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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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etwas ausgemacht zu haben, andere hatten gelitten. Bei ihr war es ein Auf und Ab gewesen. Anfangs hatte sie schlimme Morgenübelkeit geplagt, in den letzten Monaten große Erschöpfung, wozu nicht zuletzt eine außergewöhnliche Hitzewelle von Juni bis August beigetragen hatte. In einer Zeitschrift hatte sie gelesen, dass die zweite Schwangerschaft in der Regel viel unkomplizierter verlief. Na, hoffentlich.
    John beendete sein Gespräch.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Nicht ganz. Im Labor sind kleinere Softwareprobleme aufgetreten, die keiner in den Griff bekommt. Ich muss morgen mal vorbeischauen.«
    »Aber morgen ist Sonntag«, erwiderte sie. »Muss das unbedingt sein?«
    »Nur für eine halbe Stunde. Außerdem muss ich einen Haufen E-Mails für Dettore erledigen. Es war ihm wohl ernst mit seinem Versprechen, uns mit Spenden zu unterstützen. Weißt du, seine Firma investiert Milliarden in die Forschung – er könnte mein ganzes Institut die nächsten dreißig Jahre aus der Portokasse finanzieren.«
    »Deine ›halbe Stunde‹ kenne ich! In der Regel kommst du dann erst um Mitternacht nach Hause.«
    John lächelte und legte ihr eine Hand auf den Bauch. »Wie geht’s ihm?«
    »Gut, so weit. Ganz wunderbar.« Sie grinste und legte ihre Hand auf die von John. »Ich möchte morgen nicht gern allein sein. Mir ist ein bisschen flau, ich bin nervös wegen … du weißt schon.« Achselzuckend fuhr sie fort: »Lass uns doch etwas zusammen unternehmen. Ich weiß, dass deine Arbeit wichtig ist, aber vielleicht können wir ja ein paar Stunden miteinander verbringen. Wie wär’s mit einer Wanderung durch die Canyons? Und wir könnten Halleys Grab besuchen – sicher braucht er frische Blumen, wir waren über einen Monat nicht dort.«
    »Einverstanden, das machen wir. Eine Wanderung klingt gut. Endlich wieder auf festem Boden unterwegs zu sein!«
    »Mir ist immer noch, als würde alles schwanken«, sagte Naomi und zog das dünne Druckwerk aus der Handtasche, das Dr. Dettore ihr gegeben hatte.
    Doch als sie zu lesen begann, wurde ihr sofort schwindelig. Sie schloss die Augen, atmete tief ein und kämpfte gegen eine plötzliche, heftige Welle der Übelkeit an. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte sich übergeben. Sie warf John einen Seitenblick zu, sagte aber nichts. Vierzehn Tage, dachte sie.
    Konnte Morgenübelkeit schon nach vierzehn Tagen auftreten?
    Johns Handy klingelte, und er nahm den Anruf an. Es war Sarah Neri, die junge, eifrige Postdoc-Studentin, die er vor kurzem eingestellt hatte. Sie sagte: »Tut mir leid, dass ich nicht da war, als Sie vorhin angerufen haben.«
    »Kein Problem. Haben Sie etwas gefunden?«
    »Ja, einen ganzen Berg von Material. Es gibt eine Website im Zusammenhang mit dem Lloyds Register und die
Serendipity Rose
ist eingetragen. Sie hat ein Schwesterschiff bei einer Kreuzfahrtreederei, und auf deren Website findet man alle Informationen, die Sie angefordert haben. Ich maile sie Ihnen.«
    »Nennen Sie mir schon mal die groben Eckdaten.«
    Sarah Neri gab ihm die wichtigsten Informationen durch. Nachdem er aufgelegt hatte, führte John im Kopf einige Berechnungen durch.
    Die
Serendipity Rose
wog fünfundzwanzigtausend Tonnen. Sie wurde von zwei Dieselmaschinen mit je zwölftausend PS angetrieben, die bei normaler Reisegeschwindigkeit achtundachtzig Liter pro Seemeile verbrauchten. Bei der langsamen Fahrt, die sie meist gemacht hatten, waren es vielleicht nur achtzig Liter.
    Sarah hatte ihm den Preis für Schiffsdiesel herausgesucht. Das Schiff verbrauchte pro Tag etwa vierundzwanzigtausend Liter. Dann berechnete John die Kosten für den Unterhalt, die Versicherung, Hafengebühren und die Spritkosten für den Helikopter. Dazu kamen die Mitarbeiter: Dettore selbst, zwei Assistenzärzte. Drei Krankenschwestern. Zwei Labortechniker. Außerdem die Schiffsmannschaft. Die Lohnkosten mussten bei etwa zwei Millionen Dollar pro Jahr liegen, selbst wenn man der philippinischen Mannschaft nur Hungerlöhne bezahlte.
    Zwanzigtausend Dollar pro Tag, berechnete John, mindestens. Die Kosten konnten aber auch weit höher liegen. Er und Naomi hatten insgesamt vierhunderttausend bezahlt. Dreizehntausenddreihundert pro Tag. Sie hatten auf dem Schiff nur ein weiteres Paar gesehen, George und Angelina. In den ersten beiden Wochen hatte Dettore sich jedoch meist nur für ihn und Naomi Zeit genommen. In den letzten vierzehn Tagen, nach Naomis Befruchtung, hatten sie ihn allerdings nur noch einmal am Tag

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