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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Ahnung.«
    »Drück den Panikknopf!«, wiederholte er. Dann entsicherte er die Waffe und ging vorsichtig hinunter.
    Naomi rannte zum Bett, drückte den daneben angebrachten Panikknopf, und sofort schaltete sich die Alarmanlage innen und außen am Haus ein. Dann griff sie nach dem Telefon. Der Rufton, Gott sei Dank. Sie versuchte, den Notruf 999 zu wählen, aber ihre Finger zitterten so heftig, dass sie sich verwählte. Sie wählte noch einmal und diesmal klingelte es. Und klingelte.
    »Oh mein Gott, jetzt geh doch endlich mal einer dran, bitte, bitte!«
    Dann meldete sich die Notrufzentrale. »Polizei!«, stieß Naomi hervor. Kurz darauf schrie sie ins Telefon: » EIN MANN ! MIT PISTOLE ! OH GOTT ! BITTE KOMMEN SIE SCHNELL !«
    Sie beruhigte sich so weit, dass sie ihnen deutlich ihre Adresse nennen konnte, dann rannte sie die Treppe hinunter und an John vorbei, der aus dem Fenster schaute und sich im Wohnzimmer umblickte und dabei rief: » LUKE ! PHOEBE !«
    Keine Spur von ihnen.
    Zurück in der Diele drängte sich Naomi hinter John, und beide starrten furchtsam aus dem Fenster auf die reglose, vom Regen durchweichte Gestalt in Anorak, Pudelmütze und Gummistiefeln. Sein Kopf war weggedreht, deshalb konnten sie sein Gesicht nicht erkennen. Ganz kurz nur fragte sich Naomi, ob sie vielleicht überreagiert hatte. War das ein Landstreicher? Sah er aus wie ein Landstreicher?
    Ein Landstreicher mit Pistole?
    Sie sagte: »Luke und Phoebe sind fort.«
    John öffnete die Vordertür.
    »Oh Gott, bitte sei vorsichtig! Warte! Die Polizei kommt gleich.«
    »Hallo!«, rief John dem Mann zu. »Hallo! Entschuldigen Sie! Hallo!«
    »Warte, John!«
    Aber John ging schon hinaus, das Gewehr im Anschlag und den Finger am Abzug. Er starrte auf die hell erleuchtete Auffahrt und den Rasen, auf die Vorboten der Dämmerung in der Ferne. Dabei schwenkte er das Gewehr von rechts nach links und richtete es anschließend jedes Mal wieder auf den Mann. Er ging noch ein paar Schritte näher, und der Wind wehte den Saum seines Morgenmantels hoch wie einen Rock. Naomi folgte ihm.
    Schließlich beugten sie sich über die Gestalt, über den Mann in der schwarzen Mütze und dem schwarzen Anorak, schwarzen Hosen und schwarzen Stiefeln. Er war jung, nicht älter als dreißig, schätzte Naomi. John hockte sich hin, hob die Pistole auf und gab sie Naomi.
    Die Waffe war schwer, nass und kalt und ließ sie schaudern. Ängstlich starrte sie hinaus in die Dunkelheit jenseits des Lichtscheins, dann wieder auf den Mann.
    »Hallo?«, wiederholte John.
    Naomi kniete sich hin, und da sah sie das Loch in seiner Stirn genau über dem rechten Auge, das zerfetzte Gewebe, den Bluterguss ringsum und den Pfropfen geronnenen Blutes, den der Regen nicht hatte wegwaschen können.
    Naomi wimmerte und krabbelte auf allen vieren auf die andere Seite des Körpers. Dort sah sie den Flecken mit versengten Haaren an seiner Schädelbasis, die Fleischfetzen, noch mehr geronnenes Blut.
    »Kopfschuss«, sagte sie. »Schusswunde.« Fieberhaft versuchte sie, sich an den Erste-Hilfe-Kurs zu erinnern, den sie als junges Mädchen in der Schule absolviert hatte. Sie nahm die Hand des Mannes, schob den Lederhandschuh zurück und presste den Zeigefinger auf die Innenseite seines Handgelenks. Obwohl der Mann völlig durchnässt war, fühlte sich seine Haut warm an.
    Naomi suchte eine Zeit lang seinen Puls, wusste aber nicht, ob sie tatsächlich einen fühlte oder ob das nur ihre Nerven waren, die sie zum Zittern brachten. Dann schlug er die Augen auf.
    Ihr wäre vor Schreck fast das Herz stehen geblieben.
    Seine Augen verdrehten sich. Er schien nichts wahrzunehmen.
    »Wo sind meine Kinder?«, fragte Naomi. »Können Sie mich hören? Wo sind meine Kinder? Um Gottes willen, wo sind meine Kinder?«
    Er rollte noch immer mit den Augen.
    »Wo sind meine Kinder?«, schrie sie. Kaum zu glauben, dass er mit diesem Kopfschuss noch am Leben war!
    Dann öffnete er den Mund. Schloss ihn. Öffnete und schloss ihn noch einmal, wie ein sterbender Fisch auf dem Trockenen.
    »Meine Kinder! Wo sind meine KINDER ?«
    In einer Stimme, die leiser war als der Wind, flüsterte er: »Lara.«
    »Wer sind Sie?«, fragte John. »Wer sind Sie, bitte?«
    »Lara«, wiederholte er wieder und wieder mit leiser Stimme, gerade so laut, dass sie seinen amerikanischen Akzent heraushörten.
    »Wo sind meine Kinder?«, fragte Naomi erneut, mit vor Verzweiflung gebrochener Stimme.
    »Ruf einen Krankenwagen«, sagte John. »Wir

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