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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Wall
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gewesen. An welcher Stelle stand sie wohl auf Marinas Liste? Noch auf der ersten Seite oder schon unter ferner liefen? Wie vielen Frauen hatte sie vorher schon die Blumen angeboten, die sie dann Silke gebracht hatte?
    »Oh Gott!« Silke legte einen Arm über ihre Augen, während sie auf dem Sofa lag und heftig atmete. Leider nicht aus einem angenehmen Grund. Sie versuchte die Tränen zu unterdrücken, die sich nach oben kämpfen wollten.
    Sie wusste nicht, ob es Tränen der Wut oder Tränen der Enttäuschung waren. Wahrscheinlich beides.
    Meine Güte, was für ein Mensch war Marina? Sie konnte so nett sein, so zärtlich, so romantisch – und dann wieder . . . so wie eben. Kalt. Rücksichtslos. Nur auf eine Sache aus, die Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse.
    Sie hatte Sex gewollt, als sie hergekommen war, und sie wollte nicht warten. Sie wollte sich das Wochenende nicht verderben, indem sie Silkes Wünschen nachgab und für den Moment auf ihre eigenen verzichtete.
    Es hatte geklungen, als hätte sie die nächste Frau schon im Sinn, als sie ging. Vermutlich war sie jetzt schon auf dem Weg zu ihr.
    Gab es auch Blumenläden, die nachts geöffnet hatten? fragte Silke sich. Damit Marina wieder ihren großen Auftritt starten konnte, wenn sie bei der nächsten Frau ankam?
    Am Bahnhof war sicher immer geöffnet. Gerade für solche ›Notfälle‹. Sie hätte fast gelacht.
    Ein Notfall – ja, das war Marina. Ein sexueller Notfall.
    Aber ich bin keine Krankenschwester, dachte Silke wütend und schleuderte das Kissen mit Gewalt in die Ecke. Ganz bestimmt nicht!

10.
    » W as ist dir denn über die Leber gelaufen?«, fragte Yvonne am Montag, als sie gemeinsam mit Silke das Versicherungsgebäude betrat. Sie blickte Silke zuerst forschend an, dann begann sie zu grinsen. »Zu viel telefoniert am Wochenende?«
    »Lass mich bloß in Ruhe.« Silke ging grummelnd zu ihrem Schreibtisch.
    »Ey, komm schon.« Yvonne folgte ihr. »Beste Freundinnen. Schon vergessen?«
    »Tut mir leid.« Silke zog ihre Jacke aus, hängte sie über den Stuhl und beugte sich hinunter, um ihren Rechner zu starten. »Ich habe nur mal wieder festgestellt, was für eine blöde Kuh ich bin.«
    »Ja, manchmal«, feixte Yvonne. »Aber nicht immer.«
    »He!«
    »Ist ja schon gut.« Yvonne verzog grienend das Gesicht. »Du bist nicht gut drauf, ich seh’s. Werd mich bemühen, darauf Rücksicht zu nehmen.«
    »Und? Wie war dein Wochenende mit Klaus?«, fragte Silke, um von sich selbst als Thema abzulenken.
    »Schön.« Ein Lächeln flog über Yvonnes Gesicht. »Sehr schön.« Sie legte wie ein neugieriger Papagei den Kopf schief. »Aber bei dir muss es ja wohl grausam gewesen sein.«
    »Gar nicht«, widersprach Silke trotzig. »Alles okay.« Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und gab ihr Passwort ein.
    »Also wenn alles okay ist, siehst du anders aus«, frotzelte Yvonne. Aber ihr neckender Ton kam bei Silke nicht an. »Nun sag schon. Ich erzähl’s auch niemandem weiter. Kannst dich drauf verlassen.«
    »Weiß ich doch.« Silke starrte auf ihren Bildschirm, als ob es dort etwas ungeheuer Interessantes zu sehen gäbe. »Aber es gibt nichts zu erzählen.«
    »Da ich nicht glaube, dass du jeden Tag von einer Frau zur anderen springst«, vermutete Yvonne, »hat es wohl etwas mit Marina zu tun. Oder ist Gaby wieder aufgetaucht?«
    Silke verzog säuerlich die Mundwinkel. »Nein, Marina. Mit einem riesigen Strauß Blumen.«
    Yvonne lachte. »Damit hat sie’s, hm, mit Blumen?«
    »Ja«, bestätigte Silke ärgerlich. »Die liegen jetzt im Müll.«
    »Och, die schönen Blumen.« Yvonne bedauerte die Blumen offenbar mehr als Silke.
    »Die schönen Blumen . . .«, äffte Silke sie nach. »Was hat man schon davon, wenn sie nur – ach, was soll’s?«
    »Wenn sie nur was?«, hakte Yvonne nach. Sie warf einen Blick zur Tür. Gleich würden die Kunden kommen.
    »Wenn sie nur ein Feigenblatt sind«, erwiderte Silke bitter. »Für das, was nicht so schön ist.«
    »Oh je.« Yvonne ging zu ihrem Schreibtisch hinüber, weil der Filialleiter schon mit dem Schlüssel an der Tür stand, um aufzuschließen. »Darüber reden wir in der Mittagspause!«, rief sie noch zurück, bevor der Eingang geöffnet wurde.
    Silke konnte sich nur schwer auf die Arbeit konzentrieren. Seit Marina ihre Wohnung verlassen hatte, seit Silke das Blumenwasser aufwischen und die Blumen danach in den Müll schmeißen musste, weil sie sie nicht mehr sehen konnte, hatte sie nur mit ihrem

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