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Nur Du hast den Schlüssel

Nur Du hast den Schlüssel

Titel: Nur Du hast den Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dem Flur hören. Jemand telefonierte irgendwo weiter entfernt.
    Bigmac war kein Sportler. Wäre Krankfeiern eine
    olympische Disziplin, wäre er in der Nationalmannschaft gewesen. Er hätte die hundert Ich-hab-Asthma-Meter gewonnen, den Wir-verstecken-uns-im-Umkleideraum-Marathon und die Ich-muß-leider-zum-Arzt-Kür.
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    Nur du hast den Schlüssel
    Aber jetzt stemmte er sich mit dem Tempo und der
    Energie eines Raketenstarts vom Stuhl. Seine Füße berührten die Tischplatte kaum. Er raste blitzschnell an der Schulter des Polizisten vorbei. Die Angst verlieh ihm übermenschliche Beschleunigungswerte. Ms. Partridge mochte zwar ätzende Bemerkungen machen, aber sie
    durfte wenigstens keine Schußwaffen benutzen, so gern sie es vielleicht auch gewollt hätte.
    Bigmac landete im Eingang, drehte sich um, senkte den Kopf und griff an. Und er hatte einen harten Schädel. Er traf sein Ziel etwa auf Gürtelhöhe. Jemand schrie.
    Bigmac erspähte eine Lücke und rannte darauf zu. Ein Krachen war zu hören, und das Geräusch eines Telefons, das auf den Boden fiel. Jemand schrie: »Stehenbleiben, oder ich schieße!«
    Bigmac blieb nicht stehen, um herauszufinden, was passiert war. Er hoffte nur, daß ein paar 1990er Doc Mar-tens, die sein Bruder beinahe legal von einem Mann gekauft hatte, der einen ganzen LKW voll davon hatte, erheblich besser zum Abhauen geeignet waren als riesige Polizeistiefel.
    Wer auch immer geschrien hatte, er werde schießen ...
    schoß.
    Irgendwo vor Bigmac ertönte ein Klack und ein Schep-pern, aber Bigmac bog in einen anderen Flur ab, rannte unter den ausgestreckten Armen eines weiteren Polizisten hindurch und hinaus auf den Hof.
    Dort stand ein Polizist neben einem jurassischen Fahrrad, einem Riesending, das aussah, als wäre es aus Ab-flußröhren zusammengelötet.
    Bigmac raste an ihm vorbei, packte die Lenkstange, schwang sich in den Sattel und rammte die Füße auf die Pedale.
    »He, was machst du da -«
    Die Stimme des Polizisten verklang hinter ihm.
    Er bog in die Straße hinter dem Revier ein. Es war eine kopfsteingepflasterte Straße. Der Sattel war aus Leder. Bigmacs Hose war ziemlich dünn.
    »Kein Wunder, daß die dauernd deprimiert waren", dachte er und fuhr im Stehen weiter. »Spion, Spion, Spion!«
    »Halt's Maul!« rief Wobbler. »Wieso haust du nicht endlich nach London ab?«
    »Ich renn doch jetzt nich weg«, sagte der Junge. Macht viel mehr Spaß, hier Spione zu fangen.«
    Sie waren jetzt wieder in der Innenstadt. Der Junge war weiter hinter Wobbler hergerannt und hatte allen, denen sie begegnet waren, erzählt, daß Wobbler ein Spion sei.
    Zugegeben, es sah nicht so aus, als wollte ihn jemand verhaften, aber einige starrten ihn schon sehr seltsam an.
    »Mein Bruder Ron is' Polizist«, sagte der Junge. "Er kommt aus London, un dann erschießt er dich."
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    Nur du hast den Schlüssel
    »Hau ab!«
    »Nö.«
    Gegenüber der Zufahrt zur Paradise Street stand eine kleine Kirche. Yo-less sagte, es sei eine Nonkonformi-sten-Kapelle. Sie sah abgeschlossen und nach Sonntag aus. Ein paar immergrüne Büsche links und rechts des Eingangs wirkten, als brauchte man Werkzeug, um ihnen den Ruß von den Blättern zu kratzen.
    Die drei saßen auf der Treppe und sahen auf die Straße.
    Eine Frau war nach draußen gekommen und schrubbte fleißig die Vordertreppe.
    »Ist die Kirche hier auch getroffen worden?« fragte Kirsty.
    »Du meinst, wird sie getroffen werden. Nein, ich
    glaube nicht.«
    »Schade.«
    »Sie ist immer noch da ... Ich meine, 1996 wird sie immer noch da sein«, sagte Yo-less. »Aber dann ist sie so eine Art Gemeindezentrum. Ihr wißt schon, für Gymna-stikkurse und so. Ich weiß das, weil ich jeden Mittwoch für die Moriskentanz-Gruppe herkomme. Ich werde her-kommen, wollte ich sagen.«
    »Du?« fragte Kirsty. »Du machst Moriskentanz? Mit Stöcken und Tüchern und so? Du? «
    »Ist irgendwas damit nicht in Ordnung?« fragte Yoless kühl.
    »Na ja ... nein ... nein, selbstverständlich nicht... aber
    ...es ist ein bißchen ungewöhnlich für jemanden deiner -«
    Yo-less ließ sie sich ein bißchen winden und sagte dann: »Größe?« Er ließ das Wort fallen wie ein Gewicht. Kirsty schloß den Mund.
    »Ja«, sagte sie.
    Im Nachbarhaus von dem Haus, dessen Vordertreppe schon geputzt war, tauchte eine andere Frau auf und fing an, ihre Treppe zu

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