Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
Vom Netzwerk:
er am liebsten durchs Zimmer getanzt wäre, zumindest einen Moonwalk ums Bett herum. Stattdessen zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich dicht neben Ollners Kopf.
    „Na, wie geht’s dir?“
    Stefan bewegte die Lippen, feuchtete sie mit der Zunge an, dann schnarrte er: „Grandios!“
    Kofi lächelte, obwohl ihm ein Kloß im Hals steckte, der ihm die Tränen in die Augen treiben wollte. „Da bin ich aber froh.“
    „Sie waren zu viert.“ Stefan hob wieder die Hand und zeigte vier Finger. „Vier Männer.“
    „Hast du sie erkannt?“
    Stefan verdrehte die Augen. Das bedeutete wohl nein. „Dunkel.“
    „Es war schon dunkel, als du bei dem Apfelbaum angehalten hast?“
    Ollner stöhnte und versuchte, sich ein wenig aufzurichten. Kofi hätte ihm gern geholfen, wusste aber nicht, wo er ihn anfassen durfte. „Soll ich nach einer Schwester klingeln?“
    „Nein, erst reden.“
    „Verstehe, du hast an dem Apfelbaum angehalten?“
    „Lecker.“
    „Okay, und drei Bauern haben dich verprügelt, weil du ihre Äpfel geklaut hast?“
    „Mit Mistgabeln!“, sagte Ollner beinahe gut verständlich.
    Die beiden sahen sich an und brauchten nichts weiter zu sagen.
    Ollner zeigte mit der Hand auf eine Tasse, die auf seinem Nachtschrank stand. „Durst.“
    Kofi reichte ihm die Tasse. Gierig trank Stefan zwei Schlucke, dann ließ er sich zurück aufs Kissen sinken.
    „Alles okay?“
    Ollner nickte und schloss gleich darauf mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen. Kofi wartete, bis er sich wieder beruhigt hatte.
    „Hast du etwas gefunden, als du unter dem Baum standest?“
    „Kelvin. Pinkeln.“
    „Wie?“
    „Ich pinkeln. Kelvin lag da.“
    „Und danach?“
    „Näher heran, gucken. Abgerutscht in den Graben. Rausgekrabbelt. Männer getroffen.“
    „Waren die zu Fuß unterwegs?“
    „Räder. Eine Armbinde.“
    Kofis Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. „Willst du mir sagen, dass einer eine rote Binde trug und zur Bürgerwehr gehörte?“ Hatte er sich doch gleich gedacht.
    „Rote Binde auf Lederjacke. Abgenutzt. Blond. Groß, dünn.“
    „Würdest du ihn wiedererkennen?“
    „Vielleicht. Wenig Licht. Taschenlampe blendet.“
    „Was haben sie gemacht?“
    „Ich gewarnt, Spuren vernichten.“
    „Du wolltest sie fernhalten und das hat sie umso neugieriger gemacht?“
    „Telefon, Polizei rufen. Schubsen, schreien. Einer immer hinter mir.“
    „Du hast dein Telefon herausgeholt und wolltest uns alarmieren. Die haben gedacht, du rufst deinen Kumpel und haben dich angegriffen.“
    „Taschenlampe trifft Kopf. Sterne. Hingefallen. Tritte.“
    „Soweit ist alles klar. Sag mir nur noch, wer die Vier waren und ich serviere sie dir morgen gepökelt und gesalzen zum Frühstück.“
    „Nie gesehen. Vielleicht Brüder. Einer sehr jung. Stimmbruch? Nur drei gesehen.“
    Ollner hatte wieder einmal die Augen geschlossen. Er atmete flach, aber gleichmäßig. Kofi konnte keine Überwachungsgeräte entdecken. Das hieß wohl, dass es seinem Kollegen besser ging als er aussah.
    „Kelvin?“
    Kofi zuckte zusammen, als er die raue Stimme hörte.
    „Mausig und Guntram sind gestern Abend noch bei der Mutter gewesen und haben sie informiert. Herbert ist nach Hildesheim gefahren, um den Vater gleichzeitig in Kenntnis zu setzen und ihm noch einmal auf den Zahn zu fühlen. Marc wollte heute Morgen gleich mit der Obduktion beginnen. Wir haben um halb eins Lagebesprechung und anschließend die Pressekonferenz.“
    „Wie im Schlaf, friedlich.“
    „Stimmt, er wirkte wirklich friedlich.“ Kofi dachte an die Eltern und fragte sich, ob das ein Trost für sie sein konnte.
    „Spuren?“
    „Vom Täter? Reifenspuren, etwas anderes hat Marc nicht erwähnt.“
    „Schlecht für Emma.“
    „Da sagste was.“
    Stefan packte Kofis Hand. Er schien aufgeregt zu sein. „Neue Entführung?“
    „Haben wir auch schon angedacht. Ob der Täter Ersatz braucht? Was macht er mit den Kindern, bevor er sie wegbringt?“
    „Frisch halten.“
    „Frisch? Ach, du meinst wegen der Folie? Frisch halten, konservieren, haltbar machen, aufbewahren. Wozu? Nein, viel wichtiger ist, wo? Damit wir den Kerl aufhalten können.“
    „Emma retten.“
    „Unbedingt. Vielleicht hat Marcs Team etwas gefunden, das uns voranbringt. Fällt dir sonst noch was ein? Kleidungsstücke? Haarfarbe? Waren es Deutsche?“
    „Kartoffeln, eindeutig.“
    Kofi beobachtete, wie die Tropfen aus dem Beutel in den Schlauch fielen, und hing seinen Gedanken nach. Als er wieder

Weitere Kostenlose Bücher