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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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nun mal passiert, und ich will versuchen, es jetzt für dich einfacher zu machen. Es gibt keinen Weg zurück.«
    Fast hätte ich nicht weitergesprochen. Wie kam ich dazu, ihm zu sagen, dass er sterben würde? Wäre es nicht hilfreicher, es nicht zu wissen und einfach in den scheinbar einladenden Nebel hineinzutreiben? Doch ich konnte ihn nicht gehen lassen, ehe ihn seine Mum gesehen hatte. Das wäre zu grausam.
    »Rob, jetzt ist noch nicht die Zeit, aber wenn du so weit bist, geh in den Nebel. Das wird das Beste sein, glaub mir. Aber jetzt kommt gleich deine Mum. Bitte warte auf sie.«
    Ich langte über das Bettgeländer und ergriff seine leblose Hand, wobei ich mich nur allzu gut daran erinnerte, wie ich mich damals an Robs Stelle gefühlt hatte. Ich hob seine Hand an meine Lippen, hielt sie mit meinen beiden Händen fest und küsste sie kurz. Es war alles ein solches Durcheinander. »Also dann, Rob. Ich muss jetzt gehen. Denk dran, geh in den Nebel. Mach’s gut.« Ich drückte seine Hand an meine Wange, ehe ich sie vorsichtig wieder zurücklegte. Ich war erledigt und wandte mich ab, zu erschöpft, um noch einmal zu weinen.
    »Alex?«, fragte völlig unvermutet eine Stimme. »Was laberst du denn da? Was für ein Nebel? Und wo zum Teufel bin ich?«
    Blitzartig drehte ich mich um. Rob saß aufrecht im Bett, rieb sich das Handgelenk und blickte mich verwirrt an.

20. Fragen
    Ich schaute verblüfft zurück. Rob schüttelte den Kopf und rieb sich die Augen, als wäre er gerade aus einem langen Schlaf erwacht.
    »Was ist los, Alex? Wo bin ich?« Er unterbrach sich kurz und musterte mich genauer. »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
    Ich merkte, wie ich langsam anfing durchzudrehen. Das war doch nicht möglich! Er musste eigentlich tot sein oder zumindest nahezu tot und nicht im Bett sitzen und reden. »Rob?«, ich hatte meine Stimme wiedergefunden. »Rob, dir geht es gut!« Ich musste einfach nach seiner Hand greifen. »Du bist nicht tot!«
    »Puh, offensichtlich nicht«, meinte er mit leicht benebelter Stimme. »Wo bin ich?«, wiederholte er und sah sich in dem Krankenhauszimmer um. »Was machst du hier? Und was war das für ein Zeug über den Nebel?«
    Meine Gedanken rasten. Was Lucas auch immer getan hatte, es hatte Rob nicht umgebracht. »Hör mal, Rob, du bist hier im Krankenhaus. Die Ärzte werden dir alles erklären, du warst eine Weile bewusstlos. An was erinnerst du dich?«
    »Ich denke, ich erinnere mich an alles«, antwortete er stirnrunzelnd. »Allerdings weiß ich nicht so genau, warum du hier bist, so erfreulich das auch ist.« Er lächelte mich kurz an.
    »Was ist denn das Letzte, an das du dich erinnerst?«
    Er legte sich für einen Moment in das Kissen zurück und blickte zur Decke. »Das ist alles ziemlich klar. Ich war auf dem Weg nach, oh, was war es noch mal?« Er war kurz still, und mir blieb fast das Herz stehen. Dann entspannte sich seine gerunzelte Stirn wieder. »Ja! Das war’s. Ich war auf dem Weg nach Richmond. Wir wollen uns ja heute Abend zusammen mit den anderen den neuen James-Bond-Film ansehen.« Er blickte kurz auf sein Handgelenk, wo sonst seine Uhr war, aber die Krankenschwestern hatten sie abgenommen. »Haben wir das verpasst? Wie spät ist es?«
    Ich merkte, dass ich mir die Fingernägel in die Handfläche bohrte und die Luft anhielt. Langsam atmete ich aus. »Tut mir leid, aber es ist schon ein bisschen später. Es ist Wochen her, dass wir ins Kino gegangen sind.«
    »Ehrlich? Bist du dir sicher?«
    »Total sicher. Es ist jetzt Juli, und die Ferien haben angefangen.«
    Plötzlich saß er kerzengerade da. »Nein! Wie kann das sein? Warum erinnere ich mich nicht?«
    »Das kann ich nicht so genau sagen. Vielleicht wissen es die Ärzte. Aber du bist irgendwie zusammengebrochen und warst die letzten vier oder fünf Stunden bewusstlos. Mehr weiß ich auch nicht.«
    »Und jetzt haben wir Juli, richtig?«
    Ich nickte nur und umklammerte mit beiden Händen die Stange an seinem Bett. Ich verstand überhaupt nichts mehr. Ich war Zeuge gewesen, wie Lucas ihn ausgesaugt hatte und dann verschwunden war. Wieso war Rob dann nicht tot?
    »Unheimlich.« Rob legte sich wieder hin. »Echt unheimlich …« Er dachte offenbar nach und blickte mich dann mit einer Frage in den Augen an. »Also wenn wir schon vor Wochen ins Kino gegangen sind, du aber jetzt hier bei mir bist, heißt das dann, dass wir …?« Er ließ die Frage offen, doch sein Lächeln verwandelte sich immer mehr in ein anzügliches

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