Nur ein einziges Mal …
aufgenähten Speckstreifen aus Stoff.“
„Wow, deine Pflegemom hat all diese Kostüme für ihre Kinder organisiert?“ Merkte Ashley, dass sie inzwischen direkt neben ihm ging?
Mit dem Arm seinen Arm streifte?
Mit dem Bein bei jedem Schritt mit seinem Bein in Berührung kam?
Versuchte sie etwa, ihn zu verführen?
„Tante Libby hatte eine Riesenschachtel voller alter Kostüme und Kleider auf dem Dachboden. Das ganze Jahr kamen ständig neue Sachen dazu – von Räumungsverkäufen oder Flohmärkten.“ Sie sah ihn an, und in ihren braunen Augen spiegelten sich die funkelnden Sterne des Nachthimmels wider. „Eigentlich hatten wir nicht nur zu Halloween Verwendung für die Sachen. Wir spielten das ganze Jahr über Verkleiden.“
„Ich würde mir sehr gern Fotos davon ansehen.“
Ihr Lächeln verflog. „Falls sie den Brand überlebt haben.“
Matthew legte Ashley einen Arm um die Schultern und zog sie an sich, und als sie nicht protestierte noch etwas näher. „Erzähl mir noch mehr von eueren Verkleidungsspielen.“
„Wir waren wie eine richtige Theatertruppe mit unseren Aufführungen. Wir konnten alles sein, alles sagen und die Welt vollkommen hinter uns lassen, wenn wir erst einmal unsere Kostüme angezogen hatten. Rückblickend sehe ich es so, dass Tante Libby eine Art Spieltherapie angewandt hat, um einer Gruppe seelisch verletzter Mädchen zu helfen.“
„Sie muss eine erstaunliche Lady gewesen sein.“
„Das war sie. Ich vermisse sie sehr.“ Ashley sah zu ihm hoch, und ihre Augen spiegelten viel zu viel Verständnis wider. „So wie du deinen Vater vermissen musst.“
Er räusperte sich, aber der Kloß in seinem Hals wurde immer größer und wollte sich nicht lösen.
Ashley schob den Arm unter sein Jackett und legte ihn um seine Taille. „Deshalb bist du also in die Politik gegangen, stimmt’s? Um ihm näher zu sein.“
Ihre Berührung schien den Kloß zu lockern, und Matthew war wieder in der Lage, etwas zu sagen. „Das war der Grund, warum ich damit anfing, ja, und dann kam ich irgendwann dahinter, warum ihm diese Arbeit so wichtig war. Es geht dabei nicht um Macht. Und sicher, die Möglichkeit, die Dinge an der Basis zu verändern, ist … überwältigend. Aber es ist mehr dran.“
„Und was wäre das?“
„Ehrlich gesagt, die Politik ist ein so schmutziges Geschäft geworden, dass kein normaler Mensch da einsteigen möchte. Bei der sensationslüsternen Presse und den mit allen Tricks kämpfenden Gegnern kann eigentlich niemand ein so perfektes und sauberes Leben führen, dass er diese ständige Beobachtung mitmacht. Zu irgendeinem Zeitpunkt ist Blut im Wasser, und dann tauchen die Haie auf.“
„Okay, du spannst mich wirklich auf die Folter. Wie wär’s also, wenn du bald zum Punkt kommen würdest?“
Er lachte leise, während die anrollenden Wellen ihm den Sand unter den Füßen wegspülten. „Na schön. Ich muss wohl noch ein wenig an meiner Fähigkeit feilen, mich klar und deutlich auszudrücken. Was ich eigentlich meine? Ich kann nicht zulassen, dass die Angst mich vom Wettlauf um das Amt abhält.“
„Es müssen sich auch gute Menschen zur Wahl stellen.“
„Danke.“ Er zog sie mit einem Arm an sich.
„Wofür?“
„Dafür, dass du mich zu den guten Menschen zählst.“ Und verflixt, wenn diese einfache Umarmung nicht ihre Brust gegen seine gedrückt hatte, was sofort die unguten Gedanken in ihm weckte, Ashley an Ort und Stelle zu verführen. Jetzt gleich. Hinter der nächsten Sanddüne.
Ashley blieb stehen und ließ ihre Schuhe in den Sand fallen. Dann ergriff sie seine und warf sie ebenfalls auf den Strand. Sie nahm seine Hände in ihre Hände. „Du machst dir Sorgen wegen unserer Scheinverlobung.“
Er erwiderte nichts.
Sie drückte seine Hände. „Das Falsche aus den besten Absichten heraus zu tun, ist schwer miteinander in Einklang zu bringen. Ich weiß das. Ich habe mich mit dem gleichen Thema herumgeschlagen.“
„Und zu welchem Schluss bist du gekommen?“
„Gute Menschen sind auch fehlbare Menschen. Manchmal verdienen wir eine Auszeit, selbst wenn es nur eine Art Gnadenfrist ist.“
Er strich mit einem Finger über die zarte Haut ihres Gesichts, über ihr Kinn, ihren Hals. Dabei sah sie zu ihm auf, ihr Blick so tief und verlockend.
Wenn er es zuließ, könnte er sich … ganz … darin … verlieren.
Er küsste sie. Er musste es einfach tun. In den vergangenen Tagen waren sie immer wieder ausgewichen, und er hatte ganz genau gewusst, warum
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