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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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weil Brett sich so um sie sorgte. „Nein, laufen Sie nur. Ich bin ein bisschen müde!“
    Als Brett Cara erreicht hatte, nahm er ihr wortlos mit einer Hand die Decken ab, zog Cara mit der anderen stürmisch an sich und küsste sie so plötzlich und besitzergreifend, dass ihr ganz schwindlig wurde.
    „Wollte ich schon den ganzen Tag“, flüsterte er, nachdem er sie losgelassen hatte. Dann packte er ihre Hand, und wie Kinder rannten sie hinter den anderen her.
    Als Brett und Cara eintrafen, standen alle im Kreis um die Brutgrube herum, Miranda eingeschlossen. Die anderen Urlauber hatten sich zumeist in Richtung Landungssteg zurückgezogen, um dort auf das Feuerwerk zum Nationalfeiertag zu warten. Flo war gerade dabei, ihrer Mutter die Leviten zu lesen und sie zu belehren, sich bloß nie wieder ohne ein Wort davonzumachen. Die Kinder hüpften aufgeregt herum, waren völlig aus dem Häuschen, denn nun sollten die Schildkrötenbabys bald aus dem Sand kriechen. Lovie kniete bereits neben der Grube, hatte ihre Spezialstablampe eingeschaltet und beäugte angestrengt das Nest.
    „Und? Wie lautet dein Urteil?“ Cara ließ sich neben ihrer Mutter auf die Knie nieder.
    „Erkennst du die leichte Vertiefung da?“ fragte Lovie und beleuchtete eine Art Delle im Sand. „Ein deutliches Anzeichen! Da drin tut sich etwas! Kinder, hört mal mit dem Gehopse auf! Ihr springt mir zu nahe am Nest herum! Wenn ihr so weitermacht, krabbeln sie nie heraus! Das wollt ihr doch nicht, oder?“
    Miranda trat etwas näher heran und nahm das im Lichtkegel liegende Nest in Augenschein. „Steck doch mal den Finger rein und prüf nach, ob die Jungen schon oben sind!“
    Lovie lehnte das ab. „Lassen wir sie in Ruhe! Die werden schon irgendwann herauskommen!“
    „Ach, nun mach schon! Hilf doch ein wenig nach“, forderte Julia ihre Schwiegermutter auf. „Hast du doch früher auch getan! Die Kinder sind schon so gespannt!“
    „Das hier ist doch kein Kasperltheater!“ verkündete Lovie entrüstet, worauf die Kinder enttäuscht seufzten. „Ich hab früher einiges gemacht, was ich besser gelassen hätte. Man lernt eben nie aus.“
    Gespannt starrte sie auf die Brutgrube, während der Mond am Himmel höher stieg und sein schimmerndes Licht auf die Wellen warf.
    Toy stand vor dem kleinen, über der Kommode angebrachten Spiegel und bürstete sich mit langsamen und mutlosen Bewegungen das Haar. Wenn man nur ihren Oberkörper betrachtete, also Kopf, Hals und Schultern, dann sah sie gar nicht so anders aus als die Mädchen aus den wohlhabenden Familien, die hier überall wohnten. Die neue goldbraune Farbe ihres Haars wirkte richtig natürlich, und es wellte sich an den Spitzen leicht, was Toy besonders gefiel.
    Sie legte die Bürste hin, schaute an sich herab und zeichnete mit dem Finger die Rundung ihres Bauches nach. Ja, die jungen Männer, die guckten nur dorthin, für die war sie uninteressant, eine Schwangere eben – wie benutzt und weggeworfen.
    „Hältst wenigstens du mich für etwas Besonderes?“ fragte sie ihr ungeborenes Baby und streichelte dabei ihren Leib. Dass ihr eine Träne die Wange hinunterlief, passte ihr nicht. Wütend wischte sie sich über die Augen. Flennen nützte nichts. Sie steckte nun einmal tief im Schlamassel, und irgendwie musste sie es aus eigener Kraft schaffen, da herauszukommen.
    Auf dem Bett lagen ihre Lehrbücher. Ein paar Wochen zuvor hatte Cara bei ihr angeklopft und diese Bücher und eine Broschüre über den Fernlehrgang zum Erwerb des Highschool-Abschlusses vorbeigebracht. Seitdem hatten sie beide Abend für Abend über den Aufgaben gesessen. Lovie hörte derweilen vom Sofa aus zu, die Beine bequem hoch gelegt. Als Toy die erste Zwischenprüfung für Externe bestanden hatte, war Cara in Jubelrufe ausgebrochen: „Und wenn du jetzt noch den Abschluss machst, kannst du am College studieren!“ Und das hatte Cara nicht bloß so dahergesagt! Das war ihr voller Ernst gewesen, nicht nur einfach eine Nettigkeit.
    Toy streckte sich auf ihrem Bett aus und nahm sich ihr Algebrabuch vor. Sie hatte es Cara zwar nie anvertraut, aber was sollte sie auf einem College? Bald musste sie sich um ein Baby kümmern! Was sie brauchte, das war ein Job.
    Sie war zwar fix und fertig von den Festtagsvorbereitungen, der frischen Luft und der Sonne, doch gebüffelt hatte sie relativ wenig in letzter Zeit. Deshalb war’s jetzt wohl nötig, „sich auf den Hosenboden zu setzen“, wie Cara es auszudrücken pflegte. Toy hatte eine

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