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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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mit derart selbstverständlicher Ungezwungenheit, als hätten sie erst tags zuvor miteinander geplaudert. So muss es auch zwischen Familienmitgliedern sein, fand Cara, die lächelnd das alte Telefon anstarrte. Jahrelang sah man sich nicht, und dann reichten wenige Worte, um eine innige Verbindung wieder aufleben zu lassen.
    Sie legte den Hörer wieder auf die Gabel, hielt ihn jedoch noch eine Weile fest. Im Haus herrschte Stille. Sie war allein. Wenn schon, denn schon, dachte sie und hob den Hörer wieder ab. Himmel, war das Ding umständlich! Und tonnenschwer, verglichen mit dem Miniformat ihres Handys! Cara wählte ihre Privatnummer, um ihren Anrufbeantworter abzuhören.
    Wie erwartet, waren die üblichen Solidaritätsanrufe von Kolleginnen und Kollegen eingegangen. Einige Anrufer schienen ebenfalls auf der Straße zu stehen, andere wiederum vermittelten nicht diesen Eindruck. Cara notierte sich die Nummern. Richard hatte häufig angerufen und sich erkundigt, wieso ihr Handy nicht eingeschaltet war. Er klang besorgt und bat dringend um Caras Rückruf.
    Richard. Plötzlich vermisste sie ihn schrecklich, stellte sich seine energischen Züge und das dunkelbraune Haar vor, das erste graue Strähnen aufwies. Mit Richard hatte sie beides erlebt, Triumphe und Tragödien. Jedermann in der Agentur hatte vom Verhältnis zwischen ihnen gewusst und es im Grunde genommen positiv für die Firma gefunden. Schließlich beschäftigten Cara und Richard sich auch nach Feierabend noch mit dem einen oder anderen Projekt, selbst wenn sie im Büro überhaupt nicht gemeinsam damit befasst waren. Ja, die beiden hatten sogar des Öfteren amüsiert behauptet, ihre Verbindung sei auf diese Weise besser als bloße Liebe.
    Die Panik in seiner Stimme, wenn Richard eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen hatte, war nicht zu überhören. Bei Cara regte sich das schlechte Gewissen. Sie hätte ihn wirklich längst anrufen, ihm zumindest mitteilen können, dass sie verreist war. Kopfweh hin oder her – sie hätte versuchen müssen, mit ihm zu sprechen. Ob ihn seine Entlassung wohl auch so vernichtend getroffen hatte? Schade, dass er während der größten Krise in ihrer beider Berufsleben dienstlich nach New York musste. Dabei hätten sie einander in dieser Situation am nötigsten gebraucht.
    Sie schaute auf ihre Armbanduhr: Viertel nach zehn; in Chicago war es eine Stunde früher. Womöglich schlief Richard noch. Cara hätte liebend gern mit ihm telefoniert, beschloss aber, zunächst Adele Tillwell anzurufen. Adele war Headhunter und vermittelte Führungskräfte. Bekam man sie nicht gleich frühmorgens an die Strippe, lief eine Kontaktaufnahme mit ihr auf ein nervenaufreibendes Lotteriespiel hinaus, besonders zur Mittagszeit. Cara holte ihr Notizbuch, Papier und Stift und richtete sich den kleinen Holztisch im Flur als provisorischen Schreibtisch ein. Erneut hätte sie sich dafür ohrfeigen können, dass sie ihr Handy vergessen hatte. Sie zog einen Stuhl heran, setzte sich und rief die bewährte Personalvermittlungsagentur an, mit der sie schon häufig zusammengearbeitet hatte – allerdings bislang immer dann, wenn sie eine Fachkraft und nicht einen neuen Job suchte.
    Zum Glück erwischte sie Adele bereits im Büro. Nach dem üblichen Vorgeplänkel kam man rasch zur Sache und diskutierte lang und breit Caras momentane Situation. Dass Adele bereits über die Entlassung im Bilde war, erstaunte Cara nicht im Geringsten. Man scherzte ein wenig, tauschte den letzten Klatsch aus und befasste sich nach Beendigung des Geplauders eingehend mit der Situation auf dem Arbeitsmarkt. Caras Lebenslauf und Jobprofil wurden erörtert, notwendige Schritte überlegt.
    „Mal gucken, was sich machen lässt. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist im Moment nicht gerade rosig“, schloss Adele. „Besonders für Leute mit Ihren Qualitäten. Dank Ihrer alten Alma Mater kann man die Straßen mit Bewerbern pflastern.“
    Cara merkte, wie ihr schon wieder angst und bange wurde. „Aber ich genieße einen soliden Ruf und verfüge über ausgezeichnete Referenzen.“
    „Zweifellos! Sie sind ’ne Spitzenkraft, gar keine Frage. Irgendwann findet sich bestimmt etwas für Sie.“
    Man hörte Adeles unsicheren Unterton.
    „Und weiter?“ forschte Cara.
    „Sie müssen halt abwarten, bis sich etwas ergibt.“
    Im Kopf überschlug Cara rasch, wie lange sie wohl ohne Einkommen überleben konnte. Die Abfindungsregelung der Firma war durchaus generös, aber … „Wenn ich

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