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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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essen und Ruhe. Sie haben eine lange Reise hinter sich und sind müde. Machen Sie sich erst einmal frisch und erholen Sie sich, dann reden wir weiter.«
    »Ich will mich nicht frisch machen«, entgegnete Naomi. »Und ausruhen will ich mich auch nicht. Ich will zusammen mit meinen Kindern ins Flugzeug steigen und nach Hause fliegen. Mehr will ich nicht. Sagen
Sie
mir nicht, was ich tun soll!«
    Dettores Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Hier sind eine Menge verdammt intelligenter Leute versammelt, Naomi. Und wir alle haben ein gemeinsames Interesse: die Zukunft der menschlichen Spezies.« Er drehte sich zu John, dann wieder zu Naomi, um sie beide mit einzubeziehen. »Wir haben hier drei Nobelpreisträger und acht McArthur-Preisträger. Dazu achtundzwanzig Wissenschaftler, die für den Nobelpreis nominiert waren. Ich erzähle Ihnen das, damit Sie mich nicht für einen einsamen Scharlatan halten, der hier in der Einöde vor sich hin wurstelt, oder einen verrückten Rufer in der wissenschaftlichen Wüste.«
    »Meinetwegen können Sie jede Vision verfolgen, die Sie nur wollen, Dr. Dettore«, sagte Naomi. »Aber Sie haben nicht das Recht, Kinder zu entführen und sie gegen ihre Eltern aufzuhetzen.«
    »An dem Punkt sind wir dann eben unterschiedlicher Meinung.« Er lächelte und setzte seinen Weg fort.
    John folgte ihm, wütend auf Dettore und wütend auf sich selbst, weil er sich hier so verdammt ohnmächtig und nutzlos vorkam. Ihm schwirrte der Kopf. Dann hörte er einen dumpfen Schlag.
    Er blickte auf. Im ersten Augenblick glaubte er, Dettores Hinterkopf sei weggesprengt worden, etwas fiel davon ab und nahm ein Büschel Haare und Hautfetzen mit. Ein Stein, erkannte er, und drehte sich für einen Moment entsetzt zu Naomi um, die mit ausgestreckten Armen dastand, einen Ausdruck grimmiger Befriedigung im Gesicht.
    Dann wandte er sich wieder zu Dettore, der auf die Knie sank, fast in Zeitlupe, und dann der Länge nach auf den Bauch fiel und reglos liegen blieb. Zuerst sah die kahle Stelle an seinem Hinterkopf blassgrau aus, wie zerbrochener Schiefer, doch dann wurde sie rasch von Blut bedeckt, das langsam das Haar verklebte.

126
    NAOMI RANNTE LOS, zurück den Weg hinunter. Ihre sich entfernenden Schritte, das Pochen seines Herzens und das panische Rauschen in seinen Ohren waren die einzigen Geräusche.
    John eilte zu Dettore und kniete sich neben ihn. Er starrte das Blut an, das sich über den Kragen und die Schultern seines Overalls ausbreitete. Die Panik wurde stärker.
    Er rappelte sich auf und rannte hinter Naomi her. Als er sie bis auf wenige Schritte eingeholt hatte, rief er: »Naomi! Bleib stehen! Halt! Wo willst du denn hin?«
    »Meine Kinder holen!«, antwortete sie, ohne den Kopf zu drehen.
    Er fasste sie am Arm und zwang sie, stehen zu bleiben. »Naomi! Schatz!«
    Sie starrte ihn mit wilden Augen an, die ihn kaum zu sehen schienen. Hysterisch zitternd stieß sie hervor: »Lass mich los!«
    »Vielleicht hast du ihn umgebracht!«
     
    »Und dich bringe ich auch um!«, entgegnete sie. »Ich bringe jeden um, der mich daran hindert, meine Kinder mit nach Hause zu nehmen!«
    John blickte sich nach der reglosen Gestalt um, dann schaute er hinauf zu den Fenstern der umliegenden Gebäude. Jeden Moment konnten sich die Türen öffnen und Leute würden auf sie zu rennen. Sie mussten verschwinden, das war jetzt das Wichtigste. Darüber hinaus hatte er keine Ahnung, wie. Keine Idee, keinen Plan. Instinktiv wusste er, dass Dettore ihre einzige Rettungsleine hier gewesen war. Jetzt ging es nicht mehr darum, ihre Kinder mit nach Hause zu nehmen, sondern ums Überleben.
    Hektisch blickte er um sich und versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. Er starrte das Gebäude aus rotem Backstein an, von dem er glaubte, Dettore habe es eben als das Institut für Astrophysik bezeichnet. Dann das, in dem sich die Bibliothek und allgemeine Forschungseinrichtungen befanden. Während seine Augen von Gebäude zu Gebäude wanderten, stellte er fest, dass er keine Ahnung hatte, in welchem sie sich mit Luke und Phoebe getroffen hatten – es hätte jedes der zwei Dutzend sein können. Eine Stimme in seinem Kopf schrie:
    Geh rein! Geh schnell rein! Weg aus dem offenen Gelände! Geh in Deckung!
    Suche Schutz!
    Versteck dich!
    Das Institut für Astrophysik war am nächsten. John nahm Naomi an der Hand und zerrte sie, halb rennend, halb stolpernd darauf zu.
    Wo zum Teufel ist die Tür?
    Sie rannten an der Fassade des Gebäudes entlang, an riesigen

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