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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Dixon
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ein Jahr und noch länger herumgelegen hat, weil sie mit Tranquilizern zugedröhnt war, oder?«
    »Das war nicht meine Schuld!« Tränen mischten sich in Carolines wütenden Aufschrei.
    »Diese Pillen sind nicht von allein in deinen Mund geflogen«, bellte Robert. »Du hast sie genommen. Ganze Hände voll davon.«
    »Ich hatte ein Kind verloren!«

    »Oh, jetzt geht es wieder mit der Seifenoper los.« Seine Stimme war jetzt leiser und klang höhnisch. »Die arme Caroline hat ihren kleinen Bastard verloren.Was für eine tragische, tragische Geschichte. Und verdammt, du hast die Rolle bis zum Gehtnichtmehr ausgespielt.Wie viele Jahre hast du mit dem verbracht, was du ›undicht sein‹ genannt hast? In denen du ziellos durch die Gegend gelaufen bist? Ständig ohne jeden Anlass geheult hast?«
    »Ich verabscheue dich«, erklärte sie mit heiserer Stimme. Keuchend und schluckend schnappte sie nach Luft.
    »Weißt du was?« Inzwischen kochte Robert vor Wut. »Mir ist es egal. Es ist ein gutes Gefühl, dir endlich die Wahrheit zu sagen. Du warst eine lausige Mutter, Caroline. Deine Töchter haben den größeren Teil einer Dekade mit einer Mutter zugebracht, die entweder komplett zugedröhnt war oder heulte und aus dem Fenster starrte. Sie waren bereits auf der Highschool, ehe du auch nur versucht hast, da herauszukommen.«
    »Wie sollte ich denn ›herauskommen‹, nachdem man mir mein Kind weggenommen hatte?«, fragte sie. »Er wurde mir gestohlen und zu Leuten am anderen Ende des Landes gegeben. Leuten, die ich nie auch nur gesehen hatte. Du bist nicht fair, Robert.« In ihrer Stimme lag nun tiefer Kummer.
    »Erzähl mir nicht, was unfair ist, Caroline. Unfair war das, was mich dazu gebracht hat, als Versicherungsvertreter in Sierra Madre zu landen. Und mit dir hat es angefangen. Damit, dass wir früher geheiratet haben, als wir es hätten tun sollen. Und es ging weiter mit dem Herzinfarkt meines Vaters und meinem Bruder, der dafür gesorgt hat, dass ich lebenslänglich in der Lima Street bekam, während er in Hawaii bleiben und Studentinnen vögeln konnte. Und dann kamst du natürlich wieder ins Spiel … du hast die Beine für
jemand anderen breitgemacht und mir dieses kleine Bündel mit nach Hause gebracht. Willst du etwas über Ungerechtigkeit wissen? Dann wende dich ruhig an mich. Ich musste mich mein ganzes Leben lang durch die Scheiße anderer Leute wühlen.«
    Carolines Wut auf Robert kannte jetzt keine Grenzen mehr.Allerdings kam sie nun mörderisch kühl daher. »Nein, Robert«, sagte sie ruhig. »Du hast dich in deiner eigenen Scheiße gewälzt. Sie quillt aus dir heraus seit dem Tag, an dem du geboren wurdest.Weil du immer zaghaft und ängstlich warst. Zu ängstlich, um irgendwas anderes zu tun, als in deinem lächerlichen, abgetragenen Leben aus zweiter Hand steckenzubleiben.«
    Sie trat auf Robert zu und schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht. Die Kante ihres Eherings hinterließ einen Schnitt an seinem Hals.
    Seine Reaktion war so leise, dass seine Drohung umso Furcht einflößender klang. »Du gehst jetzt besser, Caroline. Bevor ich zurückschlage.«
    Wenige Augenblicke später stand Caroline in der kühlen Abendluft San Franciscos. Sie hatten ihren Mantel oben im Zimmer gelassen und trug nur ihr zartes cremefarbenes Seidenkleid. Sie registrierte, dass die Passanten sie anschauten. Als sie auf den Bürgersteig trat, bemerkte sie den Grund dafür: Sie trug keine Schuhe.
    Auf ihrem Weg weg vom Hotel und die steil abfallende Straße hinab stachen Schottersteinchen in ihre Fußsohlen. Sie zitterte vor Kälte. Unter den Menschen, die ihr hügelaufwärts entgegenkamen, war eine Gruppe Männer in Halloweenkostümen. Die meisten trugen fantasievolle und provozierende Frauenkleider, doch einer war als Vampir verkleidet. Sein Anblick erinnerte Caroline an ein anderes Halloween
vor mehr als 30 Jahren. Jemand in einem Vampirkostüm hatte damals ihren Wagen blockiert, als sie nach Hause hatte fahren wollen. Am Ende jenes merkwürdigen, verzauberten Nachmittags, den sie in Gesellschaft der beiden Männer verbracht hatte, die ihr besonders am Herzen lagen.
    Ein Anflug von Hoffnungslosigkeit überfiel Caroline. Ihr wurde bewusst, dass sie ihre Lebensgeschichte wissentlich in einer Sprache der Geheimnisse geschrieben hatte; in einem nicht entzifferbaren Code voller Rätsel und Fragen.
    Es gab so vieles, das sie wissen wollte und nie erfahren würde. Sie wollte wissen, ob sie in ihrem Leben etwas Gutes erreicht hatte:

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