Nur ein galantes Abenteuer?
hatte.
Interessiert blickte sie sich in der Wandelhalle der Kuranlage um. Zahlreiche Damen und Herren tranken aus kleinen Tassen vom Heilwasser. Als Caroline es ebenfalls kostete, verzog sie das Gesicht, denn der Geschmack war alles andere als angenehm.
Marianne Holbrook hatte nicht vor, die eigentlichen Bäder aufzusuchen, denn sie hielt nichts davon, dass Frauen und Männer gemeinsam badeten.
„Durch das Wasser bleibt die Badekleidung eng am Körper kleben, sodass man empörend viel enthüllt“, hatte sie ihrer Tochter zuvor in der Kutsche erklärt. „Nein, weder Herbert noch ich halten das für gut.“
Caroline wurde es inzwischen etwas zu viel, ständig von Mr. Milbanks Vorlieben und Abneigungen zu erfahren, und sie war sich sicher, dass sie die beiden auf keinen Fall bei der Hochzeitsreise begleiten wollte.
In der Wandelhalle war keine Spur von Freddie zu sehen, weshalb Caroline niedergeschlagen mit ihrer Mutter nach Hause zurückkehrte. Für den Abend waren sie bei Freunden ihrer Mama zum Essen eingeladen. Voraussichtlich würde das einzige Vergnügen aus einer Partie Whist bestehen.
Der Abend wurde noch schlimmer als Caroline es sich vorgestellt hatte, denn eine der Damen hatte Gerüchte vernommen. Zwar wurde nicht von dem Rennen gesprochen, doch war Caroline bei ihrer Ankunft in der Stadt mit Sir Frederick gesehen worden.
„Sie hatten angeblich keine Begleitung dabei“, sagte Mrs. Selwyn zu Mrs. Holbrook. „Ich habe gleich gedacht, dass es nicht stimmen kann, denn Ihre Tochter ist doch eine anständige junge Dame. Da kann sie ja nicht windzerzaust in einem Phaeton angekommen sein … es muss ein Irrtum vorliegen.“
„Oh, sie war mit Sir Frederick Rathbone unterwegs“, erwiderte Marianne unbekümmert. „Wissen Sie, er ist ein guter Freund … mehr kann ich noch nicht verraten. Aber ich kann Ihnen versichern, dass er unser volles Vertrauen genießt. Außerdem fuhr Carolines Bruder direkt hinter den beiden.“
„Ah, ich dachte mir schon, dass es eine einfache Erklärung gibt.“ Zufrieden nickte Mrs. Selwyn Caroline zu. „Meinen Glückwunsch, Miss Holbrook. Rathbone ist eine gute Partie.“
„Was das angeht …“ Marianne legte einen Finger auf die Lippen. „Ich möchte Sie erst einmal um Diskretion bitten.“
„Selbstverständlich!“
„Das heißt, sie wird jedem erzählen, dass ich Freddie heirate“, beschwerte sich Caroline später, als sie auf dem Heimweg waren. „Wie konntest du nur diese Andeutung machen, Mama? Wo Freddie doch noch nicht einmal mit dir gesprochen hat.“
„Was blieb mir denn anderes übrig?“, wollte Marianne wissen. „Wenn dieses schändliche Rennen erst zum Stadtgespräch wird, ist dein Ruf ruiniert.“
Die Sorge um das Gerede bereitete Caroline eine schlaflose Nacht.
Kurz bevor sie am Morgen erneut zur Kuranlage aufbrechen wollten, ließ sich Sir Frederick ankündigen. Er wurde zu Caroline und ihrer Mutter in den Kleinen Salon geführt. Carolines Herz machte einen Sprung, als sie ihn erblickte. Mit elegant gebundenem Krawattentuch, in einem blauen Gehrock und heller Hose sah er umwerfend aus.
„Ich bin froh, Sie zu Hause anzutreffen, Mrs. Holbrook“, begrüßte er Carolines Mutter lächelnd. „Ich fürchtete schon, Sie wären unterwegs.“
„Wir hatten vor, in wenigen Minuten aufzubrechen“, erwiderte Marianne. „Aber es eilt nicht. Wir haben keine dringenden Verabredungen und freuen uns Sie zu sehen, Sir.“
Sie bot ihm einen Stuhl an, doch er bevorzugte es, stehen zu bleiben. Er blickte Caroline an. „Möchtest du hier bleiben – oder in ein paar Minuten zurückkommen? Du kennst ja den Grund für mein Erscheinen.“
„Wenn es dir nichts ausmacht, bleibe ich“, sagte Caroline. „Mama weiß von den Schwierigkeiten mit Großvater.“
Freddie wandte sich erneut an ihre Mutter. „Ich habe bei Bollingbrook vorgesprochen, aber er hat meinen Antrag mit einer abwegigen Begründung abgelehnt. Ihr Segen würde Caroline und mich sehr freuen.“
„Ich habe erst einmal ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen“, sagte Marianne ernst. „Wie konnten Sie Carolines Ruf mit diesem wilden und überdies lebensgefährlichen Rennen in Gefahr bringen?“
„Ich versichere Ihnen, dass sie nicht einen Moment in Gefahr war“, beteuerte Freddie. „Sie ist mir viel zu kostbar, um irgendein Risiko einzugehen.“
„Das mag ja der Fall sein“, räumte ihre Mutter ein. „Allerdings vermittelt es mir ein ungutes Gefühl. Wie kann ich sicher sein, dass Sie gut
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