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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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„Machst du das Blaulicht an? Aber nicht das Tatütata, das ist mir zu laut.“
    Guntram Schnitter und Paul stiegen ebenfalls ein. Guntram fragte: „Arbeiten Sie in dem Partyservice?“
    „Ich helfe Anna“, antwortete Paul und gurtete sich umständlich an. „Ich bin stark.“
    ‚Was für eine Antwort‘, dachte Kofi. ‚Kein Wunder, dass die Kerle von der Bürgerwehr ausgetickt waren.‘ Im Rückspiegel sah er, dass Kim ihre Hand auf Pauls gelegt hatte. Der lächelte selig und summte leise vor sich hin. Ihm schien es ebenfalls zu gefallen, im Polizeiauto zu fahren.
    Plötzlich kam Kofi eine Idee. Wäre es möglich, dass Paul der Täter war? Er war eindeutig ein bisschen dötsch. Eigentlich ganz harmlos, sogar wenn man ihn bedrängte, was Kofi eben selbst miterlebt hatte. Doch wie reagierte er, wenn es ihm zu viel wurde? Was tat er, wenn Kim bedroht wurde?
    Kofi hielt den Atem an. Konnte das sein?
    Er musste unbedingt mit Guntram darüber sprechen.
    Vielleicht hatte Kim sich über Kelvin und Emma geärgert, hatte geschimpft oder sogar geweint, und der gutmütige Trottel Paul hatte sich aufgemacht, sie zu beschützen, hatte die Bösen, die Kim ärgerten, kurzerhand verschwinden lassen.
    Warum sollte er sie jedoch in Folie einwickeln?
    Weil er es aus dem Partyservice so kannte.
    Weil er selbst keine Gewalt ausüben mochte?

    Kofi parkte den Wagen direkt vor Annas Laden. Kim rüttelte an der Tür, konnte aber nicht heraus. „Ihr habt eine Kindersicherung in eurem Polizeiauto? Das ist aber komisch. Gibt es auch Kinderverbrecher?“
    Guntram und Kofi grinsten sich an. „Kindersicherung ist ein guter Ausdruck.“
    Während Kofi mit Paul und Kim in den Partyservice ging, blieb Guntram draußen beim Wagen. Kofi ahnte, dass er sich über Funk erkundigen würde, ob es Fortschritte gab. Sie wollten beide dabei sein, wenn es soweit war.
    Das Öffnen der Tür löste eine Glocke aus.
    Im vorderen Bereich, direkt neben der Eingangstür, war ein Tisch für drei Personen gedeckt. Eine Glasvase mit einer einzelnen gelben Rose stand in der Mitte. Die Servietten waren zu Schmetterlingen gefaltet und lagen auf dem oberen Rand der Teller.
    „Ihr kommt aber spät“, rief eine Stimme, die dafür sorgte, dass Hunderte kleiner Raupen durch Kofis Magen krabbelten, die alle darauf hofften, sich irgendwann in wunderschöne Schmetterlinge zu verwandeln und im Sonnenschein über eine blühende Wiese zu flattern.
    Anna Blume kam hinter dem Tresen hervor. Sie trug ein großes Tablett vor sich her. Es roch nach Speck und Zwiebeln. Als sie Paul erblickte, stellte sie das Tablett ab. „Was ist passiert? Hattet ihr einen Unfall?“
    „Eher einen Zusammenstoß“, sagte Kofi. „Man kannte Paul in der Schule nicht, und das hat bei den anderen Eltern zu Irritationen geführt.“
    „So wie Paul aussieht, ist das wohl ein Euphemismus.“
    Kofi wühlte in seinem Gehirn, um eine Erklärung für dieses Wort zu finden. Es fiel ihm nicht ein. Wie ungebildet war er eigentlich?
    „Soll ich dir ein Kühlkissen holen, Paul?“, fragte Anna und kümmerte sich nicht mehr um Kofi.
    „Wir sind Polizeiauto gefahren“, sagte Kim und setzte sich auf einen Stuhl am gedeckten Tisch. „Ich habe Hunger.“
    „Alles okay, tut nicht mehr weh.“
    „Sie sollten das röntgen lassen“, sagte plötzlich eine Stimme aus dem Hintergrund. „Mit Kopfverletzungen ist nicht zu spaßen.“
    Pauls Kopf ruckte zur Seite. „Was will der hier?“, murmelte er.
    Das Gleiche dachte Kofi auch. Ergänzt durch: ‚Wer zum Teufel ist das?‘
    Anna legte ihre Hand auf Pauls Schulter und dirigierte ihn mit einer Hand zu dem gedeckten Tisch, während sie auf der anderen das Tablett mit den Flammkuchen balancierte.
    „Herr Körner ist wegen des Kindergeburtstags hier. Ihr wisst schon, diese Zaubererparty.“
    „Haben Sie wirklich echte Ozeloten?“, fragte Kim.
    Kofi hatte den Eindruck, dass der Mann bei dieser Frage weiter hinter den Tresen zurückwich. Gleichzeitig überlegte er, wo er den Namen schon einmal gehört hatte.
    „Ozelots“, sagte er. „Die Mehrzahl heißt Ozelots. Ich besitze tatsächlich zwei. Ein Pärchen. Diese Tiere sind sehr selten und stehen unter Naturschutz. Ich habe sie einmal als Geschenk erhalten.“
    „Leben die in Ihrem Varitee?“
    „Nein, das ist verboten. Sie leben in einem Gehege auf meinem Grundstück.“
    „Dürfen die Kinder sie streicheln, wenn sie bei Ihnen Geburtstag feiern?“
    „Das ist gefährlich, sehr gefährlich“, sagte Paul.

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