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Nur ein kleines Bischen

Nur ein kleines Bischen

Titel: Nur ein kleines Bischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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in mir. Aber ich ignoriere es. Ich muss.
    »Du kannst aufhören. Aber vielleicht brauchst du
    Hilfe. Die können wir dir verschaffen. Vielleicht
    könnte deine Mutter einen Termin für dich
    machen . . .«
    »Nein!«, sagt Cait und löst sich aus meiner Umar—
    mung. Ihre Augen sind so groß wie Untertassen.
    »Nicht meine Mutter. Sie würde mich umbringen!«
    »Wenn du keine Hilfe bekommst, wirst du dich am
    Ende selbst umbringen.«
    Cait lässt den Kopf hängen. »Ich weiß«, sagt sie.
    »Aber bitte, erzähl es nicht meiner Mutter. Sie war so glücklich, als ich es in die Cheerleader-Truppe geschafft habe. Zum ersten Mal in meinem Leben ist sie wirklich stolz auf mich. Ich will sie nicht noch einmal enttäuschen.«
    Ich balle die Hände zu Fäusten und bin über die
    Maßen empört. Wie dumm manche Eltern sind! Ihre
    Kinder zu zwingen, das Leben zu leben, das sie für sie ausgesucht haben, obwohl dieses Leben nicht das Mindeste mit dem zu tun hat, was die Kinder für sich selbst wollen. Und wozu? Damit die Eltern gut dastehen, wenn sie bei Cocktailpartys mit ihren
    Sprösslingenangeben? Damit sie durch ihre Kinder
    ihre eigenen glorreichen Tage noch einmal durchleben können? Caits Mom hat sie ihr Leben lang herabge-setzt. Weil sie nicht cool genug war, weil sie nicht hübsch genug war, weil sie nicht gut genug war, um ein Cheerleader zu werden, wie sie selbst. Kein Wunder, dass das Mädchen sich verstümmelt. Irgendwie muss sie den Druck ja lindern.
    »Cait, wenn deine Mom dich liebt, wird sie verstehen, dass du Hilfe brauchst«, sage ich und drücke die Daumen, dass dies tatsächlich die Wahrheit ist. »Das Ritzen ist eine Krankheit. Wie Diabetes oder Krebs.
    Du kannst nicht dagegen an. Und du kannst es allein nicht heilen. Du brauchst Hilfe. Das wird sie sicher kapieren und jemanden für dich suchen. Und wenn sie enttäuscht von dir ist - nun, das ist ihr Problem. Nicht deins. Du bist große Klasse. Du bist ein Ass. Jeder, der das nicht begreift, ist ein blinder Idiot, der erschossen gehört.«
    Cait kichert durch ihre Tränen. »Vielleicht hast du recht«, ewidert sie. »Ich weiß nicht. Ich möchte nur ...
    hm, ich möchte meine Mom nicht enttäuschen,
    verstehst du ? Seit mein Dad gestorben ist, bin ich alles, was sie auf der Welt hat.«
    »Vielleicht könntest du anfangen, indem du zu unserer Schul-Psychologin gehst. Ich glaube, sie ist zu Vertraulichkeit verpflichtet, stimmt's? Es sei denn, du erzählst ihr, dass du dich umbringen willst, aber ich glaube nicht, dass es das ist, was hier passiert. Wie dem auch sei, sie könnte dir zumindest einen Weg in die richtige Richtung zeigen und dir vielleicht helfen, den besten Weg zu finden, um deiner Mom irgendwann davon zu erzählen.«
    Cait öffnet den Mund, um zu sprechen, aber genau in diesem Augenblick fliegt die Tür des Umkleideraums auf. Klasse. Genau das habe ich jetzt gebraucht. Eine Störung, direkt bevor Cait verspricht, dass sie sich Hilfe suchen wird.
    »Rayne?«
    Ah, noch besser. Eine Störung von meiner lieben
    Freundin Mandy.
    »Ich werde sie uns vom Hals schaffen«, sage ich zu Cait. »Geh zurück in die Toilettenkabine, sodass sie dich nicht sieht.«
    Cait gehorcht und schließt die Tür hinter sich. Ich stoße einen Seufzer der Erleichterung aus. Mandy darf Cait in diesem Zustand - weinend und blutend - auf keinen Fall sehen. Sie würde es wahrscheinlich als Vorwand benutzen, um sie aus der Truppe zu werfen.
    Mandy biegt um die Ecke und ich springe vor die
    Toilettentür. Sie runzelt die Stirn. »Was machst du da?«, fragt sie, die Hände in die Hüften gestemmt.
    Ich sehe sie mit großen, unschuldigen Augen an.
    »Nichts, Mandy«, sage ich. »Rein gar nichts.«
    »Ich will für dich hoffen, dass du keine Drogen
    nimmst, Freak. Du hast ein Gelübde unterschrieben, erinnerst du dich? Cheerleader sagen einfach Nein.«
    Ich verdrehe die Augen. »Bloß weil ich mich schwarz anziehe und The Cure höre, heißt das nicht, dass ich ein Junkie bin.«
    »Ja, hm . . .« Mandy scheint nach einer schlagfertigen Erwiderung zu suchen, aber es kommt ihr keine in den Sinn. »Was ist mit Cait? Warum ist sie ausgetickt? Ich will keine Mädchen in meiner Truppe, die mit dem Druck nicht fertig werden. Wenn sie das nicht abkann, muss sie eben raus.«
    »Mach dir keine Sorgen um Cait, Mandy. Sie wird
    damit fertig.Sie hat lediglich einen schlechten Tag. Du erinnerst dich doch an schlechte Tage, ja? Bevor du beliebt geworden bist, hattest du eine Menge davon, wenn

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