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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Nature
veröffentlicht haben – war es nicht in der Februar-Ausgabe?«
    »Ja, ganz richtig.«
    »Die Genetik der virtuellen Mäuse. Ein faszinierendes Experiment!«
    John antwortete: »Es war ein anspruchsvoller Versuch, der fast vier Jahre gedauert hat.«
    John hatte ein Computerprogramm entwickelt, das die Evolution einer Maus über eine Zeitspanne von einer Million Jahren simulierte. Das Experiment setzte in der tiefen Vergangenheit ein und erstreckte sich bis in die Zukunft, wobei ein breites Spektrum wahrscheinlicher Mutationen und möglicher Umweltbedingungen in die Kalkulation mit einbezogen wurden.
    »Und dabei kamen Sie zu dem Ergebnis, dass die Tiere klüger werden würden, je mehr der Mensch unseren Planeten beherrscht. Das hat mir gefallen. Ein genialer Gedankengang.«
    John war geschmeichelt, dass ein so renommierter Wissenschaftler wie Dettore seine Forschungsarbeit zur Kenntnis genommen hatte und sogar lobte. »Die Ergebnisse hat schließlich der Computer geliefert«, antwortete er bescheiden.
    »Warum haben Sie bisher noch keine Simulation über die Evolution des Menschen in den kommenden eine Million Jahren in Angriff genommen?«
    »Weil das menschliche Genom zu komplex ist. Zum einen wäre das Schreiben des Programms eine immense Herausforderung, aber abgesehen davon fehlen uns an der USC die entsprechenden Kapazitäten. Ich …«
    Dettore unterbrach ihn: »Ich finde, wir sollten uns später darüber unterhalten. Eventuell würde eine Spende der Universität weiterhelfen?«
    »Lassen Sie uns darüber sprechen«, sagte John, der zwar von dem Gedanken begeistert war, dass eine Unterstützung durch Dr. Dettore seine wissenschaftliche Arbeit fördern würde, aber im Moment nicht abgelenkt werden wollte. Auf diesem Schiff stand Naomi im Mittelpunkt, nicht seine Arbeit.
    »Gut. In den kommenden Wochen werden wir Zeit genug haben.« Dettore hielt inne und sah erst John, dann Naomi an. »Es tut mir sehr leid, was mit Ihrem Sohn passiert ist.«
    Naomi zuckte mit den Achseln, gequält von demselben tiefen Schmerz, der sie jedes Mal überwältigte, wenn das Thema zur Sprache kam. »Danke«, brachte sie mit erstickter Stimme hervor.
    »Ein furchtbarer Schlag.« Er richtete seine grauen Augen auf sie und fuhr fort: »Wer niemals ein Kind verloren hat, weiß nicht, was das bedeutet.«
    Naomi nickte.
    Dettores Miene wurde plötzlich traurig, und er sah John an, als wolle er ihn mit einbeziehen. »Meine Exfrau und ich haben zwei Kinder verloren – eines mit einem Jahr durch eine Erbkrankheit und eines mit sechs durch Meningitis.«
    »Das – das wusste ich nicht. Es tut mir furchtbar leid«, sagte Naomi und wandte sich an John. »Das hast du mir gar nicht erzählt.«
    »Ich habe es auch nicht gewusst«, sagte er. »Es tut mir sehr leid.«
    »Sie konnten es auch nicht wissen, denn ich hänge es nicht an die große Glocke. Wir haben uns entschlossen, die Öffentlichkeit nicht darüber zu informieren. Aber …«, der Genetiker drehte die Handflächen nach oben, »… das ist einer der Hauptgründe, weshalb ich hier bin. Im Leben geschieht manches, das nicht geschehen sollte – das nicht zu geschehen brauchte, weil es die Wissenschaft mittlerweile verhindern kann. Darum geht es im Grunde in dieser Klinik.«
    »Deshalb sind auch wir hier«, sagte Naomi.
    Dettore lächelte. »Wie auch immer. Wie war Ihre Reise? Haben Sie den Nachtflug von LA aus genommen?«
    »Nein«, sagte John. »Wir sind tagsüber geflogen, haben in New York übernachtet und sind abends mit Freunden zum Essen ausgegangen. Wir gehen gerne in New York essen.«
    Naomi fiel ein: »Essen gehört zu den Hobbys meines Mannes – nur, dass er jeden Gang wie ein wissenschaftliches Experiment angeht. Alle amüsieren sich, nur er findet immer ein Haar in der Suppe.« Liebevoll grinste sie John an.
    John wiegte verteidigend den Kopf hin und her und erwiderte ihr Lächeln. »Kochen ist eine Wissenschaft für sich, und ich habe keine Lust, für irgendeinen Küchenchef die Laborratte zu spielen.«
    »Dann bin ich ja mal gespannt, wie Sie das Essen an Bord beurteilen«, sagte Dettore.
    »So, wie ich mich momentan fühle«, meinte Naomi, »kann ich nicht mal an Essen denken.«
    »Seekrank?«
    »Ein bisschen.«
    »In den nächsten Stunden soll das Wetter noch schlecht bleiben, aber danach klart es auf – morgen müsste ein wunderbarer Tag werden.« Er schwieg, und es entstand eine unbehagliche Stille zwischen ihnen. Eine plötzliche Welle erfasste das

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