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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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da!« Er lächelte herablassend und verschwand schon zum dritten Mal.
    John hätte ihn am liebsten k.o. geschlagen. Naomi lag in ihrem offenen Hemd auf der Untersuchungsliege, den Unterleib dick mit Gel beschmiert, und die Schwester erklärte: »Dr. Rosengarten steht heute stark unter Druck.«
    »Wie furchtbar«, erwiderte John sarkastisch, griff nach Naomis Hand und starrte das wechselnde grauweiße Geschehen auf dem Monitor an. »Richten Sie ihm aus, ich leide mit ihm.«
    Die Krankenschwester, die offenbar keinerlei Humor besaß, antwortete: »Danke, ich sage es ihm.«
    Nach mehreren langen Minuten kehrte der Gynäkologe zurück. »Nun, Mrs. und – äh – Dr. Klaesson, ich kann Ihnen bestätigen, dass Ihr Kind lebt. Es scheint sich normal zu entwickeln, es ist in der zwölften Woche, und die Resultate der Nackenfaltenmessung sind in Ordnung.« Dr. Rosengarten ließ ihnen einen Augenblick Zeit, das zu verdauen und fügte dann hinzu: »Möchten Sie gerne das Geschlecht erfahren?«
    Naomi sah John an, der ihr verschwörerisch zulächelte. Sie erwiderte sein Lächeln halbherzig und wandte den Blick ab. Sie fühlte sich elend, ihr war schrecklich übel – wie schon seit Wochen –, und sie hatte sich unmittelbar, bevor sie in die Praxis gefahren waren, übergeben. Mit ihrem Taschentuch tupfte sie sich Speichel von den Lippen; ihr Mund füllte sich ständig damit.
    Von draußen drang durch die Doppelglasscheiben das Rattern und Kreischen eines Bohrers auf der Straße sieben Stockwerke tiefer. Durch den Staub der Bauarbeiten blickte Naomi auf die graue Betonwand des benachbarten Beverly Centers und nahm sich vor, am Wochenende hinzufahren und sich im Schlussverkauf nach neuen BHS und locker fallender Kleidung umzusehen. Sie hatte noch nicht zugenommen – obwohl ihre Brüste größer geworden waren und quälend schmerzten –, doch aus der Schwangerschaft mit Halley wusste sie noch, dass die Gewichtszunahme in etwa einem Monat beginnen würde.
    John drückte ihre Hand. Erneut sah sie die kleine, undeutliche Gestalt auf dem Schwarzweißmonitor an. Sie erkannte die Arme und Beine, und als Dr. Rosengarten sie darauf hinwies, sogar einen Fuß.
    »Ich dachte, das Geschlecht könne man erst in der sechzehnten Woche erkennen«, wandte sie ein.
    Pikiert entgegnete Rosengarten: »Mit
unserer
Technik sieht man es schon in der zwölften Woche.« Trotzig verschränkte er die Arme wie ein aufsässiges Kind und sah seine Barbie-Assistentin an. »Ratgeber!«, stieß er abfällig hervor. »Diesen Unsinn mit den sechzehn Wochen haben Sie sicher in einem Ratgeber gelesen. Nichtsnutzige Machwerke!«
    Die Assistentin nickte zustimmend.
    »Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich an mich«, fuhr Rosengarten fort. »Vergeuden Sie nicht Ihre Zeit mit unsinnigen Lehrbüchern.«
    Naomi sah John an. Trotz allem war sie plötzlich hypernervös. Wieder drückte John ihre Hand, nur ganz leicht. Wie ein Herzschlag.
    Es war ein seltsames Gefühl, wieder schwanger zu sein. Zwischen den Wellen der Übelkeit hatte es Glücksmomente gegeben, aber zugleich lastete die Verantwortung schwer auf ihren Schultern. Sie wusste, dass John viel von Luke erwartete – ebenso wie sie selbst.
    Sie starrte auf den Bildschirm und bat, noch einmal den Herzschlag hören zu können.
    »Aber selbstverständlich.« Dr. Rosengarten bewegte den Scanner über das Gel auf ihrem Unterleib, bis er das Geräusch gefunden hatte und Naomi lauschte eine Weile reglos und hingerissen dem beruhigenden, schnellen Poch-Poch-Poch. Nach ein paar Augenblicken sah Rosengarten auf die Uhr, nahm den Scanner weg und sagte: »Okay, Mrs. Klaesson, Sie können jetzt aufstehen.«
    Die Assistentin wischte das Gel ab.
    Als Naomi sich erhob, stieg plötzlich Panik in ihr auf.
    »Entwickelt sich das Baby normal?«, fragte sie.
    Schon wieder stand die verdammte Sekretärin in der Tür und winkte Rosengarten zu. Er hob einen Finger zum Zeichen, dass er verstanden hatte, dann wandte er sich wieder Naomi zu.
    »Vollkommen.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »So weit wir es in diesem Stadium beurteilen können, ist es gesund und munter. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Diese schlimme Übelkeit – Hyperemesis gravidarum genannt – wird bald vergehen. Ruhen Sie sich aus, entspannen Sie sich, genießen Sie Ihre Schwangerschaft – sie ist eine besondere und wundervolle Zeit für Sie.«
    Das Baby ist gesund!, dachte sie. Meinem Baby, das sich in mir bewegt, geht es gut! Sie schloss für

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