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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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als ein Mensch in einem ganzen Leben lesen kann. Und ihr wollt uns erziehen? Das finde ich einfach atemberaubend arrogant!«
    »Andere Tiere klammern sich nicht so an ihre Jungen«, sagte Phoebe. »Sie lassen sie ziehen, sobald sie fliegen, schwimmen oder selbst Beute jagen können. Warum klammert ihr euch so an uns und behindert uns? Ihr habt einen großen Teil eures Lebens schon gelebt, aber Luke und ich stehen gerade erst am Anfang. Wenn es uns nicht gelingt, möglichst schnell dramatische Veränderungen einzuleiten, gibt es auf dieser Erde keine Zukunft für irgendjemanden. Fahrt nach Hause. Kehrt zurück zu eurer obsoleten Lebensweise und überlasst es uns Neuen Menschen, die Zukunft zu gestalten.«
    John versuchte, ruhig zu bleiben und ihnen zu zeigen, dass sie in der Lage waren, sie zu verstehen. »Und wie wollt ihr die Zukunft neu gestalten? Was genau habt ihr vor?«
    Phoebes Tonfall wurde plötzlich freundlicher. Sie lächelte ihre Eltern an. »Es hat wirklich keinen Sinn, zu versuchen, euch das zu erklären. Weder ihr noch irgendwelche anderen Erzeuger würden es verstehen. Ich will nicht belehrend klingen oder so. Das ist einfach eine Tatsache.«
    »Kinder«, sagte John. »Die Leute, die euch nach dem Leben getrachtet haben, wurden alle verhaftet. Euch droht jetzt keine Gefahr mehr. Wir können euch beschützen. Wenn ihr für die Welt etwas tun wollt, wozu ihr erwiesenermaßen in der Lage seid, solltet ihr aus der Isolation heraustreten. Wir werden euch in jeder Form unterstützen, damit ihr eure Ziele erreichen könnt.«
    Phoebe erwiderte: »Luke und ich müssen darüber reden. Bitte lasst uns einen Moment allein.«
    Dettore, der leise das Zimmer betreten hatte, ohne dass John oder Naomi ihn bemerkt hätten, sagte: »Kommen Sie, gehen wir eine Runde spazieren.«

125
    DRAUSSEN IM GLEISSEND HELLEN SONNENLICHT, unter sengender Sonne und umweht vom Duft der Hibiskus- und Bougainvillea-Sträucher, folgten John und Naomi Leo Dettore einen grün gestrichenen Weg entlang durch den weitläufigen, menschenleeren Campus. Dettore erklärte ihnen jedes Gebäude, an dem sie vorbeikamen, doch John und Naomi lauschten nur unkonzentriert.
    Beide waren zutiefst verstört von ihrem Treffen mit Luke und Phoebe. John betrachtete die Umgebung mit zusammengekniffenen Augen und wünschte, er trüge eine Sonnenbrille und leichtere Kleidung. Er fühlte sich klebrig, schmutzig und ungewaschen und seine Bartstoppeln juckten. Doch augenblicklich war nichts von alldem wichtig. Nichts spielte eine Rolle, außer den Antworten auf die Fragen, die sie Dr. Dettore stellen wollten. Antworten, von denen sie nicht geglaubt hätten, sie jemals zu erhalten.
    Nur eines war womöglich noch wichtiger: einen Weg zu den Herzen ihrer Kinder zu finden und sie davon zu überzeugen, mit ihnen nach Hause zu kommen. Womit sie Dettores Versprechen auf die Probe stellen und herausfinden würden, ob er es ihnen tatsächlich gestattete.
    Die Stille war gespenstisch, als befänden sie sich in einer Geisterstadt. Oder wieder auf der
Serendipity Rose
, dachte John. »Warum ist die ganze Anlage getarnt, die Gebäude durch Begrünung und die Wege und die Start- und Landebahn durch grüne Farbe, Dr. Dettore?«, fragte er. »Warum wollen Sie unsichtbar bleiben?«
    »Wovor haben Sie Angst, Dr. Dettore?«, fragte Naomi.
    Dettore marschierte weiter, leichten, selbstsicheren Schrittes, wie ein Löwe, der weiß, dass er keine Fressfeinde hat. Der König des Dschungels, der Herrscher dieser Insel, unbesiegbar. John hasste ihn von Sekunde zu Sekunde mehr. Er hasste seine Arroganz, er hasste ihn dafür, wie er Naomi und ihn hintergangen hatte, dafür, dass er ihr Leben zerstört und ihnen ihre Kinder geraubt hatte. Dennoch konnte der Wissenschaftler in John nicht umhin, ihn für seine visionären Projekte zu bewundern.
    Dettore blieb stehen und wies mit ausgebreiteten Armen um sich. »Ich will Ihnen sagen, warum. Erinnern Sie sich an die Inquisition in Frankreich, Italien und Spanien, die im Mittelalter fünfhundert Jahre lang frei denkende Menschen terrorisiert hat? Erinnern Sie sich an Galileo Galilei, den Mathematikprofessor aus Pisa? Er hat das Teleskop so verbessert, dass er als erster Mensch den Jupiter sehen konnte. 1632 verfasste er sein Buch, in dem er die Theorie des Kopernikus bestätigte, dass sich die Erde um die Sonne drehe und nicht anders herum. Die Inquisition zwang ihn, diese absurde Theorie zu widerrufen – unter Androhung der Todesstrafe.«
    Weder

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