Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
Lassen Sie mich mal nachsehen.«
    Unsicher blätterte er die Bedienungsanleitung durch.
    »Bitte lösch nicht aus Versehen die Aufnahme, Schatz!«, bat Naomi. »Bitte nicht!«
    »Die Kamera wird durch einen Bewegungssensor eingeschaltet«, erklärte er. »Und sie hat Infrarot.«
    Die Digitalanzeige sprang zurück auf 00 : 29 , dann weiter auf 19 : 10 .
    Er drückte auf Start.
    Alle drei starrten den kleinen Schwarzweißmonitor neben dem Gerät an. Er zeigte Scheinwerfer, die in die Auffahrt schwenkten, dann in Fischaugenperspektive Johns Saab, der neben Naomis Subaru hielt. John stieg aus, ging zur Haustür und verschwand.
    Dann.
    Ein Flackern, das einen Zeitsprung andeutete.
    John hielt den Atem an.
    Oh mein Gott!
    Im Raum herrschte angespannte Stille.
    Eine Gestalt kletterte vom Feld aus über den Zaun. Sie trug eine dunkle Mütze, einen schwarzen Anorak, schwarze Gummistiefel und Handschuhe. Ein vorsichtiger Schritt auf den Kies, wie in kaltes Wasser. Dann ein weiterer.
    »Das ist er«, sagte Naomi mit erstickter Stimme.
    Die Gestalt erstarrte. Ging einen Schritt weiter, dann noch einen, in Richtung Hauseingang.
    Und dann.
    Hinter ihm kletterten zwei weitere Gestalten über den Zaun und schlichen hinter dem ersten Mann her. Beide trugen dunkle Mützen und Reißverschlussjacken mit hochgeschlagenem Kragen. Ihre Gesichter waren hinter Nachtsichtbrillen verborgen.
    Die vordere Gestalt blieb reglos stehen und bewegte sich dann aber langsam weiter auf den Hauseingang zu. Dort blieb sie wieder stehen und holte etwas aus der Anoraktasche, etwas Langes, Dünnes, ein Werkzeug.
    Der Mann verschwand unter dem Vordach. Kurz darauf kam er wieder ins Blickfeld, diesmal mit einer Pistole –
der Pistole!
 – in der Hand.
    Zugleich rannte eine der Gestalten hinter ihm auf ihn zu, ebenfalls eine Pistole in der Hand, hielt sie in Nackenhöhe des Mannes, und ein greller Lichtschein blitzte aus dem Lauf.
    Der Kopf des Mannes mit der Pudelmütze wurde ruckartig nach oben gerissen, dann fiel er rückwärts auf den Kies, die Arme ausgestreckt. Die Pistole glitt ihm aus der Hand und blieb einen halben Schritt von ihm entfernt liegen.
    Genauso hatte er dagelegen, als sie ihn gefunden hatten, erkannte Naomi.
    Und dann.
    Nein!
    Das konnte nicht wahr sein! Das war doch sicher ein Albtraum!
    Luke und Phoebe kamen ins Bild. In ihren Regenmänteln und Gummistiefeln trippelten sie aus dem Haus und fielen beiden Gestalten mit den Nachtsichtgeräten nacheinander in die Arme.
    Es folgten herzliche Umarmungen. Dann eilten die vier über die Kiesauffahrt. Die Erwachsenen, immer noch mit Infrarotbrillen, halfen Luke und Phoebe über den Zaun.
    Dann ein Flackern, das einen Zeitsprung andeutete. John kam ins Bild. Im Morgenmantel, sein Gewehr im Anschlag, näherte er sich der reglosen Gestalt des Mannes mit der Pudelmütze.
    »Halt!«, sagte Naomi. » HALT ! SPUL NOCH MAL ZURÜCK ; JOHN ; SPUL ZURÜCK ! MEIN GOTT , JETZT MACH SCHON !«
    John spulte ein Stück zurück. Wieder sahen sie, wie Luke und Phoebe eifrig über den Zaun kletterten. Dann kam John mit dem Gewehr aus dem Haus.
    Er drückte die Stopp-Taste.
    Für eine Weile sagte niemand etwas. Dann drehte sich John zu dem Detective Inspector um und sagte ohne jeglichen Zynismus, ohne jedes Gefühl, einfach nur erschöpft und fassungslos, nicht einmal mehr verzweifelt, nur vollkommen hilflos: »Gehen Sie jetzt immer noch davon aus, dass sie sich in unmittelbarer Nähe befinden?«

101
    NAOMI SASS EINER POLIZEIBEAMTIN und einem Polizisten gegenüber. Allein. Obwohl es niemand ausgesprochen hatte und sie freundlich und höflich behandelt wurden, war es deutlich, dass John und sie durchaus zum Kreis der Verdächtigen gehörten. Deshalb mussten sie ihre Aussagen einzeln zu Protokoll geben.
    Ein rotes Lämpchen blinkte an einer Videokamera, die hoch oben an einer Wand montiert und auf sie gerichtet war. Der Raum war klein, nüchtern und fensterlos. Nackte, cremeweiße Wände, die frisch gestrichen aussahen. Ein Teppich, der neu roch, und bequeme, leuchtend rote Stühle an einem niedrigen Tisch.
    Der Beamte und die Beamtin saßen Naomi gegenüber. Der Mann war Anfang vierzig, ein bulliger Typ im rehbraunen Anzug mit einer akribischen, ziemlich hölzernen Art. Die Frau wirkte zehn Jahre jünger, hatte kurze, aschblonde Haare und ein rundes Gesicht mit kleinen, misstrauischen Augen. Sie trug einen blauen Clubblazer, einen dünnen Rolli und eine Hose.
    Schon nach unglaublich kurzer Zeit war das Haus der

Weitere Kostenlose Bücher