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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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drückte er sie auf die Knie zurück. „Schaue und staune.“
    Anna sah Dampf aus der Schale aufsteigen. Was hatte er vor?
    Er prüfte die Wassertemperatur mit dem Zeigefinger, bevor er ein Badeöl hineingab und einen Waschlappen eintauchte. Sorgfältig wusch er jeden Zentimeter von Kims Haut.
    „Was haben Sie ihr gegeben, damit sie so lange schläft?“
    „Halt den Mund.“ Er drehte sich zu ihr um und funkelte sie wütend an. „Sonst stülpe ich dir eine Plastiktüte mit kleinen Löchern über den Kopf, damit es schön lange dauert, bis du erstickt bist.“
    Anna hatte keine Plastiktüte gesehen, aber sie wollte es nicht darauf ankommen lassen.
    Sie schwieg. Ihr Puls raste. Sie musste doch etwas tun können.
    Nachdem er Kim gewaschen hatte, trocknete er sie sorgfältig ab. Danach öffnete er das Paket, das er vorhin hereingetragen hatte. Er nahm eine Rolle Frischhaltefolie heraus.
    Er zeigte sie Anna. „Ich musste bis nach Höxter fahren. In Holzminden gucken alle vorwurfsvoll, wenn man mehr als eine Rolle kauft.“
    „Warum tun Sie das?“
    Er schaute sie spöttisch an. „Du packst deine Geschenke doch auch in Folie ein, oder?“
    Anna erinnerte sich, dass er das Kräutersalz gekauft hatte und sie ihm angeboten hatte, es als Geschenk einzuwickeln.
    „Der Beschenkte braucht es nicht auszupacken, er weiß sofort, was er bekommen hat und kann sich lange daran erfreuen“, sagte Nussbaum mehr zu dem Foto an der Wand als zu Anna.
    Er rollte von drei Rollen rund einen Meter Folie ab und legte sie aufeinander. Vorsichtig hob er Kims Beine an und positionierte sie auf der Mitte der Bahn. Dann klappte er das überstehende Ende hoch und wickelte mit den drei Rollen gleichzeitig um ihre Füße.
    „Nein, hören Sie auf. Das dürfen Sie nicht! Hilfe!“ Anna schrie wie am Spieß. Die erste Ohrfeige riss ihren Kopf herum, die zweite ließ sie gegen die Wand taumeln.

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

Holzminden
Sonntag, 6. November 2011
gegen 15.30 Uhr

60
    Als Kofi das Handy wegstecken wollte, fiel ihm die SMS ein, die Anna ihm geschickt hatte. Er las sie noch einmal.
    „Gehe Emma bsuchen. Kazensprung okee.“
    Er seufzte. „Dieser Nussbaum muss sie an der Ballettschule abgepasst haben. Das heißt, wir wissen, wo er um halb elf war. Er hat Kim angesprochen und ist mit ihr weggegangen. Anna hat ihren Weg verfolgt und ist ebenfalls verschwunden.“
    „Wiederhole den Text noch mal.“
    „Gehe Emma bsuchen. Kazensprung okee.“
    „Wir wissen aber, dass sie nicht zum Tanzen gekommen ist. Was ist, wenn mit dem Katzensprung nicht der Pas de Chat, sondern ein Ort gemeint ist?“
    „Und das ‚okee‘ als Frage gedacht war?“
    „Dann hätte er ihr gesagt, dass Emma im Büro ihrer Mutter auf sie wartet.“
    „Davor hätte sie garantiert keine Angst gehabt.“
    „Kim war erst zwei- oder dreimal mit mir im Büro“, sagte Irene, die unbemerkt hinter sie getreten war. „Aber dort gibt es keinen Raum, wo man ein Kind verstecken könnte.“
    „Doch“, sagte Paul. „Es gibt das Kellerhaus.“
    „Welches Kellerhaus?“
    Irene erklärte: „Unter dem Eingangsflur existiert tatsächlich ein kleiner Keller, in dem wir Büromaterial aufbewahren. Eigentlich wollte Oliver dort auch Akten und Papier lagern, aber dafür ist er zu feucht.“
    „Nicht Lagerkeller, ich meine den Wohnkeller, das Versteck.“
    Als Paul bemerkte, dass die anderen ihn verständnislos anschauten, versuchte er es besser zu erklären.
    „Meine Oma hat gesagt, dass es eine Schande ist, dass die Synagoge abgerissen wird. Man sollte aus dem geheimen Kellerhaus darunter lieber ein Museum machen und die mutigen Leute ehren.“
    „Willst du uns sagen, dass sich unter der Synagoge Menschen versteckt haben?“
    „Vor den Nazis, sagt meine Oma, vierundzwanzig insgesamt, acht Männer, sechs Frauen und zehn Kinder.“
    Irene schüttelte den Kopf. „Davon weiß ich nichts. Ich habe den Keller noch nie betreten. Ich fürchte mich vor Spinnen.“
    Kofi wandte sich direkt an Paul. „Kannst du uns den Eingang zeigen?“
    „Nein“, sagte Paul traurig. „Es gibt keinen mehr.“
    „Aber du bist drin gewesen?“
    „Nein, meine Oma hatte ein Foto. Ein Tisch, vier Stühle …“
    „Wenn wir recht haben, wenn Nussbaum der Täter ist, dann hat er einen Zugang gefunden, muss einen gefunden haben, wahrscheinlich während der Bauarbeiten.“

61
    Kofi, Ollner und Paul drängten sich in den kleinen Keller unter dem

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