Nur dieser eine Sommer
behutsam den Eimer an einen trockenen, warmen dunklen Platz stellte.
„Schlaft gut“, sagte sie und machte leise die Schranktür zu. Dann stand sie seufzend auf und schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Na, du bist mir vielleicht eine Gesetzesbrecherin!“
„Na und? Dann haben wir eben eine Ordnungswidrigkeit begangen!“ blaffte sie beleidigt. „Ich habe keine Zeit, mir darüber jetzt den Kopf zu zerbrechen.“
„Ich mache mir schon die ganze Zeit Sorgen um dich! Seit ich deinen Wagen in der Einfahrt stehen sah! Ach, Quatsch, seit wir uns vor ein paar Tagen zum letzten Mal getroffen haben!“
Sie standen sich in der engen Küchenzeile gegenüber, Zentimeter nur voneinander entfernt, und Cara spürte, dass zwischen ihnen eine große Spannung herrschte. Unsicher betrachtete sie Brett. Sein Haar war klitschnass. Regentropfen rannen ihm über die Stirn und blieben ihm an den Wimpern hängen.
„Alles okay mit dir?“ fragte er.
Sie stützte sich verzweifelt auf die Arbeitsplatte. „Toy ist weg! Mit diesem Darryl. Sie hat einen Abschiedsbrief hinterlassen.“
Man konnte ihm an den Augen ablesen, dass er sich beherrschen musste, um Cara nicht einfach in die Arme zu nehmen. Hilflos ballte er die Hände zu Fäusten. „Sie kommt bald nieder, oder? Ich werde sie suchen!“
Cara schluchzte laut auf und wischte sich mit einem Papiertuch die Tränen aus den Augen. „Wie soll das gehen? Wir wissen doch nicht einmal, wohin sie gefahren sind!“
„Der Verkehr staut sich überall, und bei ihrem Zustand können sie noch nicht weit sein. Ich werde mich in den Notunterkünften und Evakuierungslagern umschauen, überall anrufen. Ich habe meine Verbindungen. Sag mir jetzt lieber, wo ihr hinwollt.“
Cara wurde ganz nervös vor Dankbarkeit. „Ist das schon wieder eine von deinen Regeln? Ein Mann aus dem Lowcountry lässt eine Lady nie im Stich, wenn sie in Not ist?“
Erst schwieg er, dann erwiderte er zögernd: „So ähnlich.“
Sie griff nach einem Notizblock, schrieb Hotel und Reiseroute auf und reichte Brett den Zettel. „Hier! Auch wenn du sie nicht finden solltest, bin ich dir doch sehr dankbar, dass du’s wenigstens versuchst. Das rechne ich dir hoch an.“
Er steckte den Zettel ein. „Dann mache ich mich jetzt auf den Weg. Stell Strom und Gas ab, bevor ihr aufbrecht. Und beeilt euch! Keine Verzögerungen mehr! Ich rufe euch heute Abend vorsichtshalber an.“
Kurze Zeit darauf war Cara mit dem Beladen des Autos fertig. Sie hatte alles, was irgendwie hineinging, in jedes freie Eckchen gequetscht und stöhnte nun auf, als sie auf ihre Uhr sah: erst vierzehn Uhr, obwohl es draußen schwarz war wie die Nacht. Der Sturm ballte sich ebenso schnell zusammen wie ihre Furcht. Sie hatten zu viel Zeit verloren. Brendan war ihnen schon dicht auf den Fersen. Die Brandung toste so laut, dass das Dröhnen im Kopf von Cara widerhallte. Während sie sich die Treppenstufen hinaufkämpfte, spürte sie, wie die Angst immer stärker von ihr Besitz ergriff.
„Mama, beeil dich!“ rief sie, als sie ins Haus trat, und rannte in Lovies Zimmer. Lovie lag ausgestreckt auf dem Bett, eine Decke um die Beine geschlungen. „Komm, es ist höchste Zeit!“
Ihre Mutter schüttelte den Kopf und zog die Beine an. „Fahr du ruhig los!“
Abrupt blieb Cara stehen. „Was?“
„Ich bleibe.“
„Was tust du? O nein, kommt nicht in Frage! Absurd! Wir haben keine Zeit für dies Geplänkel! Du fährst jetzt mit!“
„Das werde ich nicht! Ich verlasse das Strandhaus nicht. Nie wieder!“ Sie klang aufgewühlt und wurde immer lauter, riss sich aber zusammen, bemüht, ihre Würde nicht zu verlieren. „Aber du musst fahren! Also geh schon! Bitte!“ Sie lächelte verkrampft.
Von heller Panik ergriffen, konnte Cara ihre Mutter nur fassungslos anstarren. Sie kannte diesen maskenhaften Gesichtsausdruck, hatte ihn über die Jahre oft gesehen. Ihre Mutter schaute sie mit zusammengekniffenen Augen an und hatte den Blick eines geprügelten, ausweglos in die Ecke gedrängten Hundes, der verzweifelt die Zähne fletscht und zubeißt, wenn man ihm zu nahe kommt.
Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Cara pfefferte ihre Handtasche auf den Fußboden, strich sich mit wütendem Schwung eine feuchte Locke aus dem Gesicht und guckte ihre Mutter zornbebend und mit wachsender Wut an.
„Ach, rutsch mir doch den Buckel runter!“ schrie sie aufgebracht. „Wenn du nicht fährst, dann bleibe ich auch hier!“
Lovie wirkte
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