Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
Vom Netzwerk:
Vorsicht begründet.“
    „Was ist passiert?“
    „Er wurde befördert, ich hingegen gefeuert. Für meine Entlassung konnte er zwar nichts, doch er besaß Kenntnis davon. Trotzdem hielt er es nicht für nötig, mich vorzuwarnen.“
    „Die haben dich entlassen? Wann denn?“
    „Vorigen Monat. Bevor ich herkam.“
    „Und mehr willst du mir darüber nicht verraten?“
    „Was gibt’s da noch groß zu erzählen? So was passiert eben. Dir kann es doch eigentlich gleich sein.“
    „Von wegen! Menschenskind, Cara, unter diesen Umständen nehme ich doch von dir kein Geld für den Bau der Veranda! Das wäre das Letzte, was mir einfiele. Wieso hast du’s mir nicht gesagt?“
    „Ach, du bist wirklich zu süß! Die nächste Benimmregel? Ein Mann aus dem Lowcountry akzeptiert kein Geld von einer Lady, die vom Pech verfolgt ist?“
    „Wenn’s vorher keine Regel war, dann steht sie jetzt im Knigge!“
    „Keine Sorge“, erwiderte sie. Der Bursche gefiel ihr immer mehr! „Die Lady nagt noch nicht am Hungertuche. Eine Veranda kann sie sich so eben noch leisten. Ein Haus vielleicht nicht gerade, doch eine Veranda schon.“
    „Nein. Das kann ich nicht von dir verlangen.“
    „Keine Widerrede, Brett!“ sagte sie streng und ließ erst gar nicht zu, dass er einen ganzen Schwall Argumente vorbrachte. „Für mich steht die Sache fest. Es ist schwierig zu erklären, doch ich muss etwas tun, um Mama zu helfen, ich muss dafür sorgen, dass ihr Los leichter wird. So viele Jahre haben wir lediglich leere Floskeln ausgetauscht. Ich weiß, die Veranda wird ihr viel bedeuten, zumal der Anstoß dazu von mir kommt. Es ist mir gleichgültig, wie viel der Bau kostet. Viel schwerer würden die negativen Gefühle wiegen, wenn ich’s nicht tun würde.“
    Im Geist überschlug Brett die Kosten. „Wird schon nicht so teuer werden!“
    „Stopp, Brett! So geht das nicht! Nicht, dass du es für mich billiger machst! Ich kenne den Preis von guter Arbeit und schätze Qualität und fachgerechte Ausführung. Auch wenn ich dein Entgegenkommen sehr wohl zu würdigen weiß.“
    „Du vergisst dabei eins: Ich habe ebenfalls eine Menge für Miss Lovie übrig.“ Er verstummte und fragte dann: „Sie ist sehr krank, nicht wahr?“
    Cara hatte befürchtet, dass das Gespräch diese Wendung nehmen würde. Sie nickte. „Sie hat Krebs.“
    Er blickte zu Boden.
    Cara legte die Hand auf die seine. „Brett, ich bin dir wirklich sehr dankbar, dass du die Veranda wieder herrichten willst. Ich habe gemerkt, dass du dich überfahren gefühlt hast. Das war nicht meine Absicht. Vielleicht bin ich etwas zu forsch gewesen. Bitte verzeih mir! Es war nur eben so, dass ich plötzlich in Panik geriet. Die Ärzte geben ihr nur noch diesen Sommer. Da wollte ich das unbedingt für sie tun, bevor …“ Sie seufzte. „Bevor es zu spät ist.“
    „So etwas Ähnliches habe ich mir schon gedacht. Sie wirkt sehr zerbrechlich.“
    „Stimmt. Der Anblick geht einem regelrecht durch Mark und Bein. Es bringt mich fast um, wenn sie nichts zu sich nimmt oder wenn sie so schwer Luft bekommt. Und zudem hustet sie jetzt auch andauernd. Ist dir das aufgefallen? Es macht mir Angst. Man steht nur hilflos daneben. Normalerweise greife ich ein, wenn ich ein Problem sehe, und versuche es zu lösen. Aber das hier lässt sich nicht beheben.“
    „Nein. Doch man fühlt sich so machtlos. Dabei ist es Teil der Natur.“ Er drehte die Handfläche nach oben und umfasste Caras Handgelenk. „Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich offen spreche. Wir alle betrachten den Tod als etwas Unnatürliches, als eine Sache, gegen die wir ankämpfen müssen. Ich sehe jeden Tag, wie’s in der Natur zugeht, und man kann den Anblick nicht immer schön nennen. Das Leben ist eben gefährlich und stellenweise grausam, doch auch wieder wunderbar. Daran müssen wir uns in solchen Zeiten immer erinnern. Es fällt uns schwer, zu ertragen, dass Miss Lovie sterben wird, weil wir sie mögen. Doch wenn es sie tatsächlich trifft, dann ist es unsere Aufgabe, ihr durch diese Phase zu helfen. Wenn wir versuchten, uns dem Tod entgegenzustemmen, würden wir es ihr nur schwerer machen.“
    „Aber mit neunundsechzig! Das ist doch noch relativ jung! Ich finde es einfach nicht gerecht!“
    „Was hat das Leben mit Gerechtigkeit zu tun? Ist es gerecht, wenn ein Kind stirbt? Sind Kriege oder Seuchen gerecht?“
    „Brett, bitte!“ sagte sie scharf und entzog ihm verärgert ihre Hand. „Erspar mir diese

Weitere Kostenlose Bücher