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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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er die andere Tür und wurde von der Eingebung gepackt, dass er auch herausfinden musste, was sich hinter dieser Tür verbarg.
    Er öffnete sie und schaute in ein Schlafzimmer, das noch kleiner war, möbliert mit einem etwas breiteren Einzelbett und einem Nachttisch. Die Rollos waren heruntergelassen, doch trotz der Dunkelheit sah Sjöberg, dass das Bett nicht gemacht war. Zuerst sah er nur ein gewöhnliches, x-beliebiges Schlafzimmer, das wie der Rest der Wohnung ohne jegliche Ambition auf Behaglichkeit eingerichtet worden war. Aber gerade als er die Tür wieder schließen wollte, packte ihn die Erkenntnis, dass in diesem Zimmer mehr als eine Person schlief. Auf einem Stuhl in der Ecke lag Kleidung auf einem Haufen, die Joakim gehören musste. Über einem Herrendiener vor dem Fenster hingen eine Strickjacke und ein Schlips, die offensichtlich dem Vater gehörten. Im Bett sah er drei Kissen und zwei Decken. Er blieb in der Türöffnung stehen und brachte für eine ganze Weile kein Wort über die Lippen. Was sollte er sagen? Was musste er sagen?
    »Das ist also dein Schlafzimmer?«, fragte er nur.
    Joakim nickte verschämt.
    »Und das von deinem Vater?«, fügte Sjöberg in einem Ton hinzu, der neutral klingen sollte.
    »Mhm«, murmelte Joakim.
    Sjöberg spürte, wie ihn eine starke Unruhe ergriff. Ein Widerwille gegen die gesamte Situation, gegen diese ganze muffige, halb verkommene, kleine Dreizimmerwohnung mit ihrem ewigen Dämmerlicht und ihren farblosen Wänden. Ein Verdacht nahm in seinem Bewusstsein Form an. Der Verdacht, dass diese Familie mehr Geheimnisse hütete, als er zunächst geglaubt hatte.
    Er schloss die Tür und ging ins Wohnzimmer zurück.
    »Können wir uns hierhin setzen?«, fragte er Joakim, während er auf die dunkelgrüne Sitzgruppe deutete.
    »Natürlich«, antwortete Joakim zurückhaltend.
    Sie setzten sich in die Sessel, und Sjöberg versuchte zu verdrängen, was er eben gesehen hatte. Er schaltete die Diktierfunktion des MP 3-Spielers ein und kam zu dem eigentlichen Grund seines Besuchs.
    »Es ist uns gelungen, ein paar weitere Stunden von Jennifers letztem Tag zu rekonstruieren«, sagte er sachlich.
    Joakim zeigte keine Reaktion.
    »Das letzte Mal, dass du sie gesehen haben willst, war doch in dem Tanzsalon zusammen mit diesen zwei wesentlich älteren Männern, oder?«
    »Ja.«
    »Nachdem sie ein paar Drinks genommen hatten, verließen alle drei gemeinsam die Bar.«
    »Aha«, sagte Joakim tonlos.
    »Von dort gingen sie zu der Kabine der beiden Männer.«
    Kein Kommentar.
    »Ich glaube, dass du das alles schon weißt, Joakim. Habe ich recht?«
    Joakim sagte nichts, sondern starrte auf seine Hände hinunter.
    »Du antwortest nicht, Joakim. Ich möchte, dass du mir antwortest, wenn ich dir Fragen stelle.«
    »Sollte ich dann nicht einen Anwalt haben?«
    »Dir wird nichts zur Last gelegt. Noch nicht«, betonte Sjöberg. »Aber natürlich werde ich misstrauisch, wenn du dich weigerst, meine Fragen zu beantworten, und wenn du mich belügst. Bist du ihnen etwa nicht bis zu der Kabine gefolgt und hast davor gewartet, bis sie fertig waren mit dem, was sie auch immer darin getan haben? War es nicht so?«
    Joakim seufzte schwer und antwortete, ohne Sjöberg in die Augen zu sehen:
    »Doch, so war es.«
    »Und warum hast du das nicht gleich gesagt?«, fragte Sjöberg, obwohl er die Antwort bereits kannte.
    »Dann hättet ihr doch geglaubt, dass ich sie verfolgt habe.«
    »Aber das hast du doch getan?«
    »Ja, aber danach. Dass ich sie getötet habe.«
    »Und das hast du nicht getan?«
    »Nein.«
    »Aber du hast sie verfolgt. Warum hast du das getan?«
    »Ich wollte wissen, was sie tat. Wie sie dachte.«
    »Über euch, meinst du?«
    »Ja.«
    »Was glaubst du hat sie über euch gedacht?
    »Ich glaube, sie hat überhaupt nicht an mich gedacht.«
    »Genau das glaube ich auch«, sagte Sjöberg provozierend. »Ich glaube, dass sie das Interesse an dir verloren hatte.«
    Joakim antwortete nicht, verzog keine Miene. Sjöberg beobachtete ihn eine Weile schweigend, bevor er fortfuhr:
    »Und, was glaubst du hat Jennifer in dieser Kabine gemacht? Mit diesen Typen?«
    Keine Antwort.
    »Joakim, du musst antworten, wenn ich dich etwas frage. Ich kann dich mit auf die Wache nehmen, wenn dir das lieber ist.«
    »Sie … sie hatten wahrscheinlich Sex«, antwortete Joakim beinahe flüsternd.
    »Ja, so war es, Joakim. Sie hatten Sex. Das muss ein Schock für dich gewesen sein. Dass sie dich so betrogen hat.«
    »Nicht

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