrung vermitteln, und das mit den nötigen Sicherheitsvorkehrungen. Ebenso war es Carol klar, dass er ihr eine Art Geschenk gemacht hatte, indem er Adam die Geschichte von der Narbe erzählte - er wollte ihr das schlechte Gewissen wegen seiner Knieverletzung nehmen.
Gerührt drückte sie Petes Arm und antwortete dann Adam: „Ich denke, ja. Aber nur dieses eine Mal, ist das klar?"
„Jawohl, Miss Carol", erwiderte der Junge gehorsam. Er strahlte übers ganze Gesicht.
Pete packte den Sattelknauf und schwang sich hinter Adam auf Honeys Rücken. „Also los, Cowboy", sagte er und grinste.
Vorsichtig ließ Adam die Zügel locker und gab dem Pferd einen leichten Stoß mit den Fersen. „Lauf zu, Honey", sagte er und machte ein enttäuschtes Gesicht, als Honey sich nur langsam in Bewegung setzte.
„Lauf zu?" wiederholte Pete tadelnd. „Das reicht nicht, mein Junge. Du musst dem Pferd deutlich mitteilen, was du von ihm willst. Und jetzt ha lt dich fest, Cowboy, ich zeige dir, wie es gemacht wird!" Damit drückte er Honey die Hacken in die Flanken, und das Pferd stob nach vorn.
Adam ächzte und riss die Augen auf. Der Schwung warf ihn rückwärts gegen Petes Brust.
Normalerweise hätte Carol sich Sorgen gemacht, doch sie sah, dass Pete den Arm um den Jungen geschlungen hatte und ihn sicher im Sattel hielt. Er legte seine große Hand über die des Kindes und half ihm mit den Zügeln.
Das Herz wurde ihr weit, während sie die beiden beobachtete. Honey lief in vollem Galopp über den Reitplatz. Wenn man Carol gefragt hätte, welches Grinsen breiter war - das von Pete oder das von Adam - , hätte sie es nicht zu sagen gewusst.
8. KAPITEL
Immer wenn es in seinem Leben zu glatt lief, wurde Pete misstrauisch. Irgendwie rechnete er damit, dass der Wind sich demnächst drehte und ihm kräftig ins Gesicht blasen würde. Diese düsteren Gedanken gingen ihm durch den Kopf, während er den Stall ausmistete. Er war angespannt, gefasst auf die eine oder andere Katastrophe, die ihm die gute Laune verderben würde.
Wahrscheinlich habe ich diese Einstellung von Troy übernommen, sagte er sich, weil Troy sich ständig über alles Mögliche Sorgen macht. Pete lächelte schief, als er an seinen Freund dachte. Troy fehlte ihm, und Clayton natürlich auch. Obwohl die beiden in ihrem Wesen so unterschiedlich waren wie Tag und Nacht, waren sie seine besten Freunde. Für jeden von ihnen würde er wenn nötig das letzte Hemd geben, und sie umgekehrt für ihn.
Er blickte hinüber zu Carol, die auf einem Heuballen saß und Zaumzeug putzte. Mit gerunzelter Stirn rieb sie sorgfältig einen ledernen Sattel, der vor ihr auf einem Ständer lag, mit Sattelseife ein.
Pete unterbrach seine Tätigkeit, lehnte sich auf die Mistgabel und stützte das Kinn auf den Griff. Er hatte längst gemerkt, dass etwas sie beschäftigte, und das gab ihm zunehmend zu denken. Immer wieder ertappte er sie dabei, dass sie die Stirn runzelte und ihr Blick bedrückt wurde. Doch sobald er sie nach dem Grund ihres Kummers fragte, lächelte sie gezwungen und wich aus. Sie sei nur nachdenklich, behauptete sie.
Das Schlimme war jedoch, dass er genau wusste, was ihr zu schaffen machte. Sie dachte daran, dass er bald wieder gehen würde. Seit einer Woche war er jetzt auf der Ranch, und ihr war ebenso klar wie ihm, dass sein Aufenthalt sich dem Ende näherte. Selbst wenn Clayton nicht so bald zurückkehrte, konnte er es sich nicht leisten, noch viel länger zu bleiben. Mit jedem Tag, den er nicht in der Rodeo-Arena verbrachte, vertat er eine Chance, Punkte zu erringen. Und er brauchte die Punkte für Las Vegas, wo im kommenden Dezember die nationalen Endspiele stattfanden.
Pete seufzte, griff erneut nach der Forke und grub sie in das Heu, das auf dem Boden ausgestreut war. Carol noch einmal nach ihrem Kummer zu fragen, wäre Zeitverschwendung.
Und auch wenn es ihm gelänge, sie zum Reden zu bringen, was würde es ihm nützen? Was sollte er ihr
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