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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Dixon
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habe eure Kinder immer geliebt, als wären es meine eigenen.« Und schließlich
sah sie sich selbst und Robert, umgeben von ihren Töchtern und ihren Enkeln. Robert, der alt geworden war, der sein Glas hob, und sagte: »Es ist zu einem ordentlichen Ende gekommen. Es ist zu einem guten Ende gekommen.«
    Als Roberts Bild vor ihren Augen verschwand und die Dunkelheit erneut Besitz vom Garten ergriff, schloss Caroline die Küchentür. Sie drehte sich um und blickte in Julies Richtung. Und endlich sah sie ihre Tochter.
    Sie sah, wie sie ihr schwarzblaues Haar zu einem losen, unordentlichen Knoten aufsteckte und sich dabei zwei Knöpfe ihrer Seidenbluse öffneten und der Spitzenbesatz ihrer edlen, papageiengrünen Unterwäsche sichtbar wurde. Sie sah zu, wie Julie in ihre pflaumenfarbenen italienischen Stiefel mit den Pfennigabsätzen schlüpfte, die sie früher am Tag ausgezogen hatte, bevor sie hinaus zu Roberts Feier gegangen war. Und sie bemerkte, dass einen von Julies Fußknöcheln eine Tätowierung zierte, eine Hummel, und dass um den anderen eine dünne Goldkette hing, in der Diamanten glitzerten.
    Caroline sah, wie extravagant Julie war, und auch, dass sie in dieser abgenutzten Küche mit dem Holzboden, in die Caroline stets so gut gepasst hatte, völlig fehl am Platze wirkte. Caroline begriff, dass ihre Unterhaltung beendet war. Sie griff nach Julies Tasche und reichte sie ihrer Tochter. Dann ergriff sie ihre Hände und sagte: »Auf Wiedersehen, mein Liebling. Danke für einen wunderbaren Tag.« Mehr brachte sie nicht heraus. Der Ort in ihrer Seele, der enge, umrissene Platz, wo sie ihren Schmerz aufbewahrte, war zu voll.
    Als Julie gegangen war, verließ auch Caroline die Küche und prüfte, ob der Riegel an der Tür zur Kellertreppe vorgeschoben war. Sie stieg die Treppe in den ersten Stock hinauf und kam an dem breiten, abgeflachten Treppenpfostenkopf
vorbei. Sie passierte die verschlossene Tür des Zimmers, in dem immer noch Winnie-the-Pooh-Muster die Wände zierten. Sie ging auf das Schlafzimmer zu, in dem Robert bereits schlief, auf der Seite liegend, eine Hand unter dem Kopf und die andere auf ihrem Kissen - als wolle er den Platz für sie freihalten. Auf ihrem Weg durch das Haus klangen ihr Julies Worte in den Ohren: »Ich kann selbst für mich sorgen. Ist dir der Gedanke noch nie gekommen?«
    Ihre mutige, willensstarke Tochter hatte schon als Kind instinktiv etwas gewusst, das Caroline nie in den Sinn gekommen wäre - dass sie tatsächlich selber für sich sorgen konnte; dass es in dieser Welt andere Optionen gab, als schwach, abhängig und von den eigenen Ängsten eingepfercht zu leben. Julies Worte hatten Caroline klargemacht, dass sie ihr Leben damit verbracht hatte, nach etwas zu suchen, mit dem sie schon längst gestraft war. Caroline war immer davon ausgegangen, ein Zuhause wäre etwas, das man erschaffen und zu einem Ort des Glücks formen konnte. Jetzt aber begriff sie, dass es nicht möglich war, ein Zuhause zu erfinden oder zu korrigieren. Es war vielmehr eine vorhandene Gegebenheit. Für alle Zeit feststehend und unveränderlich.
    Ein Zuhause war der Ort, an dem man von den Anfängen an verwurzelt war, durch den man markiert und gebrandmarkt wurde. Und wenn es ein kaputter, desolater Ort war - die Art Ort, an dem Caroline begonnen hatte -, ließ es einen hungrig und gefährlich bleiben. Und gestraft. Für den Rest des Lebens.

    »Mitch …? Du hast Mitch getroffen? Hier? In San Francisco?« Caroline war wie vom Donner gerührt. Abrupt ließ sie sich auf die Bank am Fußende ihres Hotelbetts fallen, als
hätte ihr ein gewaltiger Schlag den Atem geraubt. »Wo? Wo hast du ihn gesehen?«
    »Am Flughafen, heute Morgen, nachdem wir gelandet waren.Als ich zur Toilette musste.« Robert spritzte sich Eau de Cologne ins Gesicht und verteilte es mit beiden Händen über Gesicht und Nacken.
    »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Kurz.« Robert griff nach dem Kummerbund seines Smokings und legte ihn um.
    »Was hast du gesagt?« Caroline hatte das Gefühl, beinahe zu ersticken.
    »Nichts, das er nicht schon wusste.« Robert ging ins Bad.
    Caroline folgte ihm; eine schreckliche Furcht baute sich in ihr auf. »Robert, ich muss wissen, was du gesagt hast.«
    Robert prüfte gerade seine Manschettenknöpfe. Er antwortete, ohne Caroline anzuschauen: »Lass es gut sein, in Ordnung? Es ist nicht wichtig.«
    »Warum hast du mir dann gesagt, dass du ihn gesehen hast?« Caroline packte seinen Arm. Sie wollte ihn zwingen,

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