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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Dixon
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und steckte es am Rücken in seinen Hosenbund. Dann ging er zur Tür und begann sie langsam zu öffnen. Er konzentrierte sich, um kein Geräusch und keine
Bewegung aus der Richtung des Wohnzimmers zu verpassen. Als er in den Flur trat, sangen die Beatles etwas von Erdbeerfeldern.
    Und durch die Musik hindurch hörte er noch etwas anderes. Es kam vom anderen Ende des Flurs.Aus Cassies Zimmer. Ein wimmerndes Geräusch. In einer hohen Tonlage. Und angsterfüllt. Instinktiv bewegte er sich darauf zu. Dabei stieß er gegen ein niedriges Bücherregal an der Wand. Eine kleine Porzellanfigur fiel vom obersten Regalbord und zerschellte lautstark auf dem Fußboden.
    Beinahe unmittelbar darauf drang ein Poltern aus Cassies Zimmer. Ihre Tür öffnete sich, und T. J. sah Stan herauslaufen. Stan wirkte zerzaust und geriet ins Straucheln. Er zog seine Hose hoch, fummelte an seinem Reißverschluss, eilte zum anderen Ende des Flurs und verschwand in der Küche.
    Der Klang von Cassies traurigem Wimmern und der Anblick Stans, der im Schritt seiner Khakihose herumfummelte, lösten in T. J. wilde Hassgefühle aus. Im ersten Moment waren sie derart intensiv, dass sein Sehvermögen durch einen roten Blitz gestört wurde; als wäre etwas Feuriges, Blutiges in ihm explodiert.
    Schnell durchquerte T. J. den Flur und trat in die Küche. Er wollte seine Hände um Stan Zelinskis dicken Hals legen und ihn brechen. Stan stand vornübergebeugt am anderen Ende des Zimmers neben dem Tisch und stopfte die Enden seines blauen Arbeitshemds in den Hosenbund. Er warf einen Blick über die Schulter zur Tür, durch die er eben eingetreten war und schaute nervös in Richtung des Schlafzimmers, das er mit seiner Frau teilte.
    »Du beschissenes Monster«, sagte T. J.
    Stan wirbelte verblüfft herum.Als er T. J. bemerkte, wurde er weiß vor Schock. »Wie lange bist du schon hier?« In seiner
Stimme lag eine unsichere Mischung aus Verwirrung und Angst. Er mühte sich,leise zu sprechen,leiser als die Musik aus dem Radio, die Beatles, die über ein gelbes U-Boot sangen.
    »Du beschissenes, beschissenes Monster.« Mit einem mordlustigen Ausdruck in den Augen ging T. J. auf Stan los. Sein erster gewaltiger Schlag landete in Stans Gesicht und brach seine Nase. Das Blut spritzte über T. J.s Knöchel. Der zweite Schlag hämmerte gegen Stans fassförmigen Brustkorb. T. J. wusste, dass er, wenn er sich nicht dazu brächte aufzuhören, weiter und weiter auf Stan einprügeln würde, bis dieser nur noch eine blutige Masse wäre. Bis er tot wäre.
    Stan torkelte rückwärts gegen den Küchentisch. T. J. trat von ihm zurück und griff nach dem Telefon an der Wand.
    »Was hast du vor?« Stan atmete schwerfällig keuchend.
    »Ich rufe die Polizei.« T. J. nahm den Hörer ab und begann zu wählen. In diesem Moment hörte er ein Klick! und spürte einen kreisrunden kühlen Gegenstand an seiner Schläfe. Er wusste sofort, dass es sich um den Lauf eines entsicherten Gewehrs handelte.
    Stan war ihm durch die Küche gefolgt und stand jetzt zwischen T. J. und der offenen Hintertür.
    Sein eigener Pulsschlag dröhnte so laut in seinen Ohren, dass T. J. nichts anderes hören konnte. Im ersten Moment glaubte er, er würde die Kontrolle über seinen Darm verlieren.
    Dann reagierte er ohne Nachdenken. Um sein Leben zu retten. Er duckte sich und rammte den Kopf in Stans Magengegend, so dass der nach hinten taumelte; durch die offene Tür hinaus, das Gewehr immer noch in den Händen.
    Als Stan in die Pfütze des Rasensprengers auf dem Beton unter dem Durchgang trat, verlor er augenblicklich den Halt. Seine Beine rutschten unter ihm weg, und er stürzte
auf den Hintern und mit voller Wucht rückwärts gegen die Werkzeugwand mit den Gartengeräten. Seine Augen wurden glasig, und ein Rinnsal blutig rosa gefärbten Speichels floss aus seinem Mundwinkel.
    »Damit wirst du nicht davonkommen.« Stan keuchte krächzend. »Du blöder kleiner Schwanzlutscher. Damit wirst du nicht davonkommen.«
    Ehe Stan das Gewehr wieder heben konnte, packte T. J. den Seesack von der Bank am Ende des Durchgangs und flüchtete in die Dunkelheit.
    Im Laufen drückte sich das Spiralheft gegen sein Rückgrat, und alles, woran er denken konnte, war ein Zufluchtsort - die Bilder einer Schwester namens Lissa und eine Gartenschaukel, die sich vom Boden dem Himmel entgegenreckte.
    Als er die Innenstadt erreichte, war es nach Mitternacht. Die Bürgersteige waren leer. Er war nicht mehr weit von der Greyhound Bus Station

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