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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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ihm klar, noch gab es keinen Anlass zur Sorge. Bisher nicht, jedenfalls.
    »Suchst du nach irgendwelchen Zeichen?«, fragte Naomi bitter. »Wartest du darauf, dass auf ihrer Stirn ein Mal erscheint wie eine Art Designerlabel und aller Welt verkündet, dass das keine normalen Babys sind?«
    Er versuchte, sie zu küssen, aber sie entzog sich ihm. »Ach, Schatz, ich versuche doch nur, so viel wie möglich hier oben bei ihnen zu sein. Ich betrachte sie einfach gern, rede mit ihnen, genau wie in den Büchern beschrieben, genauso, wie wir es mit Halley gemacht haben. Ich lege gerne Musik für sie auf, spiele mit ihnen, wenn sie aufwachen und helfe dir, sie zu füttern und die Windeln zu wechseln. Ich liebe es einfach, bei ihnen zu sein, so ist es nun mal!«
    »Ich habe meine Mutter gefragt, ob sie je mit mir geredet hat, wenn ich schlafend in meiner Wiege lag«, sagte Naomi. »Das hat sie nicht, und sie hat mir auch keine Musik vorgespielt. Aber irgendwie habe ich das überlebt. Da habe ich wohl Glück gehabt.«
    Phoebe regte sich, dann Luke. Luke streckte seine kleine Hand aus. John berührte sie mit einem Finger und gleich darauf schlossen sich Lukes kleine Finger darum und hielten ihn mehrere Sekunden lang fest. Das war für John eines der wunderbarsten Gefühle seines Lebens.
    »Siehst du das?«, flüsterte er Naomi zu.
    Sie nickte lächelnd.
    Luke hielt seinen Finger eine ganze Weile fest, bevor er ihn wieder losließ. Anschließend beugte sich John hinunter und streichelte beiden über das Gesicht, jedem mit einer Hand. »Daddy und Mummy sind hier bei euch«, sagte er. »Wie geht es euch, meine kleinen Engel?«
    Plötzlich öffnete Phoebe die Augen, und im selben Moment öffnete Luke die seinen. John fand es unheimlich, dass sie es stets zur gleichen Zeit taten. Beide sahen ihn an.
    »Hallo, Luke. Hallo, Phoebe. Hallo, meine kleinen Engel«, sagte er, stellte sich ein wenig anders hin und bestärkte sie, ihm mit den Augen zu folgen, was sie auch taten. Er sah, wie sie die Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen und erwiderte es. Er beugte sich nach vorn und drückte auf eines von Lukes Stoffquietschtieren an der Schnur. Beide Augenpaare blieben auf ihn gerichtet, doch das Lächeln erstarb.
    John drückte auf Phoebes Spielzeug, in der Hoffnung, sie dazu anzuregen, selbst den Arm zu heben und es zu berühren. Doch ebenso wie ihr Bruder blieb sie still liegen und beobachtete ihn lediglich. Nach wenigen Augenblicken schlossen die Babys wieder synchron die Augen, als langweilten sie sich.
    Naomi drehte sich um und verließ das Zimmer. John folgte ihr, zog leise die Tür hinter sich zu und ließ sie einen Spalt offen.
    Als ihre Schritte sich die Treppe hinunter entfernten, öffneten die Babys erneut gleichzeitig die Augen. Nur ein kurzer Aufschlag, dann schlossen sie sie wieder.

42
    »GRATULIERE, JOHN!«, sagte Carson Dicks und erhob sein Glas. »Auf deine ersten Monate!«
    John trank selten Alkohol um die Mittagszeit. Er ging normalerweise nicht einmal zum Essen aus, sondern aß lieber am Schreibtisch sein Butterbrot. Doch heute hatte Carson ihn gebeten, den Aufbau eines Experiments mit ihm zu besprechen und ihn in einen nahegelegenen Pub geschleift.
    Carson Dicks war ein kleiner, rundlicher Mann Anfang fünfzig mit wildem, buschigem Haar, einem struppigen Bart und Gläsern, dick wie Flaschenböden – für jeden Karikaturisten der Traumtyp des verrückten Professors.
    John erhob sein Glas. »Cheers!«, sagte er. »Ich danke dir.«
    »Skål!«
    John erwiderte grinsend:
»Skål!«
und trank einen Schluck von seinem chilenischen Sauvignon blanc.
    »Und, wie gefällt es dir in Morley Park?«
    Mit chirurgischer Präzision löste John ein Stück Seezunge von den Gräten. »Sehr gut. Das Team ist toll, und im Institut herrscht eine Atmosphäre wie an einer Universität, nur ohne die dazugehörige Politik.«
    »Genau das gefällt mir auch so gut daran. Ein bisschen taktieren muss man natürlich, wie überall, aber hier werden uns wenigstens keine Hindernisse in den Weg gelegt. Trotz der zahlreichen Institute und wissenschaftlichen Projekte gibt es ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, als zögen alle an einem Strang.« Er legte eine Pause ein, aß einen kompletten Scampi im Bierteig und redete mit vollem Mund weiter. »Wir forschen für das Gesundheits- und das Verteidigungsministerium, aber auch für etwas schwerer zu Definierendes – und natürlich Umstrittenes –, nämlich das Gemeinwohl.« Dabei sah er John

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