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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Wall
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aufhören. Hatte Silke zumindest gehört, auch wenn sie sich das nicht vorstellen konnte. Also würde Marina versuchen, irgendwie weiterzumachen. Und im Wald war sie nicht so leicht festzunageln wie in einem Raum, einem Fitness-Studio zum Beispiel. Dort wäre sie in der Falle gewesen, aber draußen?
    »Willst du nicht wieder mal walken gehen?«, begrüßte sie Yvonne, die gerade mit dem Kaffee für sie beide aus der Küche kam.
    »Hast du noch nicht genug Stress?«, fragte Yvonne überrascht. »Und außerdem: Hier in der Wohnung bist du sicher.«
    »Im Wald auch.« Silke hatte den Entschluss schon gefasst, egal, ob Yvonne mitging oder nicht. »Da kann man sich überall verstecken.« Marina auch, dachte sie sofort etwas mutlos. War vielleicht doch keine so gute Idee.
    »Wieso bist du auf einmal so abenteuerlustig?« Yvonnes Augenbrauen hoben sich verwundert. »Du bist doch sonst nicht so.«
    Silke überlegte einen Moment, ob sie die Wahrheit sagen sollte, aber was für einen Sinn hatte es zu lügen? »Ich muss sie finden, Yvonne. Ich muss einfach.« Sie versuchte Yvonne mit einem flehentlichen Blick zu besänftigen.
    Yvonne trank erst einen Schluck von ihrem Kaffee, bevor sie antwortete. »Sie ist eine Kriminelle«, sagte sie dann.
    »Ich weiß.« Silke blickte verlegen zu Boden. Dann hob sie den Blick wieder. »Oder eigentlich weiß ich es nicht. Ich kann es nicht glauben. Du weißt nicht, wie sie ist –«
    »Im Bett kann auch eine Kriminelle gut sein«, erwiderte Yvonne trocken. »Und am Anfang warst du nicht so begeistert von ihr.«
    »Am Anfang hat sie –« Silke kaute auf ihrer Lippe herum. »Sie hat sehr deutlich gezeigt, was sie wollte. Das hat mich an Gaby erinnert.«
    »Und jetzt erinnert sie dich nicht mehr an Gaby?« Yvonne schüttelte den Kopf. »Gaby war gewalttätig, und Marina ist offensichtlich in kriminelle Machenschaften verwickelt. Kein so großer Unterschied, oder?«
    »Gaby war nie geheimnisvoll«, verteidigte Silke sich. »Sie war immer ein offenes Buch. Leider kein sehr schönes«, setzte sie schaudernd hinzu.
    »Ah, das ist es.« Yvonne öffnete wissend die Augen. »Das Geheimnis reizt dich. Du willst dich nicht damit zufriedengeben, nicht zu wissen, wer sie ist. Aber was ist, wenn du es weißt?«
    »Das kann ich noch nicht sagen.« Silke wurde ärgerlich. »Woher soll ich wissen, was dann ist? Aber wenn ich das richtig sehe, ist sie nicht meinetwegen verschwunden. Nicht deshalb, weil sie –«
    »Weil sie nicht mit dir zusammensein wollte.« Yvonne nickte. »Empfindest du das als Kompliment? Wäre eine SMS wirklich zu viel verlangt gewesen?«
    »Ich weiß es nicht. Verdammt, ich weiß es nicht!« Silke stützte verzweifelt den Kopf in die Hände. »Ich weiß so vieles nicht. Das macht mich rasend. Hat sie sich vielleicht doch nur mit mir amüsiert? Ist dieser Kerl eventuell sogar ein Freund von ihr, der mich abschrecken sollte, nach ihr zu suchen? Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht, ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts!« Sie sprang auf und lief im Zimmer herum. »Marina, verdammt . . . warum hast du mir das angetan?«
    Yvonne lachte auf. »Du wechselst deine Einstellung zu ihr schnell! Eben war sie noch die große Liebe, auf die du nicht verzichten kannst, nach der du unbedingt suchen musst, und jetzt?«
    Silke legte den Kopf in den Nacken und schaute an die Decke, stieß einen hilflosen Seufzer aus. »Ich habe noch nie eine Frau wie sie getroffen«, sprach sie leise in die Luft hinein. »Ich weiß nicht, ob es Liebe war. Ganz zu schweigen von der großen Liebe. Aber ich weiß, dass ich etwas für sie empfunden habe, das ich noch für keine Frau empfunden habe. Auch wenn ich es nicht benennen kann.«
    »Vielleicht reizt dich ihre dunkle Vergangenheit«, sagte Yvonne. »Und, um es mal ganz deutlich zu sagen, Gegenwart. Siehst du dich wirklich als Gangsterliebchen?«
    »Als was?« Silkes Kopf fuhr zu ihr herum.
    »Was sonst?« Yvonne hob die Hände. »Was ist, wenn sie wieder auftaucht? Was wird sie dann tun? Du glaubst doch nicht, dass sie wirklich Sozialpädagogin ist. Das war eine Lüge, um dich in Sicherheit zu wiegen. Um dir den Eindruck zu vermitteln, sie wäre genauso eine normale Frau wie alle anderen, mit einem respektablen Beruf, einem durchschnittlichen Leben. Aber das ist sie nicht. Das wird sie vermutlich nie sein. Niemand, der so gelebt hat, wird plötzlich bürgerlich. Kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.«
    Silke ging langsam wieder zu ihrem Platz zurück

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