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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Konferenztisch in der Mitte und acht verschraubten Stühlen ringsum. Dann gingen sie durch eine Bordküche in den hinteren Teil der Kabine, wo es zwanzig dick gepolsterte Ledersitze mit luxuriös großer Beinfreiheit gab, immer jeweils einer rechts und links von dem breiten Mittelgang. Naomi erkannte, dass ihnen die Stewardess die hinteren Sitze nicht nur wegen der Lautstärke empfohlen hatte; die Kabine wurde an dieser Stelle schmaler, wodurch die Sitze tatsächlich nebeneinander lagen.
    Wenige Augenblicke später schloss der junge Mann die Kabinentür.
    Die Turbinen heulten auf, und ein Anschnallzeichen leuchtete über ihnen auf. John blickte aus dem Fenster zu seiner Linken und sah sein eigenes, blasses, ängstliches Spiegelbild. Winzige weiße Lichter huschten stroboskopartig über den Boden – die Navigationsscheinwerfer des Flugzeugs, erkannte John. Im nächsten Augenblick, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, erstreckten sich die Lichter einer Startbahn vor ihnen.
    Dann hörte John ein metallisches Surren, und Sekunden später waren sein Spiegelbild, das Stroboskoplicht und die Startbahnbeleuchtung verschwunden. Seine eigene Überraschung wurde von einem ängstlichen Schrei Naomis reflektiert.
    Elektrische Metallrollos waren heruntergeglitten. Vor jedem Fenster.

120
    NACH DEM START servierte ihnen die Stewardess eine typische Flugzeug-Fertigmahlzeit auf einem Tablett. Ein Cäsar-Salat mit Garnelen, glühend heißer pochierter Lachs unter einem Foliendeckel, saftiger Schokoladenkuchen, ein Weichkäse-Dreieck und Kräcker. Der Steward brachte ihnen ein Glas Chardonnay und Mineralwasser.
    John aß sein Essen fast auf, während Naomi nur darin herumstocherte. Anschließend versuchten sie, ein wenig zu schlafen.
    Naomi dachte über den Steward und die Stewardess nach. Ihre schweigende, feindselige Haltung erinnerte sie stark an Lukes und Phoebes Verhalten ihnen gegenüber. Die beiden hätten fast ihre älteren Geschwister sein können.
    Nach fünf Stunden erhielten sie eine zweite Mahlzeit, diesmal Sandwiches und Obst. Eine Stunde später bemerkten sie, dass das Flugzeug an Höhe verlor, als ginge es in den Landeanflug.
    Die Anschnallzeichen leuchteten auf.
    Steward und Stewardess hielten sich außer Sichtweite irgendwo hinter der Bordküche auf, wie sie es bereits während des ganzen Fluges getan hatten, wenn sie John und Naomi nicht gerade Wasser oder etwas zu essen brachten.
    Sie befanden sich definitiv im Sinkflug.
    Plötzlich öffneten sich die Rollos vor den Fenstern so unerwartet, wie sie vor mehreren Stunden hinuntergesurrt waren.
    Tageslicht strömte herein. Gleißendes, blendendes Morgenlicht.
    John und Naomi starrten aus ihren Fenstern.
    Sie flogen tief, nicht höher als vielleicht tausend Meter, über eine hügelige Landschaft mit üppiger, tropischer Vegetation. Durch Johns Fenster sah man nur Land und die aufgehende Sonne am wolkenlosen Himmel. Naomi dagegen hatte einen Blick auf einen breiten weißen Sandstrand und kobaltblaues Meer. Ein lautes
Klack!
, ertönte, gefolgt von einem Poltern. Das Fahrgestell war ausgeklappt worden.
    Naomi war trotz ihrer Müdigkeit wie elektrisiert.
Gleich sehe ich meine Kinder. Gleich sehe ich Luke und Phoebe. Sie sind hier, hier an diesem Ort! Gleich sehe ich sie, sie fliegen in diesem Flugzeug zusammen mit uns zurück, zurück nach Hause.
    »Kannst du dir vorstellen, wo wir sind?«, fragte sie John.
    John wünschte, er würde sich in Botanik auskennen, dann hätte er vielleicht von der Vegetation auf ihren Aufenthaltsort schließen können. Doch er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe keine Ahnung, wie schnell wir geflogen sind oder in welche Richtung. Ich weiß nur, dass wir neun Flugstunden von Dubai entfernt sind. Wenn das dasselbe Flugzeug ist, in dem Luke und Phoebe saßen, wissen wir von DI  Pelham, dass es eine Reisegeschwindigkeit von dreihundertfünfzig Knoten fliegt. Dann hätten wir knapp fünftausend Kilometer zurückgelegt. Wir könnten überall sein!«
    Er starrte wieder aus dem Fenster. Es war früh am Morgen, was bedeutete, dass sie nach Westen gereist waren. Wenn sie langsamer geflogen waren als seinen Berechnungen nach, konnten sie sich an der Westküste Afrikas befinden. Waren sie schneller gereist, konnte es die Ostküste Südamerikas sein.
    »Wir sind in Dubai etwa um halb sieben englischer Zeit losgeflogen. Unserem Zeitgefühl nach ist es jetzt also halb fünf«, sagte er. Er fühlte sich schmutzig und erschöpft und sehnte sich nach

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