Nur ein Hauch von dir
Sammel-Erfahrung nützlich.« Wieder sah er mich entschuldigend an. »Ich überlegte, wie der Vorgang umzukehren war.«
»Du hast es wirklich geschafft, mir alle Erinnerungen zurückzugeben? Aber das bedeutet doch, dass dein Amulett leer ist – das ist doch sicher gefährlich!«
Jetzt wirkte er ziemlich verlegen. »Ich habe eine einzige behalten, und es musste eine gute sein. Sie hält mich für den Moment aufrecht. Tut mir leid.«
»Welche hast du genommen?« Ich schwankte zwischen peinlich berührt sein und Neugier.
»Den Augenblick, in dem dir bewusst wurde, dass du mich liebst«, gestand er leise und blickte mir tief in die Augen.
Ich durchforschte mein Gedächtnis. Es war schon sehr merkwürdig. Ich sah das Flussufer vor mir, erinnerte mich an die warme Sonne auf meiner Haut und daran, wie ich aus dem kurzen Schlaf aufwachte, und dann verschwamm plötzlich alles, und der Blickwinkel änderte sich. Plötzlich sah ich mich selbst, hörte mich reden und explodierte fast vor Liebe zu dem, was ich da sah. »Ich verstehe nicht«, murmelte ich.
»Ich musste deine Erinnerung in mein Amulett nehmen, doch ich konnte dich doch nicht ohne die Möglichkeit zur Rückbesinnung auf diesen Augenblick lassen, das wäre nicht in Ordnung gewesen. Also hab ich dir meine Erinnerung gegeben.« Er blickte mich schüchtern an. »Ich hoffe, du bist nicht sauer darüber.«
Plötzlich spürte ich mit absoluter Gewissheit, dass alles stimmte, was er erzählte. Catherine hatte gelogen. Callum liebte mich. Als ich ihn anblickte, wusste ich, dass er diese Überzeugung in meinen Augen lesen konnte. Der Kummer in seinem Gesicht wich Freude. Ich hatte noch nie jemanden so erleichtert und so glücklich gesehen.
Ich spürte, wie er mein Gesicht berührte, und sehnte mich danach, ihn festzuhalten. »Ich liebe dich, Callum«, flüsterte ich leise und streichelte ihn mit Blick in die spiegelnde Fläche die Wange entlang. »Es tut mir so leid, was ich dir angetan habe und dass ich dir nicht vertraut habe.«
»Das braucht dir nicht leid zu tun«, beruhigte er mich. »Denn sonst hätte ich nie erlebt, dass ich dich noch mehr lieben könnte, als ich es sowieso schon getan hab. Doch es ist so.« Er wartete, bis draußen eine Schwester an der Tür vorbeiging.
Voller Gefühl schaute ich ihn an. Er liebte mich genauso sehr wie ich ihn. Mein Herz schien schier zu platzen vor all diesen großen Empfindungen.
Als er sagte, er müsse allmählich gehen, merkte ich, wie müde ich war. Ich nickte, wollte aber noch eine letzte Sache klären.
»Du bist doch hier, nicht wahr?«, fragte ich. »Du bist hier, wenn ich aufwache? Hast du noch genug Kraft?«
Er lachte. »Mach dir keine Gedanken um mich. Ich komme schon klar, und ich verspreche, dass ich hier neben dir bin, wenn du morgen früh aufwachst. Ich liebe dich, Alex, mehr als du es dir vorstellen kannst.«
Ich sah, wie sein Gesicht näher kam, und dann spürte ich ein flüchtiges Flattern, als hätten seine Lippen meine berührt. Das Letzte, an das ich mich erinnerte, als ich mich dem Schlaf überließ, war sein leidenschaftlich glühender Blick. Er würde mich nie mehr verlassen, da war ich ganz sicher, weil ich einfach wusste, wie sehr er mich liebte. Dieses Wissen war in meinem Gedächtnis eingebrannt, und ich würde es für immer verwahren. Ich lächelte leicht und schlief ein.
18 Glühwürmchen
Die Ärzte kamen ständig, um nach mir zu sehen, und ich musste massenhaft weitere Untersuchungen über mich ergehen lassen. Ich beobachtete, wie sie mit gedämpfter Stimme über mich sprachen, wobei die einen sich fragten, wie in aller Welt ich sie so zum Narren hatte halten können, während die anderen diskutierten, wie man meinen Fall am besten dokumentierte, um ihn zu veröffentlichen.
Mich kümmerte das alles nicht. Ich fühlte mich wunderbar. Wann immer er konnte, war Callum bei mir. Einige der anderen Patientinnen dachten wahrscheinlich, dass ich total verrückt wäre. Callum konnte mich stundenlang mit lustigen Geschichten unterhalten, die hier im Krankenhaus passierten, und sein manchmal etwas schadenfroher Humor ließ mich oft laut auflachen, was nur schwer zu erklären war, weil ich offensichtlich stets alleine in meinem Krankenhausbett saß.
Eines Morgens jedoch saß ich ziemlich kleinlaut im Bett, während mich ein Polizeibeamter im Beisein meines Vaters über den gesamten Vorfall befragte, einschließlich der Tatsache, dass ich die Strecke bis zum Park von Kew unbeaufsichtigt und nur
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