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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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zu Ollner und flüsterte: „Das schließt eine Höhle aus, oder? Wie sollte man die so säubern?“
    „Muss man nicht, wenn man Folie oder eine Plane drunterlegt und das ganze Paket noch mal abdeckt.“
    „Was mich erneut zu der Frage bringt: Warum packt der Kerl den Jungen in Folie ein?“
    „Eine interessante Problematik, mit der wir uns gemeinsam beschäftigen sollten, meine Herren. Warum Frischhaltefolie?“
    „Zum Frischhalten“, sagte Stefan spontan.
    „Sauber bleibt’s auch“, meinte Herbert.
    „Und durchsichtig“, ergänzte Kofi.
    „Durchsichtig, genau.“ Herbert legte den Zeigefinger an die Nase. „Der Täter kann zusehen, wie das Kind erstickt.“
    „Und hinterher kann er es auch jederzeit anschauen.“
    „Vielleicht hat der Täter tatsächlich gedacht, er könnte die Leiche so verpackt länger aufbewahren“, überlegte Kofi.
    „Wozu?“
    „Wenn wir das wüssten.“
    „Meine Herren, darauf sollten wir verstärkt unser Augenmerk richten, wenn wir involvierte Personen befragen. Achten Sie auf Messis, auf leidenschaftliche Sammler oder auf Leute mit einem Putzfimmel, egal was, alles, was Ihnen skurril erscheint, müssen sie prüfen.“
    „Gibt es konkrete Hinweise auf mögliche Täter? Wurden Namen genannt?“, fragte Guntram.
    „Ja, Punkt drei unserer Liste. Da gibt es ein Problem. Wenn Anrufer Täternamen nennen, vergessen sie zumeist ihre eigenen. Trotzdem werden einige in statistisch bedeutsamem Rahmen erwähnt. An erster Stelle ist das Detlef Hanske, dicht gefolgt von Heribert Kruse und, mit größerem Abstand, den anderen Vorbestraften. Insgesamt sieben Anrufer empfahlen uns, das Gelände des Varieté Ozelot zu überprüfen.“
    „Mit welcher Begründung?“
    „Die Leute verknüpften jeweils das weitläufige, unübersichtlich bebaute Grundstück mit dem plötzlichen Auftauchen des Besitzers aus dem Ausland und der Überzeugung, dass sich ein Varieté für Kinder nicht rechnen kann.“
    „Soweit ich weiß, gehört eine Kapelle zu den Anwesen und einen alten Eiskeller soll es auch geben“, sagte Kofi.
    „Wir haben als Kinder da gespielt. Wie lange hat das Gut leergestanden?“
    „Zehn, fünfzehn Jahre bestimmt. Der Verwalter kam einmal die Woche. Hin und wieder meldete er eine Sachbeschädigung“, erinnerte sich Herbert.
    „Genau, und 2008 hat es in einer der Scheunen gebrannt.“ Guntram sah so aus, als wäre da noch eine Information in seiner Erinnerung vergraben. „Ich hab’s, in dem Gewächshaus hatten Unbekannte eine Hanfplantage angelegt, das muss so um den Jahrtausendwechsel gewesen sein.“
    „Haben wir einen Grund, dem nachzugehen?“, fragte Stefan Ollner.
    „Kann nichts schaden, ihn zu befragen. Wir haben jedenfalls in Wisconsin, wo er vorher gewohnt hat, um Informationen gebeten. Sollten dort in den letzten Jahren Kinder verschwunden sein, erfahren Sie es sofort“, sagte Mausig und erhob sich.
    „Moment noch, wieso zieht man von Wisconsin ausgerechnet nach Holzminden?“
    „Die Familie stammt von hier, und der Großvater hat sogar als Verwalter auf dem Gut gearbeitet.“
    Nachdem Mausig das Besprechungszimmer verlassen hatte, diskutierten die Männer noch, wie sie weiter vorgehen sollten. Kofi wunderte sich, dass Herbert die Aktivitäten von Gerd Schwarze und der Bürgerwehr mehrmals lobte, obwohl alle anderen sie kritisierten. Aber jeder hatte das Recht auf eine eigene Meinung.
    Kofi fühlte sich bei dem Gedanken an private Sicherheitskräfte ohne Ausbildung, ohne Kodex, ohne Kontrolle, aber mit umso mehr Sendungsbewusstsein und Überzeugung, das Richtige zu tun, unwohl.

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

Holzminden
Mittwoch, 2. November 2011
gegen 14.00 Uhr

24
    Als Kofi Kayi vor dem Partyservice Anna Blume stand, fiel ihm zuerst auf, dass jeder Stuhl im Ladenbereich vor dem Tresen anders war. Es gab welche aus Holz, aus Metall und aus Kunststoff. Sie stammten aus verschiedenen Zeiten, wiesen unterschiedliche Stile auf, einige waren gepolstert, andere aus poliertem Holz. Die Tischchen hingegen waren alle gleich, einfache, helle Holztische.
    An einem saß, auf einem mit rotem Samt gepolsterten Stuhl mit geschwungenen Beinen und zwei Armlehnen, ein kleines Mädchen mit dunklen Haaren.
    Kofi wusste sofort, dass er Kim vor sich hatte.
    Er grüßte laut und inspizierte die Auslagen in den Regalen.
    Senf, Kräutermischungen, Marmeladen, Rezeptbücher, Trüffel, Kekse und auf dem Tresen selbst lauter kleine Gläser mit

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