Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
Fadenkreuz leicht vom Ziel abwandern, und während er verzweifelt versuchte, das Gewehr trotz seiner Nervosität und den starken Windböen ruhig zu halten, platzierte er es anschließend langsam genau über dem Ziel und verstärkte den Druck auf dem Abzug.
    Mit einem scharfen
Phuttt!
verschoss der Gaszylinder die Erste der zehn Patronen im Magazin, und fast gleichzeitig ertönte ein scheußlich lautes
Twack!,
als die Patrone in die fleckige Holzverkleidung der Scheunenwand einschlug, mehrere Zentimeter links vom Sensor.
    Der Apostel hielt den Atem an, starrte hinauf zum Schlafzimmerfenster und zitterte jetzt noch stärker. Zu seiner Erleichterung regte sich nichts. Wie konnte er nur so danebenschießen? Gestern war er hinaus an einen einsamen Ort gefahren und hatte das Schießen auf ein Ziel in genau derselben Entfernung geübt. Mit siebenundneunzig von hundert Kugeln hatte er genau ins Schwarze getroffen.
    Er schoss zum zweiten Mal und traf wieder nur die Verkleidung, diesmal direkt unterhalb des Ziels. Er schwitzte am ganzen Körper, am Kopf und an den Händen, die an den Lederhandschuhen klebten. Er beobachtete das Schlafzimmer, ob das Licht eingeschaltet wurde oder sich die Gardinen bewegten, doch wieder stellte er erleichtert fest, dass sich nichts rührte. Der Wind verursachte so viele Geräusche, dass eine kleine Kugel Kaliber . 22 wahrscheinlich kaum auffiel – andererseits konnte er das selbst in dieser Entfernung kaum glauben.
    Er feuerte seinen dritten Schuss ab.
    Noch weiter daneben. »Nein!«, rief er unwillkürlich.
    Der Wind und seine Frustration trieben ihm Tränen in die Augen. Sieben Patronen noch. Sieben. Dabei brauchte er nur eine.
    Er blinzelte, wischte die Tränen mit dem Lederhandschuh weg, zielte sorgfältig, fühlte sich jetzt zuversichtlich, hatte das Ziel fest im Visier, als er den Abzug drückte. Die Kugel driftete nach links ab und musste auf Metall getroffen sein, denn es gab ein lautes Ping, verdammt laut. Er duckte sich, wartete und starrte das Schlafzimmerfenster und die anderen Fenster an, voller Angst, diesmal wirklich jemanden geweckt zu haben.
    Nur fünfzehn Meter! Wie kann ich aus nur fünfzehn Metern mein Ziel verfehlen? Wie? Das kann doch nicht sein!
    Bitte, Gott, verlass mich jetzt nicht!
    Er ließ ein paar Minuten verstreichen, bis er davon ausging, dass im Haus alles ruhig war. Dann zielte er erneut. Drückte den Abzug. Und hätte vor Freude fast gejubelt, als das Glas explodierte und die Scherben mit kaum hörbarem Klirren auf den Kies regneten. Der weiße Plastiksensor baumelte an den Drähten. Durch das Fernglas überprüfte der Apostel, dass er tatsächlich den Sensor und nicht nur das Gehäuse erwischte hatte, doch der Schaden schien beträchtlich zu sein. Ziel zerstört.
    Sein Mund wurde trocken vor Aufregung. Er legte das Gewehr nieder und klopfte auf die Pistole in seiner Tasche. Aus der linken Tasche holte er das Lederetui mit den Wolfram-Dietrichen. Sein Inneres krampfte sich zusammen, der rote Schleier der Panik senkte sich wieder über ihn, und er musste sich zwingen, ruhig zu bleiben und an seinen Plan zu denken.
    Er sollte es nach einem Unfall aussehen lassen, einem Brand, so lauteten seine Befehle. Aber er fand das zu gefährlich, er wollte nicht erwischt werden. Nein. Auf gar keinen Fall. Dieser Abschaum, diese Kloakenmenschen, diese Sünder waren ein solches Risiko nicht wert. Er würde sie abknallen wie Ungeziefer, denn das waren sie, sie und ihre Brut. Anschließend würde er das Haus abfackeln. Sein Meister wäre zwar unzufrieden mit ihm, könnte ihn aber nie mehr zu einem Einsatz schicken. Es gab Zeiten im Leben, da musste man seine eigenen Entscheidungen treffen.
    Er kletterte über den Zaun und gelangte auf einen schmalen Grasstreifen. Ängstlich starrte er zum Haus. Dann setzte er einen Fuß auf den Kies, als teste er Wasser. Dann den zweiten Fuß.
    Knnniirrrschsch!
    Er erstarrte. Wagte den nächsten Schritt, dann noch einen, betete um einen leisen Gang, doch es knirschte jedes Mal so laut wie zuvor.
Sie hören es nicht, nicht bei diesem Sturm! Hör auf, dir Sorgen zu machen.
    Er erreichte den Eingang. Von seinem früheren Besuch her wusste er bereits, um welches Schloss es sich handelte, ein robustes Zylinderschloss, und er hatte den richtigen Dietrich ausgewählt, einen Tropfendiamanten. Er hatte das Lockpicking mit diesem Werkzeug zigmal an einem gleichartigen Schloss geübt, das er vor ein paar Tagen gekauft hatte.
    Aus der Brusttasche holte er

Weitere Kostenlose Bücher