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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Sie, dass ich Sie hierher kommen ließ, weil Sie als Lukes und Phoebes Eltern selbstverständlich das Recht haben, Ihre Kinder zu sehen und sie mit nach Hause zu nehmen – vorausgesetzt, sie möchten mit Ihnen gehen.«
    »
Vorausgesetzt, sie möchten mit uns gehen?
Was soll das heißen?«, fragte John. »Sie haben sie entführt – und Gott weiß, was Sie mit ihnen vorhaben.
Vorausgesetzt, sie wollen mit uns nach Hause kommen?
Woher nehmen Sie diese Arroganz? Wir sind ihre Eltern, verdammt nochmal!«
    Dettore kehrte an seinen Schreibtisch zurück und nahm ein dickes Dokument zur Hand. »Haben Sie eigentlich den Vertrag, den Sie an Bord der
Serendipity Rose
unterschrieben haben, jemals richtig gelesen? Wenigstens einer von Ihnen?«
    John spürte plötzlich ein ekliges, hohles Gefühl im Magen.
    Dettore reichte ihm den Vertrag. »Sie haben ihn beide unterschrieben und jede Seite einzeln mit ihren Initialen abgezeichnet.«
    Für einen Moment herrschte Schweigen. Dann fuhr Dettore fort: »Nur zu Ihrer Information: Luke und Phoebe sind auf eigenen Wunsch von mir in Obhut genommen worden. Natürlich dürfen Sie sie sehen und so viel Zeit mit ihnen verbringen, wie Sie möchten. Aber in Ihrem eigenen Interesse sollten Sie vorher Klausel sechsundzwanzig, Paragraph neun, Absatz vier dieses Vertrags noch einmal genau durchlesen. Sie finden die Passage auf Seite siebenunddreißig.«
    John legte das Dokument auf den Tisch und blätterte zu Seite siebenunddreißig. Er und Naomi suchten, bis sie Paragraph neun fanden, der winzig klein gedruckt war, und darin Absatz vier, für den man fast eine Lupe gebraucht hätte. Er lautete:
    Die leiblichen Eltern erklären sich damit einverstanden, zu einem zukünftigen, von dem Kind oder den Kindern zu bestimmenden Zeitpunkt ihre elterlichen Rechte auf Dr. Leo Dettore zu übertragen, falls die Kinder es ausdrücklich wünschen. Dr. Dettore erhält damit das uneingeschränkte Recht, die besagten Kinder zu adoptieren. Im Streitfall wird der Wunsch der Kinder den Ausschlag für eine endgültige Lösung geben.
    Sowohl am oberen als auch am unteren Rand der Seite standen Johns und Naomis Initialen, klar und deutlich in blauer Tinte.
    Naomi schwieg einen Augenblick und sagte dann: »So etwas ist doch sittenwidrig. Das kann doch nicht rechtmäßig und bindend sein. Die Kinder sind erst drei Jahre alt! Wie kann ein Dreijähriges darüber entscheiden, wer seine Eltern sein sollen? Das ist doch Blödsinn! Diese Klausel würde kein Gericht der Welt anerkennen.«
    »Lassen Sie mich eines ein für alle Mal klarstellen«, sagte Dettore und setzte sich ihnen gegenüber. »Ich habe nicht all diese Kosten und Mühen auf mich genommen, um Ihnen hier einen Vertrag unter die Nase zu halten, den Sie vor vier Jahren unterzeichnet haben. Ich möchte, dass Sie wissen, dass Ihre Kinder weder genötigt noch entführt oder gestohlen wurden, sondern dass sie von Rechts wegen hier sind, sonst nichts.«
    »Von Rechts wegen …«
    Dettore hob gebietend die Hand.
    »Bitte lassen Sie mich ausreden«, sagte er. »Ich möchte Ihnen noch etwas sehr Wichtiges ans Herz legen. Wenn Sie Ihre Kinder mit nach Hause nehmen wollen, werde ich Sie nicht aufhalten. Es sind Ihre Kinder. Der Vertrag, den wir abgeschlossen haben, soll mir egal sein – ich bin kein Ungeheuer, auch wenn ich in der Presse immer wieder als solches bezeichnet worden bin. Wenn Sie darauf bestehen, die Zwillinge mit nach Hause zu nehmen, können Sie das nicht nur ungehindert tun, sondern ich stelle Ihnen sogar mein Privatflugzeug zur Verfügung. Haben Sie das verstanden?«
    »Aber die Sache hat doch bestimmt einen Haken?«, zweifelte John.
    »Nein, hat sie nicht.«
    »Das alles erscheint mir so vollkommen sinnlos«, wandte Naomi ein. »Die Zeit seit ihrem Verschwinden letzten Freitag war ein einziger Albtraum für uns.«
    Dettore sah sie einen Augenblick lang an, bevor er erwiderte: »Erst seit letzten Freitag, Naomi? Erst seitdem, sind Sie sicher?«
    Sie starrte ihn finster an. »Was soll das heißen?«
    »Ich glaube, Sie wissen, was ich meine.«

123
    SIE FUHREN ZWEI STATIONEN mit der Einschienenbahn.
    »Was ist das hier eigentlich?«, fragte John. »So eine Art staatliche Forschungseinrichtung? Und diese U-Bahn? Überirdisch herrscht ja nicht gerade viel Verkehr.«
    »Ich erkläre Ihnen später alles«, erwiderte Dettore.
    Sie betraten einen Bahnsteig und gingen von dort aus zu einem Aufzug. Ein junger Mann und eine junge Frau, beide knapp unter zwanzig,

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