Nur ein Katzensprung
Fall persönlich ein ernstes Gespräch mit Herrn Schwarze führen.“
Nachdem die Männer vereinbart hatten, wie sie weiter vorgehen sollten, berichtete Mausig mit knappen Worten von seinem Besuch bei Frau Jänicke.
Kofi wusste, dass er nicht der Einzige im Raum war, der heilfroh war, dass Mausig persönlich diese schwere Aufgabe übernommen hatte. Er war ihm unglaublich dankbar dafür.
Bevor er sie entließ, verteilte er ein eng beschriebenes Blatt. „Das sind noch ein paar ergänzende Informationen aus dem Labor. Sie haben die Folie, den Dreck unter Kelvins Fingernägeln und vieles andere untersucht. Auf den ersten Blick nichts Spektakuläres. Sie sollten es trotzdem zur Kenntnis nehmen und im Hinterkopf behalten, besonders den blauen Teppichflusen und die fünfzigjährige Spinne.“
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
Holzminden
Freitag, 4. November 2011
gegen 11.30 Uhr
33
Guntram Schnitter und Kofi Kayi warteten schon beinahe eine Viertelstunde auf die Schulleiterin der Grundschule Karlstraße. Frau Ebenreiter hatte ihnen eine Kanne Kaffee und zwei Tassen hingestellt und war mit dem Hinweis verschwunden, dass sie schnell noch etwas zu erledigen hätte.
Im Büro war es still, aus dem Sekretariat nebenan hörte man gelegentliches Telefonklingeln und die gleichbleibend freundliche Stimme der Sekretärin. Was sie sagte, konnten die beiden nicht verstehen, doch es schien immer Dasselbe zu sein.
Plötzlich sprang Schnitter auf. „Wir haben wahrlich Wichtigeres zu tun, als hier tatenlos herumzusitzen.“
„Ganz ruhig. Mausig hat recht. Wir müssen der Bürgerwehr Einhalt gebieten. Sie hat mehr als genug Schaden angerichtet. Hier hat alles angefangen, und Frau Ebenreiter wird genauso großes Interesse daran haben, die Bewegung aufzulösen wie wir.“
„Wir sollten die ganze Bande einfach übers Wochenende einsperren. Sollst mal sehen, wie schnell sich der ganze Spuk in Wohlgefallen auflöst.“
Als sich die Tür öffnete und Frau Ebenreiter hereinsprintete, setzte Schnitter sich wieder.
Sie versuchte zu lächeln, doch es misslang. „Drei Kriseninterventionsteams arbeiten in den Klassen, wir haben Mitarbeiter der Landeskirche, die sich um das Kollegium und die Eltern kümmern. Das Rote Kreuz baut eine Küche auf. Nachher um elf Uhr soll ein Gottesdienst stattfinden. Was kann ich für Sie tun?“
„Wir wissen, dass Sie derzeit sehr angespannt sind.“
„Angespannt?“ Ihre Stimme wies einen leicht hysterischen Unterton auf.
„Wir brauchen Ihre Unterstützung. Sie müssen den Leuten, die sich für die Bürgerwehr engagieren, sagen, dass sie aufhören müssen.“
„Aufhören? Die Eltern sind entsetzt, entrüstet, wütend, mir fällt gar kein passender Begriff ein. Mit welchem Argument sollte ich sie überzeugen können? Die meisten haben panische Angst, dass es als Nächstes ihr Kind treffen könnte. Einige Familien lassen ihre Kinder gar nicht mehr nach draußen, weder auf die Straße noch in die Schule, weder zum Sport noch zum Spielen.“ Sie hörte so abrupt auf zu sprechen, als wären ihr plötzlich die Worte ausgegangen.
„Sie brauchen das nicht persönlich zu machen. Sagen Sie uns, wann sich die Initiatoren das nächste Mal treffen, und unterstützen Sie unser Anliegen.“
Sie wirkte nicht so, als hätte sie Kofi verstanden. Doch dann schüttelte sie den Kopf und flüsterte: „Ich fürchte, solange Emma verschwunden bleibt, werden wir keinen Erfolg haben. Sie klammern sich an die Hoffnung, den Täter zu finden und Emma zu retten.“
Kofi dachte, dass er genau dasselbe hoffte, obwohl ihm sein gesunder Menschenverstand sagte, sagen musste, dass das sehr unwahrscheinlich war. ‚Die Hoffnung stirbt zuletzt‘, dachte er und hörte nur halb hin, als Guntram erklärte: „Ist Ihnen klar, dass wir längst nicht mehr nur von Sachbeschädigung sprechen? Ein Haus zu beschmieren und Fenster einzuwerfen, das ist das Eine. Dann folgte der Übergriff auf einen alten Herrn, der dabei leicht verletzt wurde, was die Täter zumindest billigend in Kauf nahmen. Gestern Abend jedoch wurde einer unserer Kollegen in der Feldmark überfallen. Er wurde zusammengeschlagen und getreten. Er liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Das erfüllt einen Straftatbestand und hätte zu seinem Tod führen können, wenn wir ihn nicht rechtzeitig gefunden hätten.“
Frau Ebenreiter schlug sich mit beiden Händen vor den Mund. „Mein Gott, das habe ich nicht gewusst.“ Sie
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