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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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für dich da.«
    »Das weiß ich zu schätzen. Du bist ein guter Freund.«
    »Ich bin wirklich froh, dich in meiner Mannschaft zu haben. England hat in den letzten fünfzig Jahren zu viele gute Wissenschaftler an die USA verloren. Wir haben das Glück, dass wir einen zurückgewinnen konnten.« Er klopfte John noch einmal aufmunternd auf die Schulter und strebte zu seinem Büro.
    John ging den Flur entlang und betrat Labor B 111 - 404 , einen langgestreckten Raum voller Computer und Workstations, von denen sieben mit Mitgliedern seines Teams besetzt waren. Die meisten waren dermaßen konzentriert, dass sie seine Ankunft kaum registrierten.
    Zurück in seinem eigenen Büro zog er den Mantel aus und verfehlte irgendwie den Haken an der Rückseite der Tür. Überrascht sah er zu, wie der Mantel herunterrutschte und in einem Haufen auf dem Boden landete.
    »Ups«, sagte er zu sich selbst, bückte sich und hob ihn auf. Der Alkohol machte ihm jetzt ordentlich zu schaffen, es ging ihm nicht besonders. Er musste noch einen Berg an Arbeit bewältigen, allen voran die Analyse eines äußerst komplexen Sets von Algorhythmen.
    Zuerst rief er Naomi an, was er mehrmals am Tag tat. »Hallo, Schatz!«, begrüßte er sie. »Wie geht es dir?«
    Ihre Stimme klang abweisend, und ihm wurde klar, dass er den Anruf hätte aufschieben sollen, bis er nüchterner war.
    »Luke hat gespuckt«, sagte sie, »und Phoebe schreit. Hörst du sie?«
    »Hm-hm.«
    »So geht’s mir.«
    »Ach so«, erwiderte er.
    »Was soll das heißen,
ach so

    Schweigend überlegte er einen Moment. »Ich … Ich wollte nur sagen … Ich versuche, früh nach Hause zu kommen. Oh – und Carson hat uns für nächste Woche Samstag zum Abendessen eingeladen, Caroline hat Geburtstag.«
    Ein langes Schweigen war die Antwort. »Okay«, sagte sie schließlich widerwillig.
    John wusste, dass Naomi mit Carsons höchst intellektueller Frau nicht gut zurechtkam. »Schatz, ich denke, wir sollten hingehen – wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Es macht mir nichts aus.«
    »Dann bin ich so um sechs zu Hause.«
    »Um sechs? Das glaube ich erst, wenn ich es erlebe.«
    »Ich meine es ernst, Schatz …«
    Ein trockenes Klicken. Sie hatte aufgelegt.
    Scheiße.
    John stellte das Telefon auf die Station. Seine Trunkenheit legte sich und stattdessen empfand er eine bleierne Schwere, er war müde und hatte leichte Kopfschmerzen. Er stand auf und ging hinüber ans Fenster. Das Zimmer war nicht groß. Es bot gerade genug Platz für seinen Schreibtisch, seine Aktenschränke und Bücher und einen kleinen Besprechungstisch. Er starrte fast senkrecht nach unten auf die gigantische Baustelle, wo das massive Gebäude aus Stahl und Glas allmählich Gestalt annahm, das irgendwann einmal den größten Teilchenbeschleuniger Großbritanniens beherbergen würde.
    Er beobachtete, wie zwei Männer mit Bauhelmen einen Stahlträger in einer Halterung an einem Kranhaken befestigten. Arbeiter. Drohnen.
Genetische Unterschicht.
Immer wieder kam ihm Dettores Ausdruck in den Sinn. Würden in der Zukunft Menschen für solche handwerklichen Tätigkeiten gezüchtet werden? Würde sich Dettores Prophezeiung bewahrheiten, dass eine komplette genetische Unterschicht entstehen würde, um die Bedürfnisse aller anderen zu befriedigen? Wie war das eigentlich heutzutage? Wie wurden Arbeiter geformt? Durch eine Kombination minderwertiger Gene und mangelnder Bildung? Durch Zufall, die Umstände oder natürliche Auslese?
    Wäre es schlimmer, solche Arbeiter gezielt zu erschaffen? Manche Menschen glaubten das. Doch war es wirklich so verwerflich, darüber nachzudenken? Was würde aus der Menschheit werden, wenn man jeden zum Raketenkonstrukteur ausbildete? Wäre das nicht wahrhaft unverantwortlich von der Wissenschaft? Die Macht zu haben, eine Welt im Gleichgewicht zu erschaffen, sich aber davor zu drücken, indem man alle Menschen intelligent machte? Einige Idealisten würden die Vorstellung sicherlich gutheißen, aber in Wahrheit wäre das ein Desaster.
    Doch wer würde schon die Alternative billigen?
    Er setzte sich, brauchte dringend einen Kaffee. Doch er hatte schon im Pub zwei doppelte Espressi getrunken. Daher nahm er sich vor, erst mal die Routinearbeiten zu erledigen, bis die Wirkung des Alkohols nachließ, und begann mit seinen E-Mails.
    Er betrachtete die zwanzig Posteingänge, die während seiner Abwesenheit eingetroffen waren. Die meisten betrafen langweilige interne Angelegenheiten.
    Doch dann fand er eine

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