Nur ein galantes Abenteuer?
bestätigte Tom. „Vielleicht wisst ihr noch nichts davon, doch Tante Louisa drängt sie dazu, zu ihr zu ziehen, sobald ich heirate oder möglichst noch eher.“
„Große Güte!“ Nicolas verzog das Gesicht. „Dann stünde unsere arme Mama ganz unter ihrem Pantoffel. Wir müssen das um jeden Preis verhindern.“
„Das wäre für sie bestimmt nicht angenehm“, bestätigte Caroline. „Sie hat wehmütig davon gesprochen, nach ihren eigenen Vorstellungen in einem Häuschen auf dem Lande zu leben. Doch Mr. Milbank ist reich genug, um sie mit einem angemessenen eigenen Haushalt auszustatten.“
„Ich sehe schon, du warst umtriebig, Schwesterherz“, sagte Nicolas. „Aber jetzt erzähle mir erstmal, was dich in die Stadt geführt hat, Tom, und warum du Großvater am Wochenende besuchen musst.“
„Er hat den Großteil meiner Schulden beglichen“, berichtete Tom. „Er bat mich im Gegenzug etwas für ihn zu erledigen, und ich werde es vermutlich machen, auch wenn ich dafür eine Weile nach Übersee muss.“
„Willst du das denn wirklich?“, fragte Caroline, die an Julia dachte. „Und deine eigenen Pläne …“ Sie brach ab, denn sie wusste nicht, ob ihr Bruder Miss Fairchilds Zuneigung erwiderte.
„Ich habe keine dringenden Pläne, außer unser Anwesen wieder in einen guten Zustand zu versetzen“, erklärte Tom. „Ans Heiraten kann ich nicht denken, bevor ich einer Frau etwas bieten kann.“
„Verstehe“, sagte Caroline. Es tat ihr für ihre Freundin leid, denn offensichtlich wollte ihr Bruder nicht um Julias Hand anhalten, solange er nichts als ein heruntergekommenes Landgut besaß. „Du weißt selbst, was für dich das Beste ist.“
Ihre Mutter betrat den Raum. Sie war glücklich, alle drei Kinder um sich zu haben, und verpflichtete Nicolas umgehend, seine Schwester an diesem Abend zu einem Ball zu begleiten.
„Eigentlich sollte Tom mitkommen. Doch gewiss wird Lady Jersey dich gern an seiner Stelle empfangen. Ich bleibe hier, für den Fall dass Tom mich braucht, aber Louisa wird mitkommen.“
„Warum darf ich nicht einfach bei dir bleiben, Mama?“, fragte Caroline. „Nicolas wird sich auch ohne mich vergnügen.“
„Nein, meine Liebe“, widersprach ihre Mutter. „Es ist eine wichtige Veranstaltung. Außerdem werde ich nicht ganz allein sein. Ein Freund hat versprochen, vorbeizuschauen. Wir werden ein ruhiges kleines Abendessen zusammen einnehmen und uns unterhalten …“
„Nun sag schon, Mama, ist es Mr. Milbank?“, erkundigte sich Caroline neugierig.
Marianne errötete und lächelte dann. „Wie ich sehe, hast du es schon erraten. Und da wir gerade alle beisammen sind, muss ich euch gestehen, dass Herbert um meine Hand angehalten hat. Ich habe ihn für heute Abend hierher bestellt, um ihm meine Antwort mitzuteilen. Habt ihr dazu etwas zu sagen?“
„Du solltest ihn heiraten, Mama“, sagte Caroline. „Er scheint viel für dich zu empfinden.“
„Nimm den Kerl“, empfahl Nicolas und grinste. „Du bist zu jung, um ewig Trauer zu tragen, Mama.“
„Heirate ihn, wenn du es möchtest“, erklärte Tom. „Allerdings wird bei mir immer ein Zuhause auf dich warten, egal, was passiert.“
„Gott segne euch, ihr Lieben“, sagte Marianne. „Ich muss euch gestehen, dass ich mich schon lange nicht mehr so glücklich gefühlt habe. Trotzdem möchte ich nicht, dass einer von euch denkt, ich hätte euren Vater vergessen.“
„Das würden wir niemals tun“, versicherte Caroline. „Heirate Mr. Milbank, Mama.“
„Dich betrifft es am meisten“, erläuterte Marianne. „Wenn du dich noch nicht zu einer Heirat entschließt, musst du mit unter seinem Dach wohnen. Allerdings würde es ihn sehr freuen. Du musst dich also keinesfalls gezwungen fühlen, einen Antrag anzunehmen, der dir nicht behagt. Ich denke, ein gewisser Herr wäre ein geeigneter Kandidat für dich, aber wir wissen natürlich nicht, ob er um deine Hand anhält.“
„Was höre ich denn da?“, erkundigte sich Nicolas. „Davon hast du mir noch gar nichts erzählt, Caroline!“
„Es gab so viel anderes zu bereden“, erwiderte sie. „Doch wenn du heute Nachmittag mit mir eine Spazierfahrt machst, werde ich dir alles Berichtenswerte erzählen.“
7. KAPITEL
„George!“, rief Freddie, als er seinen Freund aus einem Hutgeschäft in der Brook Street kommen sah. Er lief über die Straße und schlängelte sich durch den Verkehr, um ihn einzuholen. „Wie geht es Julia? Ich hoffe, sie hat sich von ihrem Schock
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