Nur ein galantes Abenteuer?
junge Dame. Sie wird ihre Brüder nicht ins Unglück stürzen wollen. Sie wird sich bei mir entschuldigen.“
„Denken Sie, was Sie wollen, Sir. Das arme Mädchen liebt diesen Mann.“
„Wie kannst du es wagen, so vertraut von meiner Enkeltochter zu sprechen?“
„Da Sie mich ja ohnehin gerade entlassen wollten, kann ich doch auch mal meine Meinung äußern. Zumal Sie sich nicht gerade wie ein Engel aufgeführt haben.“
„Willst du mir drohen?“
„Das würde ich niemals wagen, Sir“, entgegnete Jenkins mit Unschuldsmiene. „Aber Sie sollten etwas unternehmen. Sie wollen doch Miss Caroline nicht tot vor Ihrer Haustür finden. Offensichtlich scheint jemand etwas gegen Ihre Testamentsänderung zu haben.“
„Claude oder Sebastian?“, fragte der Marquis.
„Weder noch, denke ich. Vielleicht eher dieser Mensch aus Jamaika …“
„Ja, das ist möglich.“ Bollingbrook hielt ihm sein Glas hin. „Nun fülle das ordentlich auf und halte mir keine weiteren Vorträge. Ich will nicht, dass Caroline etwas zustößt. Aber sie muss sich bei mir entschuldigen, bevor ich meine Meinung über diesen verfluchten Kerl ändere!“
„Da können Sie lange warten“, sagte Jenkins und ignorierte die finstere Miene seines Herrn, während er ihm Brandy nachschenkte. „Es ist vermutlich nicht mehr so wichtig, was Sie tun. Wenn Sie so unvernünftig sind, werden Sie ohnehin nicht mehr dazu kommen, noch etwas zu ändern.“
Er verließ den Raum und ließ Bollingbrook allein zurück, der in sein Glas starrte und es schließlich beiseite stellte. Der Mann ist unverschämt, aber er hat verflucht recht, dachte der alte Marquis …
11. KAPITEL
Caroline begleitete ihre Mutter am nächsten Morgen zur Kuranlage. Sie fühlte sich besser, denn ihre Mama zeigte sich inzwischen nachsichtig. Nicolas hatte sie mit seinem Charme umgestimmt, und nun schilderte sie fröhlich ihre Pläne für die Hochzeit mit Mr. Milbank, die bereits in der darauffolgenden Woche stattfinden sollte.
„Er will mit mir eine Hochzeitsreise nach Italien machen. Du hast die Wahl, Caroline. Entweder du begleitest uns … oder du bleibst eine Weile bei deinem Großvater, wobei du natürlich auch bei deiner Tante willkommen bist.“
„Am liebsten würde ich einfach zu uns nach Hause zurückkehren.“
„Davon halte ich nicht so viel“, widersprach Marianne. „Aber wir finden schon eine Lösung. Wir wollen nicht länger als sechs Wochen verreisen. Herbert will Arbeiten an seinem Landhaus beaufsichtigen, und natürlich wirst du dann zu uns kommen, sobald wir dort Quartier bezogen haben.“
„Außer wenn ich heirate, Mama.“
Ihre Mutter seufzte. „Ich bin mir nicht sicher, ob Sir Frederick ein geeigneter Ehemann für dich ist.“
„Ich weiß, dass er der Richtige ist“, versicherte Caroline. „Ich liebe ihn. Nur Großvater steht zwischen uns.“
„Bollingbrook mag zwar das Familienoberhaupt sein“, erklärte Marianne, „aber ich bin deine Mutter und habe in diesem Fall ebenfalls ein Wörtchen mitzureden. Nicolas hat mir erzählt, dass Tom euch seinen Segen gegeben hat. Dein Großvater hat keine rechtlichen Mittel, die Heirat zu verbieten oder zu verhindern.“
„Ich weiß“, bestätigte Caroline, „aber ich will mein Glück nicht auf dem Unglück meiner Brüder aufbauen.“
„Was das anbelangt …“ Marianne lächelte zufrieden, denn erstmals fühlte sie sich völlig unabhängig von ihrem Schwiegervater. „Herbert ist ein vermögender Mann. Er hat bereits versprochen, etwas für deine Brüder beiseite zu legen – und dir eine Aussteuer von 5.000 Pfund zu geben.“
„Mama!“, rief Caroline erstaunt. „Das ist zu großzügig. So viel kann ich nicht annehmen …“
„Unsinn, meine Liebe. Er hat es von sich aus angeboten. Da Herbert keine eigene Familie hat, freut er sich über meine Kinder. Wir werden alle prächtig miteinander auskommen.“
Caroline küsste sie. „Danke, Mama. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Jetzt fühle ich mich nicht mehr so schuldig, wenn ich Großvaters Wünschen widerspreche.“
„Aber meine Einwilligung müsst ihr schon noch einholen. Sir Frederick kann gern bei mir vorsprechen. Wenn er mich davon überzeugen kann, dass er gut auf dich aufpassen wird, gebe ich meine Zustimmung – allerdings erst einmal für eine Verlobung. Die Hochzeit kann dann bis zu unserer Rückkehr warten.“
Caroline schwieg, denn sie wusste, dass ihre Mutter sehr stur sein konnte, wenn sie einmal eine Entscheidung getroffen
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