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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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einen Moment die Augen und bekämpfte eine erneute Welle der Übelkeit.
Ich werde dir eine wunderbare Mutter und John dir ein wunderbarer Vater, das verspreche ich dir. Wir werden alles dafür geben, dir ein schönes Leben zu bieten und das Beste aus all den Vorzügen zu machen, die Dr. Dettore dir gegeben hat. Du bist etwas Besonderes, weißt du das? So unglaublich anders! Du bist das außergewöhnlichste Baby der Welt.
    »Würden Sie es uns jetzt bitte verraten?«, sagte John.
    Dr. Rosengarten warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Die Untersuchung war ganz klar beendet. Ungeduldig fragte er: »Was denn?«
    »Das Geschlecht!«
    »Sind Sie sicher, dass Sie es wissen wollen?« Er sah sie abwechselnd an.
    »Ja«, antwortete Naomi.
    »Wir möchten es wissen«, bestätigte John und lächelte Naomi erneut an. »Unbedingt!«
    »Na schön. Herzlichen Glückwunsch«, sagte Dr. Rosengarten. »Sie bekommen ein Mädchen.«

15
    NAOMI, ANGESCHNALLT AUF IHREM SITZ, gefangen in ihren Gedanken, nahm nicht wahr, dass sie eine Rampe hinauffuhren, dass John am Steuer saß, dass sie an einem Wärterhäuschen anhielten. Es war heiß im Auto, stickig, muffig, und der Papierwust im Fußraum raschelte und knisterte, wenn sie sich bewegte. John fuhr das Fenster herunter und reichte dem Parkplatzwächter ihren Parkschein. Der Mann studierte den Zettel mit derselben Akribie wie ein Polizist am Flughafen die Papiere eines Reisenden aus einem berüchtigten Terroristenstaat und ließ dann die Schrank hoch. John schloss seine Scheibe.
    Naomi schwitzte.
    Als sie das Parkhaus verließen, wurde vor ihnen ein herabgefallener Palmwedel über den Asphalt geweht und kurz darauf schüttelte eine Windbö das Auto. Hohe Betonwände ragten links und rechts neben ihnen auf, als führen sie durch einen Canyon. Naomi hob den Blick und fühlte sich plötzlich gefangen. Über ihnen drängten sich pechschwarze Wolken in dem schmalen Himmelskorridor. Ein Regentropfen platschte auf die Windschutzscheibe.
    Der Wetterbericht im Radio hatte von jahreszeitlich untypischen Temperaturen gesprochen. Doch in den letzten sieben Jahren, seitdem sie in Los Angeles wohnten, hatte sich das Wetter noch nie den Jahreszeiten entsprechend verhalten.
    Dass die Erderwärmung an den Klimakapriolen rund um den Globus schuld sei, galt als allgemeine Lehrmeinung. Schuld daran waren Wissenschaftler, die die Natur manipulierten. Wissenschaftler als die modernen Häretiker. Erst die Atombombe, dann die Umweltverschmutzung, dann genmanipulierte Nahrungsmittel. Und was dann? Designerbabys?
    Ihr war bang ums Herz.
    Na schön. Herzlichen Glückwunsch. Sie bekommen ein Mädchen.
    Wenn er nicht einmal das geschafft hatte – Dettore, Dr. Dettore
(sagen Sie Leo zu mir!)
 –, wenn er nicht mal diese grundlegende Sache richtig gemacht hatte, dann …
    Oh mein Gott, was haben wir getan?
    John lenkte den schmutziggrauen Volvo vom Krankenhausgelände aus nach links, bog dann wieder links ab und fädelte sich in die Schlange vor der Ampel an der Kreuzung La Cienega ein. Er setzte den Blinker nach rechts, in Richtung Süden.
    Naomi zog ihr iPhone aus der Handtasche und überflog rasch ihre Nachmittagstermine. Gleich im Anschluss an die Arbeit für Oliver Stone hatte sie einen Auftrag von einer Firma namens Bright Spark Productions erhalten, die eine Reihe über junge Filmemacher gedreht hatte. Die erste Sendung sollte in zwei Wochen auf Bravo laufen.
    Um halb drei musste sie zu einem Meeting in der UCLA Filmakademie. Jetzt war es zwanzig nach zwölf. Ihr Auto stand zu Hause, aber sie musste unterwegs noch im Büro vorbei, um Material zu holen. Dafür brauchte sie fünfundzwanzig Minuten, wenn der Verkehr einigermaßen floss. Ihre Unterlagen zusammenzustellen würde etwa eine halbe Stunde dauern. Anschließend musste sie eine halbe Stunde für den Weg zur Filmakademie einkalkulieren. Das bot ihr nicht allzu viel Spielraum, und sie hasste es, zu spät zu kommen.
    »Der Typ ist ein richtiges Arschloch!«, murrte John ärgerlich und brach damit endlich das Schweigen, das seit ihrem Aufbruch von Dr. Rosengarten geherrscht hatte. »Ein richtig widerliches Arschloch!«
    Naomi sagte nichts. Um fünf war sie im Vier Jahreszeiten mit einer Journalistenfreundin verabredet, die für
Variety
arbeitete. Sie konnte ihre Termine unmöglich absagen, aber wie sollte sie bloß den Nachmittag überstehen? Sie ließ das Fenster herunter. Der Luftzug tat ihr gut, auch wenn Autoabgase mit hineinwehten. Allemal besser

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