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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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in der Mikrowelle die Butter. Dann setzten sie sich auf die Veranda. Die untergehende Sonne färbte das Wasser rosarot und verlieh Caras Haar eine dunkle, zu ihren Augen passende Tönung. Sie hatte es sich hochgesteckt; man brauchte für dieses Essen beide Hände, denn man musste die Krabben in Butter tunken und sich häufig die Finger an der Serviette abwischen.
    Beim flackernden Kerzenlicht der Sturmlaternen saßen sie in der Abenddämmerung, verzehrten genüsslich das süß schmeckende Fleisch und tranken dazu Bier aus der Dose. Die Unterhaltung, so schien es, lief praktisch von allein. Sie plauderten über ihre Berufe, die jüngsten Schildkrötengelege, die Pläne für Lovies Veranda und über Gott und die Welt. Je länger der Abend sich hinzog, desto mehr war Cara von Brett angetan. Die Art, wie er sie beim Gespräch anschaute, sein jungenhaftes Lachen, all das beeindruckte sie tief. Es war fast, als wären sie seit langem befreundet und gingen völlig ungezwungen miteinander um – zu ungezwungen fast. Und wenn sie sah, wie herzlich er lachte, wie eindringlich seine blauen Augen beim Erzählen leuchteten, dann hätte sie gern erfahren, ob er genauso empfand wie sie. Oder gab sich ein Brett Beauchamps in Gesellschaft immer so?
    Als dann die leeren Schalen abgeräumt waren und sie mit einem neuen kühlen Bier wieder am Tisch saßen, berichtete sie Brett von der Geschichte mit Darryl und Toy. Er reagierte so, wie sie es von ihm erwartet hatte. Sein Mund verzog sich zornig, seine große Hand zerquetschte das Weißblech der Bierdose.
    „Der soll bloß bleiben, wo der Pfeffer wächst, dieser Stinkstiefel! Sonst wird’s ihm gewaltig Leid tun. Ach was, eigentlich wär’s mir sogar lieb, wenn er sich doch blicken ließe!“
    „Wie kommt’s, dass ihr Kerle ständig zu Imponiergehabe neigt und euch so gern prügelt? Zuweilen könnt ihr’s offenbar gar nicht abwarten!“
    „In dieser Hinsicht verstehe ich absolut keinen Spaß, Cara. Diese Darryl-Typen – solche, die meinen, sie wären erst richtige Kerle, wenn sie ’ne Frau vermöbeln – sind mir ein Gräuel. Denen biete ich liebend gern Gelegenheit, sich zur Abwechslung mal mit ’nem gleichwertigen Gegner anzulegen.“
    „Ich kann das verstehen und stimme dir ausdrücklich zu. Nur hoffe ich, dass uns direkt vor Primrose Cottage eine solche Gladiatoren-Lehrvorführung erspart bleibt!“ Sie streichelte ihm über den Arm und wirkte ein wenig besorgt. „Bei so einer miesen Ratte weiß man nie. Vielleicht ist er bewaffnet. Mit ’nem Messer womöglich oder gar mit einer Schusswaffe.“
    „Damit werde ich schon fertig!“
    Sie nahm das wortlos zur Kenntnis.
    „Was ist?“ fragte er, als fühle er sich herausgefordert. „Du guckst mich so sonderbar an! Traust du mir das etwa nicht zu?“
    „Ganz im Gegenteil! Wenn du sagst, dass du damit fertig wirst, dann glaube ich dir. So ein Gefühl hatte ich noch nie bei einem Mann.“
    „Was für ein Gefühl?“
    „Ein Gefühl der Sicherheit“, erwiderte sie, verblüfft, dass sie etwas so Persönliches preisgab. „Mein letzter Freund …“ Sie brach ab und schlug sich an die Wange. „Himmel, ist das nicht bescheuert, wenn man in meinem Alter noch diesen Ausdruck benutzt?
Freund?
So wie früher, wenn man mit einem ‚festen Freund‘ ging!“
    Er runzelte die Stirn. „Was ist mit ihm?“
    Sie fragte sich mit klammheimlicher Freude, ob er wohl ein ganz klein wenig eifersüchtig war. Interessant!
    „Na ja …“, begann sie zögernd, wusste aber nicht recht, wie sie fortfahren und wie viel sie ihm überhaupt anvertrauen sollte. Eigentlich empfahl es sich nicht, einem neuen Verehrer gleich mit dem Ex zu kommen, weshalb sie sich für das Motto „Weniger ist oft mehr“ entschied.
    „Richard und ich waren für dieselbe Werbeagentur tätig. Wir konnten über alles reden, was mit dem Beruf zusammenhing, und ich dachte, wie seien ein recht gutes Team. Wir hatten auch jede Menge Spaß zusammen. Du weißt ja, wie das ist, wenn man gemeinsame Interessen hat. Sobald es aber um persönliche Dinge ging, beispielsweise um mein Verhältnis zu meiner Mutter oder um meine Gesundheit, hielt ich mich sehr bedeckt. Nicht, weil ich Richard nicht mochte, sondern ich sprach aus Prinzip nie darüber. Im Allgemeinen bin ich nämlich sehr wortkarg, was mein Privatleben betrifft. Ich konnte nie ausschließen, dass er nicht eines Tages solche Informationen zu meinem Nachteil verwenden würde. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war meine

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