Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
Vom Netzwerk:
verschwörerischen Blick. »Oh, gut«, meinte Grace und zwinkerte mir zu. »Ich glaube, er wollte noch ein Wörtchen mit dir reden, Rob.«
    »Also, ja, vielleicht ein andermal. Muss jetzt los«, nuschelte Rob und ging schnell in die andere Richtung davon. Ich hoffte, er hörte unser Lachen.
     
    Der Heimweg dauerte eine Weile, denn vor lauter Angst, einen Fehler zu machen, fuhr Grace sehr langsam. Sie hielt vor unserem Haus, aber nicht am üblichen Platz, weil dort ein unbekannter Wagen stand, in dem wir jemand sitzen sahen.
    »Hm, ich bleib lieber hier, bis du im Haus bist. Dumm, dass Jack nicht bei uns ist«, sagte sie und spähte über das Lenkrad in das fremde Auto.
    »Das ist schon okay«, meinte ich. »Aber danke fürs Warten.« Ich umarmte sie schnell, stieg aus und rief ihr noch zu: »Wir sprechen uns morgen. Nacht.«
    »Gute …« Sie brach plötzlich ab. »Ich glaub’s nicht! Das ist doch Graham Dämlich!«
    Ich wirbelte herum und sah zu der Gestalt, die nun aus dem Wagen vor uns stieg. Es war ein Junge, der mit Jack und den anderen in eine Klasse gegangen war, aber vor einem Jahr die Schule gewechselt hatte. Er wurde Graham Dämlich genannt, weil es aussah, als könnte er nur zu einem Computerbildschirm eine Beziehung haben. Soweit wir alle wussten, verbrachte er seit Jahren seine ganze Zeit damit, ins Internet zu gehen, sich ins Netzwerk von anderen Menschen einzuhacken, online Kriegsspiele zu spielen und sich auf nichts in der wirklichen Welt einzulassen. Vor einem Jahr hatte er zu meiner großen Überraschung all seinen Mut zusammengerafft und mich gefragt, ob ich mit ihm ausgehe. Ich hatte ihn so sanft, wie ich nur konnte, abgewimmelt, aber er war anschließend mächtig durcheinander. Kurz darauf gab es einen Skandal an der Jungenschule. Er hatte sich in deren System eingehackt und war bei einer zufälligen Überprüfung mit dem ganzen Satz von Unterlagen für die bevorstehenden Prüfungen in seinem Account erwischt worden. Er wurde prompt von der Schule geschmissen. Ich war echt erleichtert, als er weg war und ich ihm nicht mehr begegnen musste.
    Als Folge des Rauswurfs hatte er kurz eine traurige Berühmtheit erlangt, weil die meisten von uns den Rausschmiss für eine zu harte Reaktion hielten. Doch es gab zu wenige, die ihn unterstützten, da er keine wirklichen Freunde hatte. Er hatte zu spät herausgefunden, dass die Weltmeisterschaft bei
MegaDeath 4
nicht dasselbe war, wie ein paar Kumpels zu haben.
    Und nun stand er vor unserem Haus mit einem nervösen Lächeln im Gesicht, das im gelblichen Licht der Straßenlaternen sogar noch blasser wirkte als sonst.
    »Ah, hi … Graham.« Im letzten Moment hatte ich daran gedacht, das Dämlich wegzulassen. »Was in aller Welt machst du denn hier?«
    »Ich warte natürlich auf dich.« Er stieß ein nervöses Lachen aus. »Obwohl ich langsam schon gedacht hab, du würdest gar nicht mehr auftauchen.«
    »Ich, echt?«, fragte ich zögernd und total verwirrt. Hier war etwas Seltsames im Gange. Wieder.
    »Alles okay, Alex?«, ertönte Graces Stimme aus ihrem Auto.
    »Ja. Keine Sorge. Ich rede morgen mit dir.« Ich beugte mich durch das Wagenfenster, um sie noch einmal zu umarmen. »Wenn ich drin bin, schicke ich dir ne SMS und schreib dir, was passiert ist.« Fast unmerklich nickte sie.
    »In Ordnung. Nacht, Alex«, sagte sie laut. »Bis dann, Graham.« Damit fuhr sie los, und Graham und ich schauten zu, wie ihre Hecklichter verschwanden.
    »So, äh«, fing ich an und wusste nicht, was ich machen sollte.
    »Ja, ist schon ne Weile her.«
    »Geht’s dir gut? Läuft’s in der neuen Schule gut?« Verzweifelt zermarterte ich mir das Hirn nach irgendetwas, das ich sagen konnte.
    »Ja, das ist alles ganz okay«, nuschelte er, blickte auf den Boden und kickte kleine Steine vom Bürgersteig. Er wirkte irgendwie sprachlos.
    »Also, äh …« Mir fiel nichts ein. Ich blickte ebenfalls auf den Boden und fragte mich, worauf dieses groteske Gespräch hinauslaufen würde. Es entstand eine lange Pause, während wir uns beide auf unsere Füße konzentrierten.
    Grahams nächste Worte kamen jetzt herausgestürzt. »Irgendwie war ich überrascht, als du den Kontakt aufgenommen hast.« Er brach ab, aber ehe ich etwas antworten konnte, fuhr er fort: »Erfreut, aber überrascht. Nach dem letzten Mal hatte ich nicht erwartet, dass du, also, du weißt schon …« Seine Stimme versickerte, während er weiter auf den Boden blickte. »Und ich war noch mehr überrascht, als ich

Weitere Kostenlose Bücher