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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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einem Bad, einer Rasur und frischer Kleidung. Auch Naomi sah angeschlagen aus. Es tat ihm weh, sie so leiden zu sehen, es tat fast so weh wie der Schmerz über seine entführten Kinder. Und er war wütend auf sich selbst und zutiefst frustriert, weil er nichts tun konnte, um ihr zu helfen. Machtlos saß er da und musste die gezwungene Gastfreundschaft dieser abweisenden jungen Leute ertragen.
    Plötzlich fielen die Hügel unter ihnen steil ab, als seien sie über eine Kante geflogen, und gingen in ein flaches Tal über, das gut drei Kilometer breit und mehrere Kilometer lang war. Ein verborgenes Tal, dachte John, wie aus der Mitte der Hügel herausgehauen, vielleicht entstanden durch eine Vulkanexplosion vor mehreren tausend Jahren.
    Als das Flugzeug noch tiefer sank, schien es, als wäre die Landschaft herangezoomt worden. Vormals verschwommene Schemen traten nun gestochen scharf hervor. Wo sich eben noch eine gleichförmige Talsohle erstreckt hatte, eine amorphe Masse leuchtend grüner Vegetation, erhob sich plötzlich ein Formenkomplex. Gebäude, meist einstöckig, miteinander durch Wege verbunden, wie John jetzt sah, wie ein Universitätscampus, der sich in alle Richtungen ausdehnte. Alle Gebäude waren durch begrünte Dächer getarnt, so dass sie aus der Luft unsichtbar waren.
    Die Maschine sank noch tiefer und flog jetzt nur noch wenige hundert Meter über den Komplex hinweg. John sah genau hin und versuchte, Menschen oder Fahrzeuge zu erkennen, aber er entdeckte keinerlei Lebenszeichen.
    Fast, als würden sie über einer Geisterstadt schweben.
    »Wo sind wir hier?«, wunderte sich Naomi.
    »In Lukes und Phoebes Winterferienresort. Gekauft von den Millionen, die sie heimlich mit Aktienhandel im Internet verdient haben.«
    Naomi konnte nicht darüber lachen.

121
    DAS FLUGZEUG SETZTE AUF einer sandig-grün gestrichenen Landebahn auf, rollte einige hundert Meter weiter und fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit in einen riesigen Hangar hinein, dessen Dach, wie John auffiel, ebenfalls begrünt war. Die Maschine hielt an, doch in der hell erleuchteten Halle war kein Mensch zu sehen, sie war vollkommen verlassen.
    »Bitte hier entlang.«
    Die Stewardess stand vor ihnen, mit ernster Miene.
    John schnallte sich ab und fragte: »In welchem Land sind wir?«
    »Wir sind nicht befugt, Fragen zu beantworten. Sie müssen jetzt aussteigen.«
    John nahm das Gepäck, und sie folgten der Frau die Gangway hinunter, am Steward vorbei, bis sie den Fuß auf den blau gestrichenen Zementboden setzten. Die Luft war heiß und feucht, und es roch nach Kerosin. Mit hohem, dumpfem Heulen verlangsamten die Turbinen ihre Rotation.
    John blickte sich neugierig um. Er entdeckte im Hangar noch ein kleineres Flugzeug, einen Hubschrauber, ein Gerüst auf Schienen, einen Gabelstapler, Dutzende großer Container und Paletten, die bis zur Decke gestapelt waren, gut dreißig Meter hoch.
    Weder von dem Piloten noch von anderen Crewmitgliedern oder Arbeitern war eine Spur zu sehen. John zog verstohlen sein Handy heraus und sah auf das Display. Kein Empfang.
    Die Stewardess betätigte eine Art Fernbedienung, die sie in der Hand hielt, und ganz in der Nähe öffneten sich Aufzugtüren aus rostfreiem Stahl.
    Der Steward sagte: »Bitte treten Sie ein, Dr. und Mrs. Klaesson.«
    Zu viert fuhren sie mehrere Sekunden lang schweigend abwärts. Dann öffneten sich die Türen erneut, und sie gelangten auf den glänzenden Bahnsteig einer makellos sauberen U-Bahn-Station. Ein raketenförmiges Einschienen-Gefährt wartete mit geöffneter Tür.
    Als sie einstiegen, wobei sie sich wie in einem Science-Fiction fühlten, wechselten John und Naomi Blicke, sagten aber nichts. Im Augenblick konnte sie kaum mehr etwas überraschen, und sie wurden nur noch vom Adrenalin aufrecht gehalten. Sie hatten zu viel hinter sich, um noch irgendetwas zu hinterfragen oder anzuzweifeln. Die Hoffnung verlieh ihnen Kraft.
    Sie setzten sich nebeneinander, die Stewards nahmen ihnen gegenüber Platz. Zischend schlossen sich die Türen, und kurz darauf beschleunigte das Gefährt leise und ohne Erschütterung und tauchte in einen dunklen Tunnel ein.
    Nach zwei Minuten gelangten sie an eine Station, die ganz genauso aussah wie die vorherige. Die Türen öffneten sich, und John und Naomi folgten ihren Begleitern in einen Aufzug. Sie schienen hoch aufzusteigen. John rutschte der Magen in die Knie. Kurz darauf drückte der Boden gegen seine Füße und ehe er sich versah, hatten sie

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