Nur ein einziges Wort
Händen hält, wieder im behelfsmäßig eingerichteten Operationssaal auftauchen.
Dr. Fritz Eiche, der als erfahrener Arzt und besonders auch in der Unfallchirurgie als Notfallarzt in schwierigen Unfällen mit seinem Können unzähligen Menschen das oft nur an einem seidenen Faden hängende Leben g erettet hat, wartet bereits ungeduldig. Aus Erfahrung ist ihm mehr als genügend bekannt, welch lebenswichtige Rolle gerade die Zeit hier spielen kann, denn sein Patient ist durch den enorm hohen Blutverlust bereits mehr als ein Durchschnittsmensch normalerweise verkraften kann, geschwächt.
Doch dann taucht aus dem Nichts ein anderes Problem auf, als der auf Abruf bereitgestellte junge Narkosearzt seinen Kollegen Dr. Eiche und Dr. Sanchez lakonisch erklärt, dass man durch die Vielzahl der Verletztenbehan dlungen keine ausreichenden Narkotisierungsmittel mehr zur Verfügung habe. Fritz Eiche schaut in das blasse Gesicht seines Patienten:
„Fabian, so ist das Leben, den Letzten beißen immer die Hunde.“
Dr. Sanchez hat einige äußerst starke Schmerztabletten aufgetrieben, die er Fabian einflößt. Nun umwickelt er ein Stück Bambusrohr mit einem weichen Waschlappen, welches er ihm zwischen die Zähne steckt und bittet Fabian diese mit aller übriggebliebenen Kraft zusammenzubeißen.
Obwohl die Schmerzen trotz der einsetzenden Wirkung der starken Tabletten Fabian an die Grenzen einer Ohnmacht treiben, er hat daher seine Hände bereits in den Metallrahmen der Krankentrage verkrampft, lässt sich sein unüberhörbares Stöhnen nicht vermeiden.
Dann beginnt Dr. Eiche, assistiert von Dr. Sanchez, in absoluter Millimeterarbeit mit der Blechschere das Metallstück direkt über der Eintrittsstelle in Fabians Hüfte abzutrennen. Obwohl die gesamte Prozedur nur wenige Minuten in Anspruch nimmt, kommt es Fabian wie eine kleine Ewigkeit vor.
Endlich, endlich hält Fritz Eiche das abgeschnittene Metallstück frei in der Hand, sodass auch Fabian einen Blick darauf werfen kann, bevor er es auf eine neben ihm stehende Ablage platziert.
Innerhalb der nächsten Minuten haben die beiden Ärzte Fabian Bauers Hüfte mit einem Druckverband stabilisiert. Beide schauen sich erstaunt an, als sich nach wenigen Minuten der Patient außerordentlich schnell von seiner Verkrampfung erholt. Einer Erlösung gleich entfernt er noch während des Bandagierens seiner Hüfte das zur Hilfe genommene stoffumwickelte Stück Bambusrohr aus seinem Mund, um danach wieder einigermaßen normal zu atmen. Mit einer schwachen Bewegung hält er seine rechte Hand Fritz Eiche entgegen und zwei Worte entschlüpfen seinem Mund:
„Danke Fritz!“
Mit einem unschlüssigen Grinsen im Gesicht, schaut ihm dieser in die Augen:
„Freue dich nicht zu früh mein Freund, noch sind wir nicht in Toronto. Ich werde jetzt mal versuchen, einige Schmerzmittel aufzutreiben, aber bei der großen Anzahl der Schwer- und Leichtverletzten wird wohl nicht mehr viel übriggeblieben sein.“
„Lass es sein Fritz, die Leute die sich noch hier in Notbehandlung befinden, brauchen sehr wahrscheinlich die Schmerzmittel dringender als ich. Schließlich habe ich während der Ableistung meines Wehrdienstes ausführlich gelernt, mit Schmerzen umzugehen. Jetzt ist endlich mal die Zeit da, um zu prüfen, ob die mir damals auferlegten Schmerzmanagementkurse für den Notfall tauglich sind.“
Noch während Dr. Eiche seinem Freund Fabian beim Anziehen soweit wie möglich hilft, klopft es an die Tür und ohne ein ‚Herein‘ abzuwarten, betritt der stellvertretende Stationsmanager und Helikopterpilot Marcus Dallmeier den behelfsmäßigen Operationsraum. Gleich hinter ihm hat auch Josè Garcia, der Beauftragte der peruanischen Flugsicherungsbehörde den Raum betreten und wird mit knappen Worten Dallmeier‘s Chef, also dem Inhaber der ‚Transatlantic Global Airlines‘, Fabian Bauer, vorgestellt.
Trotz immer noch anhaltender starker Schmerzen, ist es Fabian Bauer ein großes Bedürfnis mit beiden Mä nnern ein zwar kurzes, aber äußerst wichtiges Aufklärungsgespräch zu führen. Immerhin geht es hierbei um ein verlorenes Menschenleben.
Mit knapp gehaltenen Sätzen erklärt er sein Zusammentreffen mit Franz Baumann, der eigentlich in Sicherheit hätte sein sollen. Ganz bestimmt nicht da, wo Fabian ihn fand, besonders da man die Passagierliste als vollzä hlig abgehakt hatte. Ob sich der andere Fluggast Frank Baumann versehentlich zweimal gemeldet hatte und damit die Vollzähligkeit aller
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