Nur dein Leben
um das langfristige Überleben einer Spezies zu garantieren.«
John und Naomi waren zunächst sprachlos.
Lukes Gesichtsausdruck wurde ein wenig weicher. »Phoebe und ich möchten aber nicht, dass ihr glaubt, wir wären euch beiden nicht dankbar für alles, was ihr für uns getan habt. Wir fühlen uns sehr privilegiert.«
Naomi, die einen Riss in Lukes Panzer spürte, sagte: »Und wir sind sehr stolz auf euch beide, wahnsinnig stolz.« An John gewandt fügte sie hinzu: »Nicht wahr, Schatz?«
»Unglaublich stolz!«, bestätigte John. »Ich glaube, ihr wisst, dass ihr wesentlich intelligenter seid als die anderen Kinder bei uns zu Hause, aber das habt ihr bisher vor uns verborgen gehalten. Jetzt, wo wir es wissen, könnten wir euch dabei helfen, euer Potential auszuschöpfen. Es gibt einige ausgezeichnete Schulen für Hochbegabte, auf die ihr gehen könntet – wir haben eine Liste – …«
Phoebe rollte die Augen und unterbrach ihn. »Mit diesem Problem haben alle hier zu kämpfen, die von Erzeugern abstammen.«
»Eure Erwartungen an uns mögen hoch sein, Eltern«, fügte Luke hinzu. »Aber ich bin nicht dazu da, eure Erwartungen zu erfüllen, genauso wenig wie meine Schwester.«
John und Naomi starrten sie an und versuchten, zu erfassen, was sie gerade gesagt hatten.
Luke fuhr fort. »Ich habe die Welt analysiert und, ehrlich gesagt, funktioniert sie nicht besonders gut. Sehr viele Veränderungen sind notwendig, vollkommen neue Denkweisen zur Problemlösung, die Entwicklung eines neuen Paradigmas für die Zukunft, sonst wird es die nämlich nicht mehr geben.«
»Keine Zukunft?«, echote John. »Was willst du damit sagen?«
»Ihr konntet uns nicht mal vor den Aposteln beschützen – wir mussten selbst Hilfe herbeirufen.«
»Könnt ihr uns das erklären, Schätzchen?«, fragte Naomi mit brüchiger Stimme. »Könntet ihr uns erzählen, was passiert ist?«
»Ich glaube, wir haben Wichtigeres zu bereden«, erwiderte Phoebe herrisch. »Zunächst müsst ihr einige grundlegende Dinge über uns wissen.«
Naomi sah John an. Die Zwillinge schienen in den letzten Tagen um Jahre reifer geworden zu sein. Sie fand es sehr schwer zu akzeptieren, dass ihre Kinder in der Lage waren, so überaus erwachsen zu reden. Es war ein Albtraum.
»Dann erzählt uns doch einmal, was eurer Meinung nach diese grundlegenden Dinge sind«, sagte John.
»Tja«, begann Phoebe, »zunächst einmal wissen wir, dass ihr unser Genom habt verändern lassen, weil ihr wolltet, dass wir besser werden als andere Kinder. Ihr wolltet uns zu perfekten Menschen machen.« Herausfordernd sah sie ihre Eltern an.
»Deine Mutter und ich …«, begann John, doch Naomi unterbrach ihn.
»Jetzt hört mal zu, ihr zwei«, sagte sie. »Wir hatten auch gute Gründe dafür. Nachdem wir euren Bruder Halley verloren hatten, wollten euer Vater und ich sichergehen, dass euch so etwas niemals widerfahren würde. Wir wollten, dass ihr möglichst gesund und frei von schrecklichen Krankheiten aufwachsen würdet. War das so falsch?«
»Nein, ziemlich vernünftig«, erwiderte Luke. »Wo liegt dann euer Problem?«
»Unser Problem?«, fragte Naomi nach einiger Verzögerung. »Unser Problem ist, dass wir möchten, dass ihr mit uns nach Hause kommt.«
»Aber warum genau wollt ihr, dass wir mit euch nach Hause kommen?«, fragte Phoebe.
»Weil …« Naomi zögerte für einen Augenblick. »Weil wir euch lieben.«
»Trotz eures äußerst hochentwickelten Intellekts«, fiel John ein, »seid ihr noch kleine Kinder. Ihr braucht die Liebe und Erziehung, die euch nur Eltern geben können und die wir – eure Mutter und ich – euch auch wirklich gerne geben wollen.«
»Wisst ihr, was ihr Erzeuger seid?«, fragte Luke. »Ihr seid nur eine weitere Generation in einer ununterbrochenen Kette, die Tausende Jahre in die Vergangenheit reicht, von Menschen, die den Karren gründlich in den Dreck gefahren haben.
Homo sapiens!
«, höhnte er. »
Sapiens
bedeutet
klug
. Aber eure Spezies ist nicht klug. Unter eurer Führung ist die Welt außer Kontrolle geraten. Ihr habt nukleare und chemische Massenvernichtungswaffen erschaffen, die jeder aggressive Hohlkopf sich irgendwo auf der Welt beschaffen kann. Eure Wissenschaftler haben bewiesen, dass Gott nicht existiert, aber ihr lasst zu, dass religiöse Fanatiker die Erde ruinieren. Ihr zerstört das Ökosystem, weil ihr euch nicht über einen gemeinsamen Umweltschutzplan einigen könnt. Ihr druckt jede Woche mehr Informationen aus,
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